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Schüler-Uni bald auch in Saarbrücken

Ab Herbst bietet die Saarbrücker Universität begabten jungen Leuten die Möglichkeit, parallel zur Schule ein Studium an der Universität zu beginnen. Das Angebot richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 12 bis 13, die in den technisch-naturwissenschaftlichen Fächern zu außergewöhnlichen Leistungen fähig sind.

    Angst davor, dass ihm die Pennäler die Bude einrennen, hat Frank Mücklich nicht. Der Professor lehrt Werkstoffwissenschaften an der Saarbrücker Uni und ist neben dem Vizepräsidenten einer der Initiatoren des Projektes. Denn die Juniorstudenten müssen in der Lage sein, Schule und Studium parallel zu meistern. Das heißt auch, dass sie Unterrichtsfehlstunden mühelos wegstecken können, denn Priorität hat auch für den Juniorstudenten das Abitur, als Zugangsvoraussetzung zur Hochschule. Frank Mücklich:

    Es muss immer im Vordergrund stehen, das Abitur gut zu machen. Das ist der erste Punkt. Der zweite Punkt ist, es muss eine breite Begabung vorliegen, denn was wir hier anbieten bezieht sich nur auf den naturwissenschaftlichen Bereich. Trotz dessen müssen die anderen Fächer ebenfalls gut absolviert werden. Und um all das auf sich zu nehmen, muss hohe Motivation da sein.

    Damit sich die Schüler im Juniorstudium zurecht finden, stehen ihnen Paten zur Verfügung sowohl an der Schule als auch an der Universität. Claus Daniel ist einer jener studentischen Paten, der die Schüler an die Hand nehmen soll, wenn sie an die Uni kommen. Denn aus eigener Erfahrung habe er feststellen können, dass es den allermeisten schwer falle, sich zu orientieren. Sehr viel Zeit würde damit vertan, herauszufinden, welche Fachrichtung nun eigentlich die richtige sei.

    Es gab Zeiten, da hat man zwei Jahre studiert und ist dann zum erstenmal mit dem eigentlichen Fach in Kontakt geraten, weil man vorher Grundlagen gemacht hat in anderen Bereichen, die man braucht, um in diesem Fach das tiefere Verständnis zu entwickeln. Dieser Sprung wird leichter gemacht für die Schüler.

    In Fächern wie zum Beispiel der Bioinformatik sind derlei Probleme sattsam bekannt. Denn zu Studienbeginn müssen zum Beispiel erst einmal mathematische Hürden genommen werden. Deshalb wird das Junior-Studium bewusst breit angelegt. Es sollen keine Spezialisierungen auf einzelne Fachrichtungen erfolgen, sondern die Schüler sollen die Möglichkeiten erhalten, ihre Begabungen heraus zu filtern und entsprechende Prioritäten zu setzen. Denn das, davon ist Frank Mücklich überzeugt, kann das gymnasiale Kurssystem nicht leisten.

    Wenn sie im Studium Physik oder Mathematik hören, ist das etwas völlig anderes als in der Schule. Und dort kriegen sie nun einen Überblick und wissen, aha, ich mache vielleicht Chemie, Biologie oder Mathematik oder doch lieber etwas Angewandteres wie Ingenieurwissenschaften.

    Acht bis 13 Stunden in der Woche - das ist das Pensum an Vorlesungen und Seminaren. Damit die Begabung nicht vom Portemonnaie der Eltern abhängt, stehen Sponsoren aus der Wirtschaft bereit, die Kosten für Lehrmittel und Transport übernehmen.

    Das saarländische Kultusministerium hat die Pläne bereits abgesegnet. Nun ist es an den Lehrern, geeignete Kandidaten vorzuschlagen. Zwar können sich Schüler, die sich diese zusätzliche Belastung zutrauen, auch aus eigenen Antrieb melden, doch die Schule solle nach Auffassung des Direktors des Lebacher Gymnasiums, Wolfgang Asselborn, das letzte Wort haben.

    Es muss über die jeweilige Schule laufen. Die Schule muss sagen, ob ein Schüler das schaffen kann, denn es stellt sich schon die Frage, ob ein Schüler das alleine beurteilen kann. Es ist ja auch ein gewisses Risiko damit verbunden. Am Ende kommt bei den Bemühungen an der Universität nichts heraus, doch die schulischen Bemühungen sind zurückgegangen. Das kann nicht das Ziel sein.

    Asselborn ist sich bewusst, dass nicht alle Lehrer dieses Vorhaben unterstützen werden. Doch aus seiner Sicht ist die Verknüpfung von Oberstufe und Universität die einzige Möglichkeit, begabten Schülern einen früheren Start an der Universität zu verschaffen. Das ausgeklügelte Kurssystem ab der Klassenstufe 11 lasse es nicht mehr zu, dass Klassenstufen übersprungen werden. Das Ziel müsse es aber sein, Eliten gezielt zu fördern.