Washington
Schüsse auf Nationalgardisten: US-Regierung will Migrationspolitik verschärfen

Nach den Schüssen auf Nationalgardisten in Washington hat die US-Regierung eine Verschärfung ihrer Migrationspolitik in Aussicht gestellt. Vizepräsident Vance kündigte an, zuerst werde man den Schützen vor Gericht bringen. Anschließend müsse man die Anstrengungen verdoppeln, um Menschen ohne Aufenthaltsrecht abzuschieben.

    Soldaten und Mitglieder des FBI sind im Einsatz, nachdem zwei Mitglieder der Nationalgarde in Washington D.C. von Schüssen getroffen wurden.
    Soldaten und Mitglieder des FBI sind im Einsatz, nachdem zwei Mitglieder der Nationalgarde in Washington D.C. von Schüssen getroffen wurden. (AP / dpa / Mark Schiefelbein)
    Bei dem Angriff in Washington wurden zwei Nationalgardisten lebensgefährlich verletzt. Das Motiv der Tat ist noch unklar. Der mutmaßliche Schütze war nach Angaben von Regierungsvertretern 2021 im Rahmen der "Operation Allies Welcome" in die USA gekommen, einem Programm zur Aufnahme afghanischer Ortskräfte nach dem US-Abzug aus Afghanistan. Er habe im April dieses Jahres Asyl erhalten und keine Vorstrafen gehabt.

    Trump entsendet weitere Soldaten

    Präsident Trump kündigte die Überprüfung aller Menschen aus Afghanistan an, die unter seinem demokratischen Amtsvorgänger Biden in die USA gekommen waren. Zudem werde er "alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass alle Ausländer aus allen Ländern abgeschoben werden, die nicht hierhergehören oder unserem Land keinen Nutzen bringen", sagte er. Trump ordnete die Entsendung von rund 500 weiteren Soldatinnen und Soldaten der Nationalgarde in die Hauptstadt an. 
    Der Vorfall schockierte die USA am Vorabend des wichtigen Feiertags Thanksgiving. Ein Vertreter der Washingtoner Polizei erläuterte, der Schütze sei in der Nähe der U-Bahnhaltestelle Farragut West um eine Ecke gekommen und habe sofort auf die beiden Nationalgardisten gefeuert. Weitere Mitglieder der Nationalgarde hätten die Schüsse gehört, eingegriffen und den Verdächtigen überwältigt, nachdem dieser zu Boden gegangen sei. Die Polizei sei wenige Augenblicke später eingetroffen. 

    Einwanderungsbehörde: Anträge aus Afghanistan werden ausgesetzt

    Der US-Präsident bezeichnete den Schützen als "Tier" und erklärte, er müsse "den höchstmöglichen Preis bezahlen". Er bezeichnete die Tat auch als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Die US-Einwanderungsbehörde USCIS erklärte, die Bearbeitung aller Einwanderungsanträge afghanischer Staatsangehöriger werde mit sofortiger Wirkung bis auf weiteres ausgesetzt. 
    Im aufgeladenen politischen Klima in den USA entbrannte eine Debatte darüber, wer die politische Verantwortung für den Vorfall trägt. Auch Heimatschutzministerin Noem machte indirekt Bidens Regierung verantwortlich. Der Afghane sei ohne die nötigen Überprüfungen ins Land gekommen, behauptete sie.
    Die US-Organisation AfghanEvac, die sich für Afghanen einsetzt, warnte davor, den Angriff politisch zu instrumentalisieren. Die isolierte Tat eines Einzelnen dürfe nicht als Vorwand dienen, eine ganze Gemeinschaft zu diskreditieren, hieß es in einer Mitteilung. Dies trage nicht zur Sicherheit bei, sondern treibe die gesellschaftliche Spaltung weiter voran.

    Streit um Einsatz der Nationalgarde in der Stadt

    Die Nationalgarde ist eine militärische Reserveeinheit und Teil der US-Streitkräfte. Sie untersteht in der Regel der Kontrolle der Bundesstaaten und wird etwa bei Naturkatastrophen, Unruhen oder anderen Notlagen eingesetzt. In bestimmten Situationen kann jedoch auch der US-Präsident das Kommando übernehmen. Für die Hauptstadt Washington, die rechtlich kein eigener Bundesstaat ist, gelten Sonderregeln.
    Seit dem Sommer sind mehr als 2.000 Nationalgardisten in der Stadt unterwegs. Trump hatte sie im August dorthin beordert und den Einsatz mit angeblich ausufernder Kriminalität begründet. Diese Darstellung wird von Statistiken nicht gestützt. Die Stadt ging juristisch gegen den Einsatz vor. Eine Bundesrichterin erklärte die Mobilisierung der Nationalgarde jüngst für unzulässig und ordnete an, sie zu beenden. Sie setzte ihre Entscheidung jedoch für drei Wochen aus, damit die Trump-Regierung in Berufung gehen kann. Ebenfalls am Mittwoch stellte die Regierung einen Eilantrag, um die Entscheidung der Richterin auszusetzen.
    Diese Nachricht wurde am 27.11.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.