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Schüler küren Schule des Jahres

Vom Menschlichen her fehlt hier gar nichts...

Von Jacqueline Boysen |
    Die Oranienburger Abiturientin findet, dass ihre Schule völlig zu recht zur "Schule des Jahres 2004" gewählt wurde:

    Das einzigste ist, dass man uns schon lange eine Sporthalle versprochen hat, wir müssen halt in die Turnhalle der Stadt laufen, das ist nicht so toll, weil da viel Unterrichtszeit verloren geht.

    Mit ein paar anderen Schülern verkauft sie in den Pausen auf den weitläufigen Fluren im ehrwürdigen Friedlieb-Ferdinand-Runge-Gymnasium selbstgebackenen Kuchen – mit dem Erlös wird die Abiturfeier ausgerichtet, ein Beweis für das stimmige soziale Klima an der Schule, auf das Schulleiter Uwe Seidler großen Wert legt.

    Da steht die soziale Kompetenz ganz vorn. Die Schüler sollen sich wohlfühlen, dass sie Bildung und Erziehung auch annehmen, genießen können.

    Die kuchenverkaufenden Abiturienten wissen tatsächlich Lobenswertes über ihre zu Ende gehende Schulzeit im Runge-Gymnasium aufzuzählen:

    Dass man nicht nur mit schulischen Problemen zu den Lehrern kommen kann, also auch mal mit persönlichen Fragen sich auch an die Tutoren wenden kann, die uns gut betreuen in der Oberstufe.

    Dem neunzig Jahre alte Gymnasium mit seinen 540 Schülern drohte die Schließung. Der Protest war lautstark – und erfolgreich. Und das zeige etwas Positives, meint diese Abiturientin:

    Der Zusammenhalt zwischen Schülern und Lehrern, zum Beispiel im Kampf darum, die Schule zu erhalten. Da waren alle dabei und unsere Schule kann bleiben.

    Auf Initiative einer Schülerin hatte das Runge-Gymnasium am Wettbewerb um das Prädikat "Schule das Jahres" der Schüler- und Studenten-Zeitschrift Unicum teilgenommen – und so viele Schüler für ein positives Votum mobilisiert, dass ihre Schule Siegerin wurde. Neben dem Schulklima, dem Umfeld und den außerschulischen Aktivitäten ein Kriterium in der Bewertung: die Ausstattung mit Computern für den Informatik-Unterricht

    Auch wer keinen "Info-Unterricht" hat, kann in den Computerraum, wenn welche aus der 13. kommen, die keinen Unterricht haben, sagen die Lehrer, klar, wenn ihr ruhig seid, ist das in Ordnung.

    Der Punkt ist offenbar strittig:

    Da hab ich auch der Computerausstattung schlechtere Noten gegeben, aber dass man da ehrlich werten konnte, war für mich der Hauptgrund teilzunehmen.

    Für die Zehntklässler zählen noch andere Kriterien:

    Ich finde nicht, dass es wichtig ist, ob wir "frische" Fenster habe, aber zum Beispiel außerschulische Aktivitäten. - Es wäre auch ein Merkmal für eine schlechte Schule, wenn nach dem Unterricht alles ausgestorben wäre. – Also ich finde, wie sehr sich die Lehrer für Wettbewerbe interessieren, Matheolympiaden und so und da sind die ganz engagiert.

    Schulleiter Seidler stellt ab Klasse 7 die Lernmethodik in den Mittelpunkt des Unterrichts

    Ich krieg ja erst ne Rückmeldung, wenn ich merke, die Schüler absolvieren eine Uni, wenn sich zeigt, die Schüler haben hier gelernt, wie sie lernen.

    Zufrieden damit scheint auch eine Gruppe von 12-Kläßlern, die sich in der Cafeteria der Schule auf eine Deutsch-Klausur über die Gruppe 47 vorbereitet:

    Im großen und ganzen schon, das Wort Schule ist ja schon abschreckend, aber eigentlich ist es gut hier. - Man freut sich, wenn man nach den Ferien hier wieder Freunde trifft. - Die Lehrer sind nett... manche Stinkstiefel, aber das gibt´s an anderen Schulen auch.