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Schülerleistung hängt von der Schule ab

Auch wenn die Noten für deutsche Zehntklässler sich leicht verbessert haben und ihre naturwissenschaftlichen Fähigkeiten über dem OECD-Durchschnitt liegen - es gibt keinen Grund, sich beruhigt zurückzulehnen. Zu groß ist der Unterschied zwischen den einzelnen Schulen, konstatiert die Studie. Mit negativen Folgen.

Von Jacqueline Boysen |
    Besonders bemerkenswert: In keinem anderen der 57 PISA-Testländer ist der Unterschied zwischen den einzelnen Schulen so groß wie in Deutschland – so der Leiter des OECD-Büros in Berlin heute bei der Vorstellung der endgültigen Ergebnisse der jüngsten Tests. Heino von Meyer sieht einen klaren Zusammenhang zwischen den gemessenen Schülerleistungen und der Qualität ihrer jeweiligen Schule. Schon in der Nachbarschule mag der Unterricht ganz anders ausfallen, von den sozialen Bedingungen der verschiedener Stadtteile oder den Unterschieden zwischen einzelnen Bundesländern ganz zu schweigen.

    " Dieses Ergenis ergibt sich aus der Aufteilung der Schüler in einem gegliederten Schulsystem und die erfolgt bekanntlich in Deutschland sehr früh. Das trägt dazu bei, dass der Status der Eltern aus die Schülerleistungen stark durchschlägt und dies ist in Deutschland stärker der Fall als im OECD-Durchschnitt."

    Gerade angesichts der großen sozialen Unterschiede, die auch die jüngste PISA-Erhebung nachweist, sei der Blick in die einzelnen Schulen besonders aufschlussreich, so Manfred Prenzel, Koordinator der deutschen PISA-Untersuchung.

    In Ländern, in denen die Lehrer geübt haben, in Physik oder Chemie problemorientierte Gespräche mit ihren Schülern in Gang zu bringen, in denen Schüler vor der Klasse selbst Erkenntnisse erarbeiten dürfen – dort ist die Motivation deutlich höher als in deutschen Klassenzimmern.

    Nicht nur die Leistung nimmt mit zu, vor allem auch die Begeisterung für die Naturwissenschaften, die deutschen Schüler vielfach fehlt. Selbst diejenigen Zehntklässler nämlich, die sehr gute Noten bekommen und viel naturwissenschaftliches Verständnis mitbringen, werden in ihren Schulen nicht weiter motiviert, beklagt Prenzel. Die Ausstattung der deutschen Schulen, ihre Labore und Versuchsanordnungen sei oft nicht schlecht, vielfach aber gebe es schlicht zu wenig naturwissenschaftlichen Unterricht

    " Wir haben natürlich nur eine begrenzte Zeit für den naturwissenschaftlichen Unterricht und da ist es nicht zielführend, immer nur Experimente zu machen. Wir finden in Deutschland eine Reihe von Beispielen für produktive Mischung, aber wir haben auch andere Beispiele und das bedeutet auch wieder, hier sind Anhaltspunkte, um den Unterricht zu verbessern. "

    Lobend erwähnt die OECD, dass die Schüler in Deutschland zwar frühzeitig im Unterricht Informationen für ihre spätere Berufsorientierung erhalten. Ihre Kenntnisse über ingenieurwissenschaftliche Berufe oder die Naturwissenschaftlichen Berufe aber sind wiederum nicht besser als in anderen Ländern – und auch hier sind die Gymnasiasten klar im Vorteil. Der Präsident der KMK, Berlins Schulsenator Jürgen Zöllner, SPD, nimmt diese Kritik auf – zugleich weist er daraufhin, dass der Schwerpunkt der jetzigen Untersuchung der OECD nicht das gesamt Spektrum der Schulbildung abbildet.

    " Das bezieht sich auf andere Fächer, Kulturvermittlung oder Religion. Ich gehe sogar davon aus, dass Schule noch mehr zu leisten hat, als das Fächerspektrum, das die OECD untersucht. Das ist nur ein Teilausschnitt, den wir hier abbilden."