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Schröpfen beim Dispozins

Zum wiederholten Mal werfen die Warentester Banken und Sparkassen ein zu hohes Abkassieren beim Dispositions-Kredit vor. Und sie kritisieren mangelnde Transparenz. In Zeiten des Online-Bankings sollte es möglich sein, im Internet die jeweiligen Konditionen beim Dispozins zu erfahren.

Von Dieter Nürnberger |
    Fast ein Drittel der Deutschen nehmen im Laufe eines Jahres ihren Dispokredit in Anspruch, diese Erkenntnis aus einer Emnid-Studie wurde heute von der Stiftung Warentest ausdrücklich betont. Denn zum wiederholten Mal wirft die Berliner Verbraucherinstitution einem Großteil der Banken und Sparkassen ein zu hohes Abkassieren beim Dispositions-Kredit vor. Zwar lag der Durchschnitt mit 11,76 Prozent um 0,63 Prozentpunkte geringer als im Vorjahr, doch sei damit der Dispozins weiterhin eine gute Einnahmequelle für die Banken, sagt Hubertus Primus vom Vorstand der Stiftung Warentest. Negative Beispiele:

    "Die 'Raiffeisenbank' Fischenich-Kendenich in Nordrhein-Westfalen verlangt von ihren Kunden sogar 14,25 Prozent. Und wer nach Ansicht der Bank über eine schlechte Bonität verfügt, zahlt bei der "VR Bank" in Aalen sogar 15,32 Prozent. Und diese Zinssätze markieren wohl noch nicht das Ende der Fahnenstange. Denn bei unserer Untersuchung haben sich drei Viertel der knapp 1.600 Banken verweigert."

    Die Warentester werfen den Banken und Sparkassen somit nicht nur den hohen Zinssatz vor, sondern auch mangelnde Transparenz. In Zeiten von Online-Banking sollte es eigentlich ohne Probleme möglich sein, im Internet die jeweiligen Konditionen beim Dispozins zu erfahren.

    Günstige Zinssätze von unter 9 Prozent wurden bei rund 60 Banken und Sparkassen gefunden. So verlangt beispielsweise die "Deutsche Skatbank" lediglich 5,25 Prozent.

    Die Stiftung Warentest führt auch andere europäische Länder als vorbildlich auf. In Österreich wurde im Mai ein Durchschnittssatz von 5,52 Prozent errechnet. In den Niederlanden knapp 6,7 Prozent.

    In Deutschland jedoch würden die derzeit niedrigen Zinsen der Europäischen Zentralbank nicht an die Verbraucher weitergegeben. Hubert Primus:

    "In einer Niedrigzinsphase, in der Banken Geld zu 0,75 Prozent Zinsen leihen können, sind zweistellige Zinssätze bei den Dispokrediten unangemessen."

    Der Bundesverband der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken wies die Vorwürfe zurück. Banken und Sparkassen würden bereits in den Kontoauszügen über die aktuellen Konditionen aufklären. Neukunden könnten die Preisaushänge in den Filialen und oft auch im Internet nutzen.

    Politiker wie der SPD-Vizefraktionschef im Bundestag, Ulrich Kelber, forderten eine gesetzliche Obergrenze für Dispozinsen. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) lehnte dies heute erneut ab. Allerdings unterstützt sie die Forderung der Warentester nach mehr Transparenz. Das Versteckspiel müsse aufhören, sagte sie der Passauer Neuen Presse.