"Jede ihr eigenes Label - Autorinnen und der Markt" - so das Thema also. Die letzten sieben Jahre Literatur- und Marktentwicklung genügten dem Podium weitestgehend als Basis für diese Fragestellung. Denn alles begann 1997 mit dem "Sommerhaus, später" von Judith Herrmann, dem Synonym für das Fräuleinwunder. Dann kamen immer weitere Fräuleins, die Verlage selbst verlangten nach mehr und schließlich vor drei bis vier Jahren der Höhepunkt: die New German Literature. Und heute? Da haben es die Autorinnen wieder schwer, Debütantinnen, ob zwanzig oder siebzig Jahre alt ebenso wie alte Häsinnen im Geschäft. Und die großen Literaturpreise, wie der Büchner- oder der Kleistpreis, gehen doch wieder nur an die Männer. Jutta Heinrich:
Also von Wandel kann man ja eigentlich gar nicht mehr sprechen. Ich würde sagen, es ist ein Sturz, ich vermeide das Wort Absturz. Und es ist ein Sturz mit dem Einverständnis der Allermeisten, auch der allermeisten Frauen. Ich habe jetzt, nachdem ich meine Gelassenheit versucht habe wiederzufinden, die Gelegenheit, in aller Ruhe zu beobachten, wie lange Frauen sich eigentlich zurückhalten und nicht sehr viel stärker darauf pochen, dass da, wo bestimmt wird, Frauen sehr viel stärker vertreten sind.
Jutta Heinrich stellte sich der ansonsten einhelligen Meinung entgegen, dass ein Fernsehauftritt meist Garant für steigende Verkaufszahlen ist. Doch speist sich diese Erkenntnis aus der Erfahrung mit Fernsehmachern, die mehr an ihr als Person, als Frau in der Menopause interessiert waren als an ihrer Literatur. Das und anderes sah auch Antje Ravic Strubel zumeist ähnlich und beide widerlegten in trauter Eintracht die Mär vom Generationenkonflikt.
Wenn es keinen Generationenkonflikt gibt, besteht dann der Konflikt vielleicht in den unterschiedlichen Zugangschancen von alten und jungen oder schönen und hässlichen Frauen zum Literaturmarkt? Nein, beschieden die Podiumsrednerinnen und reagierten brüsk auf die von der Moderatorin Claudia Kramatschek vorgetragene Beobachtung: "Autorinnen seien zunehmend attraktiver". Kein Verlag verlange neben dem eingesandten Manuskript ein Foto der Autorin, wehrte die Literaturagentin Petra Eggers ab und Lektorin Christiane Schmidt beteuerte, "allein die Qualität eines Textes zählt". Antje Ravic Strubel:
Ich glaube das ist auch zu einfach. Also man kann nicht sagen, es ist das Aussehen, sondern, ich glaube, es ist der Körper als solches. Und der Körper hat etwas mit Autobiografie zu tun. Also das wären sozusagen meine Trennungen. Gar nicht mal das so das Foto oder die Schönheit oder sonst was. Sondern das Texte von Frauen in der Kritik viel mehr auf den Körper und auf die Autobiografie bezogen wahrgenommen werden. Und Texte von Männern einfach sozusagen Aussagen über den Zeitgeist und über die Welt und was weiß ich alles sind. Also da liegt denke ich, mehr die Unterscheidung.
Die Frauen mögen es nicht mehr, auf die Erotik, die Sinnlichkeit, den Körper, den Widerstreit mit der Mutter, dem Vater, dem Ehemann, der Ehefrau festgelegt zu werden. Und doch sind es eben diese Themen, die Frauen meist bedienen. Die Verlage wollen Autobiografisches - also wird Autobiografisches geliefert. Und gibt das eigene, das normale Leben keine Vorlagen für Literatur her - dann muss das Leben inszeniert und nicht mehr gelebt werden.
Und ein Vertiefen der Diskussion an dieser Stelle, weg vom Schein des Marktes und seinen Unwägbarkeiten hin zu den wirklichen, den wünschenswerten Formen und Inhalten der Literatur von Frauen wäre so von Nöten gewesen.
Viele Behauptungen, wenig Substanzielles für die Literatur - aber irgendwie ist das Thema auch Nebensache bei diesem Treffen, das in den kommenden vier Tagen profunde Frauennetzwerke ausbilden soll. Ähnlich effizient und zukunftsfördernd wie jene der Old Boys, die in Saunen schwitzend und beim Golf dilettierend die fetten Deals beschließen.
Also von Wandel kann man ja eigentlich gar nicht mehr sprechen. Ich würde sagen, es ist ein Sturz, ich vermeide das Wort Absturz. Und es ist ein Sturz mit dem Einverständnis der Allermeisten, auch der allermeisten Frauen. Ich habe jetzt, nachdem ich meine Gelassenheit versucht habe wiederzufinden, die Gelegenheit, in aller Ruhe zu beobachten, wie lange Frauen sich eigentlich zurückhalten und nicht sehr viel stärker darauf pochen, dass da, wo bestimmt wird, Frauen sehr viel stärker vertreten sind.
Jutta Heinrich stellte sich der ansonsten einhelligen Meinung entgegen, dass ein Fernsehauftritt meist Garant für steigende Verkaufszahlen ist. Doch speist sich diese Erkenntnis aus der Erfahrung mit Fernsehmachern, die mehr an ihr als Person, als Frau in der Menopause interessiert waren als an ihrer Literatur. Das und anderes sah auch Antje Ravic Strubel zumeist ähnlich und beide widerlegten in trauter Eintracht die Mär vom Generationenkonflikt.
Wenn es keinen Generationenkonflikt gibt, besteht dann der Konflikt vielleicht in den unterschiedlichen Zugangschancen von alten und jungen oder schönen und hässlichen Frauen zum Literaturmarkt? Nein, beschieden die Podiumsrednerinnen und reagierten brüsk auf die von der Moderatorin Claudia Kramatschek vorgetragene Beobachtung: "Autorinnen seien zunehmend attraktiver". Kein Verlag verlange neben dem eingesandten Manuskript ein Foto der Autorin, wehrte die Literaturagentin Petra Eggers ab und Lektorin Christiane Schmidt beteuerte, "allein die Qualität eines Textes zählt". Antje Ravic Strubel:
Ich glaube das ist auch zu einfach. Also man kann nicht sagen, es ist das Aussehen, sondern, ich glaube, es ist der Körper als solches. Und der Körper hat etwas mit Autobiografie zu tun. Also das wären sozusagen meine Trennungen. Gar nicht mal das so das Foto oder die Schönheit oder sonst was. Sondern das Texte von Frauen in der Kritik viel mehr auf den Körper und auf die Autobiografie bezogen wahrgenommen werden. Und Texte von Männern einfach sozusagen Aussagen über den Zeitgeist und über die Welt und was weiß ich alles sind. Also da liegt denke ich, mehr die Unterscheidung.
Die Frauen mögen es nicht mehr, auf die Erotik, die Sinnlichkeit, den Körper, den Widerstreit mit der Mutter, dem Vater, dem Ehemann, der Ehefrau festgelegt zu werden. Und doch sind es eben diese Themen, die Frauen meist bedienen. Die Verlage wollen Autobiografisches - also wird Autobiografisches geliefert. Und gibt das eigene, das normale Leben keine Vorlagen für Literatur her - dann muss das Leben inszeniert und nicht mehr gelebt werden.
Und ein Vertiefen der Diskussion an dieser Stelle, weg vom Schein des Marktes und seinen Unwägbarkeiten hin zu den wirklichen, den wünschenswerten Formen und Inhalten der Literatur von Frauen wäre so von Nöten gewesen.
Viele Behauptungen, wenig Substanzielles für die Literatur - aber irgendwie ist das Thema auch Nebensache bei diesem Treffen, das in den kommenden vier Tagen profunde Frauennetzwerke ausbilden soll. Ähnlich effizient und zukunftsfördernd wie jene der Old Boys, die in Saunen schwitzend und beim Golf dilettierend die fetten Deals beschließen.