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Schützende Beschichtung

Technik. - Feuchtigkeit in den Wänden ist ein Problem, für private Bauherrn ebenso wie für die Hüter bedeutender Architekturschätze. In den neuen Bundesländern sind immer noch mehr als ein Zehntel der Altbauten davon betroffen. In Warnemünde diskutieren deshalb Bauexperten auf den 16. Hanseatischen Sanierungstagen, was man gegen die Feuchtigkeit unternehmen kann.

Von Michael Fuhs |
    Die wieder aufgebaute Frauenkirche in Dresden hat ein für das regenreiche Nordeuropa ganz besonderes Dach. Und das ist der Grund, warum Peter Häupl viel Arbeit hineinstecken musste.

    "Wir haben ja diese einmalige Situation in Dresden, dass es eine Sandsteinkuppel ist, wo natürlich Regen eindringen kann. Und das Problem besteht darin, zum ersten den eindringenden Regen zu stoppen, damit er nicht durchdringt. Zweitens, sehr viele Besucher kommen die so genannte Wendelrampe nach oben und bringen Feuchte mit, und wir hatten das so zu planen, dass kein Tauwasser auftritt."

    Dazu untersuchte der Leiter der Dresdener Bauphysik mit seinem Team im Labor, wie sich Wasser in Sandstein ausbreitet. Das ist kompliziert, denn je feuchter er wird, desto leichter fließt das Wasser hindurch. Außerdem ziehen die kleinen Kapillaren im Stein den Regen regelrecht hinein. Mit Mess- und Klimadaten simulierte Peter Häupl mögliche Gegenmaßnahmen. Ein spezieller Mörtel, der die Kapillarkräfte an den Fugen unterbricht, und ein spezieller Putz, der das Kondenswasser aufsaugt und in trockeneren Momenten wieder abgibt, sollten neben einer guten Lüftung ausreichen. Jetzt, nach der Fertigstellung, gibt es allerdings einige kleinere Feuchteschäden. Häupl:

    "Die, die aufgetreten sind, waren vorauszusehen, und wir können auch prognostizieren, dass die abklingen werden. Es ist schon erklärbar, dass da nasser Stein ist. Und dann muss man damit rechnen, dass das zwei bis drei Jahre dauert, bis so eine mächtige Sandsteinschicht ausgetrocknet ist."

    Das Wasser schädigt Gebäude nicht nur von oben, sondern vor allem auch von unten. So den geschichtsträchtigen Thormann-Speicher in Wismar. Seine Grundmauern sind sehr feucht. Dabei stört gar nicht unbedingt die Nässe, sondern die Salze, die sie aus dem Boden mitbringt. Das Wasser verdunstet, die Salze bleiben im Mauerwerk und ziehen noch mehr Wasser nach. Dadurch reichern sie sich immer weiter an, dehnen sich aus und greifen den Stein an. Im Kellergeschoss des Thormann-Speichers stellt Natalia Lesnych, Ingenieurin vom Wismarer Dahlberg Institut, jetzt Firmen und ihre Sanierungsmethoden auf die Probe:

    "Das ist insgesamt ungefähr 80 Meter lang, das heißt, drei Seiten, jede Seite ist 25 Meter, jede Firma hat drei bis vier Meter. Die Firmen haben den Aufbau der Horizontalsperre übernommen, und jetzt werden wir beobachten, ob der Aufbau tatsächlich funktioniert."

    Die Horizontalsperre muss quer durch das ganze Mauerwerk gehen, so dass kein Wasser mehr von unten nach oben kriechen kann. In der Praxis werden immer wieder Fehler gemacht und es herrscht ein großes Durcheinander, ob so genannte Injektionsverfahren geeignet sind, und vor allem welche. Dabei bohren die Handwerker Löcher in regelmäßigen Abständen in die Wand und füllen ein Dichtungsmittel hinein, zum Beispiel ein Harz. Das dringt in die Poren des Bauwerks und bildet eine wasserdichte oder abweisende Schicht. Neuere Mittel schäumen sich beim Kontakt mit dem Wasser sogar auf und dringen mit Druck in die Poren. Doch bei der Auswahl des Mittels, bei der Neigung der Löcher und bei der Frage, ob der Wasserschutz hineinlaufen oder hinein gedrückt werden soll, scheiden sich die Geister. Deshalb ist Helmut Venzmer von der Hochschule Wismar eines sehr wichtig: eine gute Voruntersuchung:

    "Ich muss die Feuchtigkeitsverhältnisse kennen, ich muss die Salzbelastungen kennen, ich muss die Durchfeuchtungsgrade kennen und ich muss das Porenvolumen im Auge haben, um zu wissen, kann ich überhaupt das Mittel hineinbringen."

    Noch laufen die Tests in Wismar und es gibt noch keine objektivierbaren Ergebnisse darüber, wann welche Methode wofür geeignet ist. Später soll ein Merkblatt für Hersteller, Gutachter und Anwender entstehen. Die Praktiker auf der Tagung merkten allerdings schon jetzt an, dass die besten wissenschaftlichen Untersuchungen nichts nutzen, wenn Bauherren Kosten sparen und den Firmen zum Beispiel die Voruntersuchung nicht bezahlen wollen.