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Schüler-Forschergarten
Unerkanntes Essen

Schüler wissen heute oft wenig über die Herkunft unserer Lebensmittel. Im Forschergarten der Mainzer Grünen Schule, mitten im Botanischen Garten der Universität, können Schüler jetzt praktische Erfahrungen sammeln und gemeinsam gärtnern, experimentieren und das Gemüse beim Wachsen beobachten.

Von Anke Petermann | 02.03.2015
    Eine gelbe Zucchini-Blüte mit grünen Blättern.
    Forschergärten sollen Schüler wieder praktisch mit Lebensmitteln in Berührung bringen. Viele Schüler wissen heute nicht mehr, wie etwa eine Zucchini-Blüte aussieht. (Deutschlandradio / Constanze Lehmann)
    Dieser kniehohe Stängel mit den ausladenden Blättern, der da aus dem Gemüsebeet wächst, was mag das sein? Ute Becker wendet sich an ihre Nachwuchsforscher: "Wisst ihr was das ist, was da wächst?"
    Schüler: "Kürbis oder Zucchini." – "Eisbergsalat?"
    Becker: "Kürbis, Zucchini, Eisbergsalat, was meint ihr noch?"
    Schüler: "Artischocken!"
    Becker: "Oh, ich hab jetzt schon ne Menge gehört, das ist total spannend. Artischocken. Was meint ihr noch?"
    Schüler: "Rosenkohl."
    Becker: "Rosenkohl, glaubst du. Wie kommst du auf Rosenkohl?" – "Da ich diese Knolle da gesehen hab."
    Julian hat auf dem Boden ein Röschen entdeckt und daran den Rosenkohl erkannt. Wegen der geschmacklichen Bitternote steht Rosenkohl bei den Zehn- bis Zwölfjährigen nicht allzu hoch im Kurs. Philipp macht eine Entdeckung: In den Kohlblättern hat sich Regenwasser gesammelt, ohne diese zu benetzen. Becker: "Schaut mal, was der Philipp sagte, dass hier so viele Pfützen sind, und die perlen ab, wenn man denen einen Abfluss bietet, dann perlen die ab, und dann ist es fast trocken. Philipp wusste auch, wie es heißt, sag noch mal laut!" – Philipp: "Der Lotus-Effekt" – eine Art Reinigungsmechanismus für die Pflanze.
    Gemüse zu erkennen, fällt den Schülern schwer
    Den Rosenkohl zu erkennen, fiel den Unterstufenschülern schwer. Den Spezialeffekt aber hatte einer schnell benannt. Das Wissen rund ums Gemüse ist unter den Stadtkindern dieser Altersklasse sehr heterogen, stellt Ute Becker fest. Sie leitet die Grüne Schule: "Kennt ihr noch was, was hier wächst? Nina?"
    Nina: "Pimpinelle."
    Becker: "Kennt ihr alle Pimpinelle?" – "Nein."
    Becker: "Weißt du, wozu man das benutzt?" – Schülerin: "Als Gewürz oder so."
    Becker: "Das ist ein Gewürzkraut, für die Grüne Sauce, kennt ihr alle Grüne Sauce?" – "Ja, die ist lecker!"
    Woher kommen die Tomaten im Winter?
    Nach der kleinen Exkursion ins winterliche Gemüse bereiten die Schüler ihre Experimente für die kommende Forschergarten-Saison vor. Im Gewächshaus säen sie Tomatensamen in Töpfchen aus. Tomate ist das Gemüse, das beim Forschernachwuchs am beliebtesten ist. Woher die Supermarkt-Tomaten im Moment kommen? – Schüler: "Jedenfalls nicht aus Deutschland." – "Ich glaub', die kommen aus dem Gewächshaus." – "Also ich glaub', dass sie im Winter aus wärmeren Gebieten kommt, halt nicht aus Deutschland. Und dann werden die ja aus anderen Ländern hierhergefahren, und das ist dann so eine Umweltverschmutzung."
    Der Kopf isst auch mit, und die Zehn- bis Zwölfjährigen machen sich schon eine Menge Gedanken ums Gemüse. Genau deshalb griff Julian auch sofort die Anregung seines Biolehrers auf, sich für den Forschergarten anzumelden:
    Julian: "Da wollte ich unbedingt hin, um zu wissen, ob – man isst ja immer aus dem Supermarkt diese richtig schönen Früchte, die richtig gut aussehen –, und ich wollte wissen, ob man die in echt auch so hinbekommt, oder ob da ganz viel Düngemittel und so reingekommen sind."
    Gemüse-Experimente im Forschergarten
    Becker: "Und wie würdest du da vorgehen?"
    Julian: "Ich würde erst mal zwei Pflanzen nebeneinander stellen, und dann würde ich eine richtig viel düngen mit Düngemitteln, damit die ganz schnell sind, und eine andere nicht düngen und dann schauen , welche besser schmeckt und welche schöner aussieht und welche nicht so künstlich ist und welche besser ist."
    Becker: "Also mit und ohne Dünger" – ist eines der beliebtesten Experimente. Svenja hat das schon mal gemacht: "Also, es ging um einen Kürbis. Und dann hatten wir auch einen mit und ohne Dünger gepflanzt. Das habe ich zuhause auch gemacht. Und der ohne Dünger ist langsamer gewachsen, aber dafür hat der irgendwie viel besser geschmeckt. Und der mit Dünger ist viel schneller explodiert und hat aber nicht so lecker geschmeckt."