Archiv


"Schröder ist ein sehr brillanter Taktiker"

Der Gründer der deutschen Pokerliga, Horst Koch, hält Bundeskanzler Schröder für einen sehr brillanten Spieler, der vielleicht aus einer verlorenen Wahl noch eine gewonnene machen könne. Die wichtigste Eigneschaft eines Pokerspielers sei es, seine Mitspieler gut einschätzen zu können und am Ende noch ein As im Ärmel zu haben.

Moderation: Friedbert Meurer |
    Friedbert Meurer: Der Poker um die Macht im Bund - kaum ein Bild ist so bemüht worden wie das des Pokerspiels. Schröder hat schon mit einem ganz schlechten Blatt einen Wahlkampf fast noch umgedreht, jetzt habe er sich am Sonntagabend wieder als der ganz große Zocker präsentiert, heißt es vielfach. Wer gewinnt das Pokermatch, wie sind die Spielregeln? Am Telefon Horst Koch, ehemaliger deutscher Pokermeister und Gründer der deutschen Pokerliga. Guten Morgen.

    Horst Koch: Guten Morgen, Herr Meurer.

    Meurer: Halten Sie Schröder für einen begnadeten Pokerspieler?

    Koch: Also ich persönlich finde Schröder als einen sehr brillanten Spieler, denn er weiß, was er tut, er hat die Schachzüge schon im Vorhinein geplant und konnte vielleicht aus einer verlorenen Wahl noch eine gewonnen Wahl machen.

    Meurer: Da Sie ja ein bisschen erkennen können, wann ein Spieler blufft und wann er nicht bluff, ist es eindeutig, dass Schröder jetzt blufft und wenig in der Hand hat?

    Koch: Also Schröder an sich ist ein sehr brillanter Taktiker, er hat es gelernt, sich in den Medien sehr gut zu verkaufen, weil in unserer heutigen Zeit entscheidet ja einfach auch ein Medium, wer gewinnt und wer nicht gewinnt und wenn man so etwas sehr brillant lernt, dann hat man immer Vorteile gegenüber seinen anderen Mitspielern oder Mitbewerbern.

    Meurer: Worauf kommt es beim Pokern an?

    Koch: Beim Pokern kommt es darauf an, dass ich zuerst mal das Pokerspiel aus dem Effeff beherrsche, dann muss ich probieren, aber nicht langfristig, meine Gegner einschätzen zu können und natürlich auch genau wissen, wie jeder Gegenspieler zum Schluss natürlich spielt. Und wenn man diese grundlegenden Regeln aus dem Effeff beherrscht, dann kann man von vornherein immer genau abwägen, gegen wen man gewinnen kann und nicht und so ist es in der Politik genauso.

    Meurer: Was ist die wichtigste Qualität für einen Pokerspieler?

    Koch: Die wichtigste Qualität wird langfristig sein, dass man seine Mitspieler sehr gut einschätzen kann und dann zum Schluss wenn es darauf ankommt immer noch ein As im Ärmel hat.

    Meurer: Und, hat Schröder noch ein As im Ärmel?

    Koch: Das würde ich vermuten, dass er noch ein As im Ärmel hat.

    Meurer: Woran machen Sie das fest?

    Koch: Ja, weil er verkauft sich ja sehr gut, das heißt im Endeffekt glaubt ja jeder, dass er der Verlierer ist, aber er ist ja nicht der Verlierer. Das heißt, er wird jetzt seine Machtposition, die er noch hat, ausnützen und dann eben mit den richtigen Partnern sich zusammensetzen und dann wird man sehen, wie gut er sich dann bei seinen Partnern verkauft.

    Meurer: Bevor Sie selbst Pokermeister geworden sind, war glaube ich eine Frau deutsche Pokermeisterin.

    Koch: Ja, die letzten zwei Jahre haben Frauen gewonnen.

    Meurer: Also Frauen können besonders gut pokern?

    Koch: Ja, die haben irgendwie ein gutes Pokerface (lacht). Und keiner weiß warum, aber wie gesagt, die Kunst ist ja nicht, einmal zu gewinnen, sondern die Kunst ist ja, lange Zeit sich im Pokerspiel zu bewegen und ich spiele seit 22 Jahre Poker und da habe ich schon alles erlebt, also vom Niedergang von Spielern bis zum absoluten Höhenflug.

    Meurer: Sie setzen ja Ihre Erkenntnisse aus dem Pokerspiel auch um in Seminare für Manager. Was sind die wichtigsten Regeln, die Sie für Verhandlungen in der Wirtschaft oder andernorts übertragen aus dem Pokerspiel? Dass man das richtige Pokerface aufzieht?

    Koch: Ich persönlich finde ganz einfach, in dem, was man tut, muss man Spaß haben. Und wenn man ein Seminar verkauft, dann ist das keine klassische Geschichte, wo ich verkaufe, sondern ich probiere einfach, den Spaß rüberzubringen und das ist das, was auch in der Politik fehlt, Jeder ist immer nur bedacht an die Macht zu kommen und wenn man dann die Macht hat, dann lässt man alles ganz normal schleifen und das möchte ich bei meinen Seminaren nicht tun. Wenn jemand Spaß hat, dann wird er sein Produkt immer besser verkaufen und zwar langfristig auch erfolgreicher.

    Meurer: Aber in der Hauptsache geht es doch den Leuten, denen Sie etwas beibringen um den Erfolg, um das Verkaufen und weniger um den Spaß.

    Koch: Ja, aber der Erfolg kommt ja aus dem Spaß raus. Ein Geschäft kann man nur tätigen, wenn man überzeugt ist von seinem Produkt und nicht immer nur wegen dem Geld arbeitet, sondern einfach arbeitet, weil man auch Spaß dabei hat. Das ist das, was in unserer Gesellschaft fehlt. An dem, was man tut auch Spaß zu haben. Und die Arbeit ist ja ganz wichtiges Bestandteil und die Manager an sich, die lernen ganz einfach zum Schluss, wie sie in eine andere Richtung gehen und vielleicht dort das Produkt besser an den Mann zu bringen. Und das war bis jetzt sehr, sehr erfolgreich, diese Seminarschiene.