
Mit "Dreck" meine er offenbar die Menschen, die im Iran in den Hochhäusern ohne Luftschutzkeller säßen und jetzt von Israel bombardiert würden. Kermani beklagte, viele von ihnen hätten im Kampf gegen das Regime Opfer gebracht, von denen wir im Westen nicht einmal eine Vorstellung hätten.
Demokratie-Bewegung im Iran ist gegen den Krieg
Merz hatte in einem ZDF-Interview mit Blick auf Israels Krieg gegen den Iran gesagt, die Angriffe seien "die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle. Dieses Mullah-Regime hat Tod und Zerstörung über die Welt gebracht". Kermani verwies dagegen darauf, dass alle bekannten Protagonisten der Demokratie-Bewegung sich gegen den Krieg ausgesprochen hätten, so auch die inhaftierte Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi und die Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotudeh.
Der Schriftsteller gilt als einer der einflussreichsten deutschen Intellektuellen. Er wurde 1967 in Siegen als Sohn einer aus dem Iran eingewanderten Arztfamilie geboren und unter anderem mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt. Er äußerte sich, noch bevor die USA in der Nacht zum Sonntag an der Seite Israels in den Krieg gegen den Iran eingriffen und drei Atomanlagen attackierten.
Kermani befürchtet Gewalt und Repressionen durch das Mullah-Regime
Kermani befürchtet, dass der Iran ins Chaos abgleiten könnte, sollte Israel versuchen, mit US-Unterstützung die Staatsführung zu Fall zu bringen. Das iranische Regime habe ein gewaltiges Arsenal an chemischen Waffen, das es in dem Moment einsetzen würde, in dem es nichts mehr zu verlieren habe. Dies berge auch für Israel ein großes Sicherheitsrisiko.
Sollte die politische und religiöse Führung des Iran den Krieg dagegen überleben, wäre nach Überzeugung Kermanis eine Repressionswelle gegen die eigene Bevölkerung die Folge. Das deute sich bereits jetzt mit Hinrichtungen und vielen Festnahmen an. "Das heißt also, beide Optionen führen ins Verderben."
Iranische Zivilgesellschaft "die mutigste weltweit"
Die iranische Zivilgesellschaft sei "die mutigste weltweit", sagte Kermani. Als Beispiele nannte er die Filmregiesseure Jafar Panahi, der nach Jahren im Gefängnis in diesem Jahr mit einem kritischen Film die Goldene Palme in Cannes gewonnen hat und Mohammad Rasoulof, der für "Die Saat des heiligen Feigenbaums" über die Massenproteste im Iran für einen Oscar nominiert wurde.
Zudem verwies er auf "all die Frauen, die weiterhin trotz striktester Gesetze" ohne Kopftuch auf die Straße gingen. Und die, wenn sie aufgegriffen würden, sofort Hilfe von Passanten erhielten. Das seien die Menschen, die jetzt bombardiert würden.
Diese Nachricht wurde am 22.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.