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Schüler als Unternehmensgründer
Mit Youtube zum Start-up

17 Jahre, eine tolle Geschäftsidee, aber keine Ahnung wie man ein Unternehmen gründet? Das will die Plattform Startup Teens ändern - hier können Jugendliche per Youtube-Videos lernen, was zur Geschäftsgründung dazu gehört. Das langfristige Ziel: Unternehmensgründungen in Deutschland fördern.

Von Stephanie Kowalewski |
    Junge Mitarbeiter im Startup diskutieren am Schreibtisch.
    Die Zahl der Unternehmensgründungen ist in Deutschland sehr niedrig - auch das will Startup Teens ändern (imago / Photocase)
    "Moin ihr Fritten. Alles frisch bei euch? Heute gehen wir mal drauf ein, ob und wie ihr ein Unternehmen mit unter 18 Jahren gründen könnt. Los geht’s."
    Unternehmerische Bildung fehlt
    Die Sprache der Gründer-Education-Videos, die kostenlos bei Youtube zu sehen sind, ist für Nutzer jenseits der Teens manchmal etwas zu cool. Aber genau so wollen es die Macher der Filme Alex Giesecke und Nico Schorck - denn ihre Zielgruppe sind Schüler.
    "Es geht halt darum, dass wir mit den Leuten auf Augenhöhe sprechen wollen. Wir wollen der Kumpel sein, der Lerncoach sein. Da dürfen wir niemals von oben herab irgendein Thema erklären, sondern sagen: Hey, guck mal wir haben genau die gleiche Geschichte gehabt und wir erklären die jetzt einfach mal von Kumpel zu Kumpel, wie es bei uns aussah."
    Nico Schorck und Alex Giesecke waren nämlich selbst erst 17, als sie sich mit ihrer Lernapp "TheSimpleClub" selbständig gemacht haben. Solche Gründer-Videos hätten sie damals auch gern gehabt, sagen sie. Deshalb sind sie bei Startup Teens eingestiegen, einem gemeinnütziger Verein, der von Unternehmern aus Deutschland gesponsert wird. Mit den Filmen wollen sie den Schülern Mut machen. Es gibt viel zu tun, denn bei der unternehmerischen Bildung in Schulen liegt Deutschland laut dem "Global Entrepreneurship Monitor" weit hinten, sagt Hauke Schwiezer von den Startup Teens.
    "Und man kann ganz klar sehen, wo das gut gemacht wird, gibt es nach der Schule signifikant mehr Gründungen und die sind auch signifikant erfolgreicher. Es wurden 54 Nationen untersucht und Deutschland ist auf einem beschämenden 42. Platz."
    Unternehmensgründungen sollen steigen
    Tatsächlich spielt das Gründertum in Schulen kaum eine Rolle, bestätigen Silas Milch und Judy Ebdo, die in die neunte Klasse der Gesamtschule Kempen am Niederrhein gehen. Sie waren zwar schon im Berufsbildungszentrum und auch auf einigen Berufsinformationsplattformen, erzählen sie.
    "Wo ich aber eher etwas über Lehrberufe erfahren hab. Aber über Startups und so haben wir eher weniger erfahren."
    "Wir lernen jetzt viel über Ausbildung und so weiter, aber selbständig zu werden, das wird halt nie angesprochen. Find ich schade."
    Ihre Lehrerin Cigdem Sag bestätigt, dass das Thema Gründen bislang eigentlich keine Rolle in der Berufsorientierung gespielt hat. Aber das möchte sie jetzt ändern.
    "Also wir haben auch an unserer Schule das Fach Arbeitslehre/Wirtschaft. Da werden auch Grundkenntnisse den Schülern nähergebracht. Und in diesem Fach könnte man das natürlich auch durchaus behandeln."
    Während bei uns also die Gründerzahlen noch weiter sinken, hofft der Lernvideoexperte Alex Giesecke, der Jugend Lust aufs Gründen machen zu können.
    "Je früher, desto besser. Denn es ist tatsächlich so, dass so viele junge Leute einen extrem wertvollen Input für die Wirtschaft oder andere Unternehmen haben – und diese Leute zu unterschätzen, wäre ein gigantischer Fehler."
    Auf der Themenliste: Buchführung und Geschäftspläne
    Fast jede Woche kommt ein neues Erklärvideo dazu, bei dem es um Themen wie Businesspläne, Netzwerke und Buchführung geht.
    "Hallo ihr kleinen Geschäftsmenschen. Hoffe, ihr seid warm angezogen, denn heute geht es um das Brot und Butter eures Unternehmens. Das wäre nämlich die Buchhaltung."
    Bei den Schülern der Kempener Gesamtschule kommt diese Mischung aus Lässigkeit und Faktenwissen gut an.
    "Man muss sich halt viel darüber informieren, bevor man irgendetwas anfängt. Und wenn das dann halt schon so strukturiert dargestellt wird, ist das einfacher."
    "Fakten sind da aufgelistet, wo man sich Notizen selber zu machen kann. Ich denke, das ist für alle gut verständlich."
    "Ich glaube, da kann jeder von profitieren."
    "Aber ich finde, die müssen halt auch die negativen Seiten dazu sagen, weil in den Videos kam halt alles nur positiv."
    Seit rund vier Monaten gibt es nun den Gründer-Education-Kanal bei Youtube und er hat inzwischen rund 10.000 Abonnenten, freut sich Hauke Schwiezer, Mitbegründer von Startup Teens.
    "Ziel ist, mittel- und langfristig mehr Gründer, Unternehmensnachfolger - und schon alleine das Aufzeigen von Möglichkeiten, auf die die jungen Leute in der Schule nicht aufmerksam gemacht werden, ist schon ein großer Schritt nach vorne."
    Stimmt, sagt die Schülerin Leonie Frick, die keine Ahnung hatte, dass sogar Minderjährige eine Firma gründen können.
    "Selbst wenn man noch nicht direkt mit 17 ein eigenes Unternehmen gründet, kann man gut die Ideen holen und ich finde, die Videos helfen einem dabei. Das finde ich richtig gut."