Mit einem zweischneidigen Erbe kam Henry Fielding am 22. April 1707 im englischen Summerset auf die Welt. Schon sein Vater konnte nicht mit Geld umgehen und starb im Schuldturm, Henry selbst verpulverte die Mitgift seiner Frau im Handumdrehen und entging mehrfach nur knapp mit Hilfe begüterter Freunde dem Ruin. Aber auch das Schreiben lag in der Familie: Seine Cousine, Lady Mary Wortley Montagu, war zumindest den Zeitgenossen ebenso ein Begriff als Autorin wie seine Schwester Sarah.
Seine ersten Erfolge feierte Fielding als Dramatiker. Hauptziel seiner satirischen Attacken war Robert Walpole, der mächtige und wohl auch korrupte Premierminister. Die "Tragedy of Tom Thumb the Great", in der Fielding Walpole als größenwahnsinnigen Tom Däumling verspottete, soll sogar den notorisch griesgrämigen Gulliver-Erfinder Jonathan Swift zum Lachen gebracht haben.
"Nudel:
Ich bring euch gute Nachricht, Majestät -
Ein Verräter ist entdeckt, der plante
Tom Däumling umzubringen durch ein Gift
König:
Ha! Was sagst du?
Nudel:
Ein Mädchen hatte ihren Affen
In Toms Kostüm gesteckt
Der ward vergiftet
Versehentlich statt seiner."
Schnell stieg Fielding, der dem Wein und den Frauen nicht abgeneigt war, zum Direktor des Little Theatre am Londoner Haymarket auf. Doch dann überspannte er den Bogen. Das englische Zensurgesetz von 1737 zielte direkt auf ihn, sein Theater wurde geschlossen, seine Karriere als Dramatiker war damit beendet. Nicht unbedingt ein großer Schade, glaubt man der Cambridge History of English and American Literature:
"Als Komödienautor litt Fielding unter drei Fehlern: mangelnder Erfahrung mit dem menschlichen Herz, der Flüchtigkeit eines jungen Hans Dampf mit dringendem Geldbedürfnis - und der Vorherrschaft einer überlebten Komödienform."
In Windeseile schloss er jetzt sein abgebrochenes Jurastudium ab und erlangte 1740 die Zulassung als Rechtsanwalt. Doch seinem Hang zur politischen Satire frönte er weiter als Herausgeber und Journalist für verschiedene Blätter, wobei er dieses Metier des Zeitungmachens von der Kritik nicht ausnahm:
"Eine Zeitung besteht immer aus derselben Zahl von Wörtern, ob nun etwas Neues darin steht oder nicht"
Unsterblich aber wurde Fielding als Romanautor. Als erstes erschien 1742 seine höchst erfolgreiche Parodie auf Samuel Richardsons berühmt-berüchtigtes Melodram "Pamela", sieben Jahre später folgte Fieldings Meisterwerk: Die Geschichte des "Tom Jones", eines Findlings, der von seinem missgünstigen Halbbruder verleumdet wird und dennoch sein Glück findet. Sein eigentliches Thema dabei, so Fielding, sei
"nichts anderes als die menschliche Natur, in der sich eine so unendliche Mannigfaltigkeit findet, dass ein Koch sich viel eher durch alle verschiedenen Gerichte aus dem Tier- und Pflanzenreich hindurchkochen, als ein Schriftsteller dieses so weitläufige Thema erschöpfen könnte."
Auch "Tom Jones" ist ein satirischer Roman, aber er geht doch weit darüber hinaus. Fielding entwirft hier ein realistisches Porträt der englischen Gesellschaft, wie er sie sah. Noch einmal das Urteil der Literaturgeschichte:
"Fielding hat nie einen perfekten Charakter kennengelernt, also gibt es auch keinen in seinem Buch. Aber von jener menschlichen Natur, die nicht perfekt ist, nicht überhöht durch intellektuelle oder moralische oder religiöse Leidenschaft, wusste er mehr als jeder andere Autor - mit Ausnahme, möglicherweise, von Shakespeare."
Ungefähr zur Entstehungszeit des Tom Jones kam auch Fieldings juristische Karriere in Schwung. Sein Intimfeind Walpole trat ab, Fielding wurde zum Friedensrichter ernannt. Er begründete die erste professionelle Polizeitruppe Englands und legte mit den ersten Kriminalakten den Grundstock für Scotland Yard. Dann zwang ihn seine schwache Gesundheit, in südlicheren Gefilden Linderung zu suchen. Die Reise muss, glauben wir dem nachgelassenen Tagebuch, ein einziger Schrecken gewesen sein. Der fand erst am 8. Oktober 1754 sein Ende. An diesem Tag starb Henry Fielding, 47 Jahre alt, in Lissabon.
Seine ersten Erfolge feierte Fielding als Dramatiker. Hauptziel seiner satirischen Attacken war Robert Walpole, der mächtige und wohl auch korrupte Premierminister. Die "Tragedy of Tom Thumb the Great", in der Fielding Walpole als größenwahnsinnigen Tom Däumling verspottete, soll sogar den notorisch griesgrämigen Gulliver-Erfinder Jonathan Swift zum Lachen gebracht haben.
"Nudel:
Ich bring euch gute Nachricht, Majestät -
Ein Verräter ist entdeckt, der plante
Tom Däumling umzubringen durch ein Gift
König:
Ha! Was sagst du?
Nudel:
Ein Mädchen hatte ihren Affen
In Toms Kostüm gesteckt
Der ward vergiftet
Versehentlich statt seiner."
Schnell stieg Fielding, der dem Wein und den Frauen nicht abgeneigt war, zum Direktor des Little Theatre am Londoner Haymarket auf. Doch dann überspannte er den Bogen. Das englische Zensurgesetz von 1737 zielte direkt auf ihn, sein Theater wurde geschlossen, seine Karriere als Dramatiker war damit beendet. Nicht unbedingt ein großer Schade, glaubt man der Cambridge History of English and American Literature:
"Als Komödienautor litt Fielding unter drei Fehlern: mangelnder Erfahrung mit dem menschlichen Herz, der Flüchtigkeit eines jungen Hans Dampf mit dringendem Geldbedürfnis - und der Vorherrschaft einer überlebten Komödienform."
In Windeseile schloss er jetzt sein abgebrochenes Jurastudium ab und erlangte 1740 die Zulassung als Rechtsanwalt. Doch seinem Hang zur politischen Satire frönte er weiter als Herausgeber und Journalist für verschiedene Blätter, wobei er dieses Metier des Zeitungmachens von der Kritik nicht ausnahm:
"Eine Zeitung besteht immer aus derselben Zahl von Wörtern, ob nun etwas Neues darin steht oder nicht"
Unsterblich aber wurde Fielding als Romanautor. Als erstes erschien 1742 seine höchst erfolgreiche Parodie auf Samuel Richardsons berühmt-berüchtigtes Melodram "Pamela", sieben Jahre später folgte Fieldings Meisterwerk: Die Geschichte des "Tom Jones", eines Findlings, der von seinem missgünstigen Halbbruder verleumdet wird und dennoch sein Glück findet. Sein eigentliches Thema dabei, so Fielding, sei
"nichts anderes als die menschliche Natur, in der sich eine so unendliche Mannigfaltigkeit findet, dass ein Koch sich viel eher durch alle verschiedenen Gerichte aus dem Tier- und Pflanzenreich hindurchkochen, als ein Schriftsteller dieses so weitläufige Thema erschöpfen könnte."
Auch "Tom Jones" ist ein satirischer Roman, aber er geht doch weit darüber hinaus. Fielding entwirft hier ein realistisches Porträt der englischen Gesellschaft, wie er sie sah. Noch einmal das Urteil der Literaturgeschichte:
"Fielding hat nie einen perfekten Charakter kennengelernt, also gibt es auch keinen in seinem Buch. Aber von jener menschlichen Natur, die nicht perfekt ist, nicht überhöht durch intellektuelle oder moralische oder religiöse Leidenschaft, wusste er mehr als jeder andere Autor - mit Ausnahme, möglicherweise, von Shakespeare."
Ungefähr zur Entstehungszeit des Tom Jones kam auch Fieldings juristische Karriere in Schwung. Sein Intimfeind Walpole trat ab, Fielding wurde zum Friedensrichter ernannt. Er begründete die erste professionelle Polizeitruppe Englands und legte mit den ersten Kriminalakten den Grundstock für Scotland Yard. Dann zwang ihn seine schwache Gesundheit, in südlicheren Gefilden Linderung zu suchen. Die Reise muss, glauben wir dem nachgelassenen Tagebuch, ein einziger Schrecken gewesen sein. Der fand erst am 8. Oktober 1754 sein Ende. An diesem Tag starb Henry Fielding, 47 Jahre alt, in Lissabon.