"Ich will doch einmal in den Ätna gucken und auf der Syrakuser Landspitze eine griechische Idylle lesen", "
begründete Johann Gottfried Seume seinen später berühmt gewordenen "Spaziergang nach Syrakus", zu dem er Ende 1801 aus dem sächsischen Grimma aufgebrochen war.
" "Meine meisten Schicksale lagen in den Verhältnissen meines Lebens; und der letzte Gang nach Sizilien war vielleicht der erste ganz freie Entschluss meines Lebens", "
glaubte Seume, der 1763 im sächsischen Poserna geboren wurde. Nach dem frühen Tod des Vaters kümmerte sich ein adeliger Gönner um die Ausbildung des Jungen. Der aber wollte partout nicht Theologe werden und floh mit 18 Jahren aus Leipzig mit dem Ziel Frankreich. Bald aber wurde er von hessischen Soldaten gedungen und vom Landgrafen an England verkauft, um in der neuen Welt gegen die aufständischen Amerikaner zu kämpfen. Dort entstand der Gedanke zu seinem bekanntesten Gedicht "Der Wilde", ein "Amerikaner, der Europens übertünchte Höflichkeit nicht kannte". Dem wird von einem "zivilisierten" Weißen bei einem Unwetter kein Obdach gewährt. Als aber der Weiße sich im Wald verirrt hat, hilft der "Wilde" ihm trotzdem:
" "Seht, ihr fremden, klugen, weisen Leute,
Seht, wir Wilden sind doch beßre Menschen."
Zurückgekehrt, wurde Seume nach zwei vergeblichen Fluchtversuchen an die Preußen weiter verschachert. Nachdem ein Emdener Bürger ihn freigekauft hatte, studierte Seume in Leipzig Philosophie, Philologie und Geschichte. Er habilitierte sich, wurde Hofmeister und trat in russische Dienste, wo er die Niederschlagung des polnischen Aufstands miterlebte.
1796 wurde er aus der russischen Armee ausgeschlossen und arbeitete nun für den Verleger Göschen, bis er zu seinem Spaziergang nach Sizilien aufbrach.
"Ich halte den Gang für das Ehrenvollste und Selbständigste in dem Manne und bin der Meinung, daß alles besser gehen würde, wenn man mehr ginge."
Über Prag, Wien, Venedig, Rom, Neapel, Palermo ging es nach Syrakus. Auf dem Rückweg unternahm er noch einen Abstecher nach Paris, um Napoleon zu sehen. Seume war ein Anhänger der Revolution, aber kein Freund des Korsen.
Was ihm besonders vergällt war und wogegen er immer wieder angeschrieben hat, das waren Privilegien. So heißt es in seinen späten Apokryphen:
"Wer das erste Privilegium erfunden hat, verdient vorzugsweise so lange im Fegefeuer in Öl gesotten oder mit Nesseln gepeitscht zu werden, bis das letzte Privilegium vertilgt ist."
1805 brach Seume noch einmal zu einer großen Reise auf, die ihn nach Norden führte, nach Skandinavien, Polen und Russland. Der Reisebericht "Mein Sommer 1805" wurde gleich nach dem Erscheinen wegen seiner Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen verboten.
In dem Buch findet sich die bis heute aktuelle Feststellung:
"Wo alles zu viel fährt, geht alles sehr schlecht, man sehe sich nur um! Sowie man im Wagen sitzt, hat man sich sogleich einige Grade von der ursprünglichen Humanität entfernt. Man kann niemandem mehr fest und rein ins Angesicht sehen, wie man soll. Fahren zeigt Ohnmacht, Gehen Kraft."
Das wohl berühmteste Zitat Seumes ist zu einer Volksweisheit geworden, der man allerdings nicht bedingungslos glauben sollte:
"Wo man singet, lass dich ruhig nieder,
Bösewichter haben keine Lieder."
"Man fühlt sich nie mehr in seiner Kraft, als wenn man geht, und so möchte ich einmal ganz abtreten. Es muß kein herrlicheres Ende sein als der Tod im Gefühl seiner Kraft."
Ein solches Ende war Seume nicht vergönnt. Er starb am 13. Juni 1810 in Teplitz unter Umständen, die - so drückte es der Freund, Buchhändler und Verleger Christian August Heinrich Clodius vielleicht ein wenig überspannt aus - keineswegs geeignet waren, "dem schaurig romantischen Bilde seines Lebens eine ästhetische Vollendung zu geben."
Der väterliche Freund Christoph Martin Wieland schrieb nach dem Tod Seumes:
"Auch mein Seume ist nicht mehr! Ein bitterer Gedanke! Er hat nichts verloren - wir, seine Freunde, desto mehr: ja, sein Tod ist zwar ein unerkannter, aber eben desto größerer Verlust für die Menschheit."
begründete Johann Gottfried Seume seinen später berühmt gewordenen "Spaziergang nach Syrakus", zu dem er Ende 1801 aus dem sächsischen Grimma aufgebrochen war.
" "Meine meisten Schicksale lagen in den Verhältnissen meines Lebens; und der letzte Gang nach Sizilien war vielleicht der erste ganz freie Entschluss meines Lebens", "
glaubte Seume, der 1763 im sächsischen Poserna geboren wurde. Nach dem frühen Tod des Vaters kümmerte sich ein adeliger Gönner um die Ausbildung des Jungen. Der aber wollte partout nicht Theologe werden und floh mit 18 Jahren aus Leipzig mit dem Ziel Frankreich. Bald aber wurde er von hessischen Soldaten gedungen und vom Landgrafen an England verkauft, um in der neuen Welt gegen die aufständischen Amerikaner zu kämpfen. Dort entstand der Gedanke zu seinem bekanntesten Gedicht "Der Wilde", ein "Amerikaner, der Europens übertünchte Höflichkeit nicht kannte". Dem wird von einem "zivilisierten" Weißen bei einem Unwetter kein Obdach gewährt. Als aber der Weiße sich im Wald verirrt hat, hilft der "Wilde" ihm trotzdem:
" "Seht, ihr fremden, klugen, weisen Leute,
Seht, wir Wilden sind doch beßre Menschen."
Zurückgekehrt, wurde Seume nach zwei vergeblichen Fluchtversuchen an die Preußen weiter verschachert. Nachdem ein Emdener Bürger ihn freigekauft hatte, studierte Seume in Leipzig Philosophie, Philologie und Geschichte. Er habilitierte sich, wurde Hofmeister und trat in russische Dienste, wo er die Niederschlagung des polnischen Aufstands miterlebte.
1796 wurde er aus der russischen Armee ausgeschlossen und arbeitete nun für den Verleger Göschen, bis er zu seinem Spaziergang nach Sizilien aufbrach.
"Ich halte den Gang für das Ehrenvollste und Selbständigste in dem Manne und bin der Meinung, daß alles besser gehen würde, wenn man mehr ginge."
Über Prag, Wien, Venedig, Rom, Neapel, Palermo ging es nach Syrakus. Auf dem Rückweg unternahm er noch einen Abstecher nach Paris, um Napoleon zu sehen. Seume war ein Anhänger der Revolution, aber kein Freund des Korsen.
Was ihm besonders vergällt war und wogegen er immer wieder angeschrieben hat, das waren Privilegien. So heißt es in seinen späten Apokryphen:
"Wer das erste Privilegium erfunden hat, verdient vorzugsweise so lange im Fegefeuer in Öl gesotten oder mit Nesseln gepeitscht zu werden, bis das letzte Privilegium vertilgt ist."
1805 brach Seume noch einmal zu einer großen Reise auf, die ihn nach Norden führte, nach Skandinavien, Polen und Russland. Der Reisebericht "Mein Sommer 1805" wurde gleich nach dem Erscheinen wegen seiner Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen verboten.
In dem Buch findet sich die bis heute aktuelle Feststellung:
"Wo alles zu viel fährt, geht alles sehr schlecht, man sehe sich nur um! Sowie man im Wagen sitzt, hat man sich sogleich einige Grade von der ursprünglichen Humanität entfernt. Man kann niemandem mehr fest und rein ins Angesicht sehen, wie man soll. Fahren zeigt Ohnmacht, Gehen Kraft."
Das wohl berühmteste Zitat Seumes ist zu einer Volksweisheit geworden, der man allerdings nicht bedingungslos glauben sollte:
"Wo man singet, lass dich ruhig nieder,
Bösewichter haben keine Lieder."
"Man fühlt sich nie mehr in seiner Kraft, als wenn man geht, und so möchte ich einmal ganz abtreten. Es muß kein herrlicheres Ende sein als der Tod im Gefühl seiner Kraft."
Ein solches Ende war Seume nicht vergönnt. Er starb am 13. Juni 1810 in Teplitz unter Umständen, die - so drückte es der Freund, Buchhändler und Verleger Christian August Heinrich Clodius vielleicht ein wenig überspannt aus - keineswegs geeignet waren, "dem schaurig romantischen Bilde seines Lebens eine ästhetische Vollendung zu geben."
Der väterliche Freund Christoph Martin Wieland schrieb nach dem Tod Seumes:
"Auch mein Seume ist nicht mehr! Ein bitterer Gedanke! Er hat nichts verloren - wir, seine Freunde, desto mehr: ja, sein Tod ist zwar ein unerkannter, aber eben desto größerer Verlust für die Menschheit."