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Schulbau in Hamburg
Anmutung eines Luxushotels

Drei Schulen, ein Haus, viel Glas und Licht. Das sind nur einige Besonderheiten des "Tors zur Welt" in Hamburg-Wilhelmsburg. Ein Projekt der Internationalen Bauausstellung, das zeigt, wie die moderne Schule von heute aussehen kann.

Von Axel Schröder | 25.05.2015
    Theda von Kalben führt durch die weite, hohe Halle des "Tors zur Welt". Unter einem Dach sind dort das Helmut-Schmidt-Gymnasium, die Elbinselschule und eine Sprachheilschule untergebracht. 1.500 Schüler können hier lernen. Entstanden ist der Bau aus viel Glas, viel hellem Holz und Beton vor zwei Jahren als Projekt der Internationalen Bauausstellung in Hamburg-Wilhelmsburg. Theda von Kalben ist zuständig für das Management der Grundschule.
    "Das Besondere ist, wenn man durch dieses Gebäude geht, dass alles sehr hell und licht und transparent ist. Viele verglaste Flächen in den Flurbereichen. Dass alles polygonal ist, also nicht rechtwinklig, sondern wirklich sehr abwechslungsreich. Dass alle Gebäudeteile dieses großen Zentrums im Erdgeschoss miteinander verbunden sind. Das nennt sich "Straße des Lernens". Man kann also trockenen Fußes durch alle Gebäudeteile gehen. An diesen Fluren sind dann Gemeinschaftsräume für Kunst- und Naturwissenschaften und Bibliotheken."
    Nicht nur ein Ort für Schüler
    Und auch für Erwachsene ist die Schule ein Ort des Lernens. Die Volkshochschule bietet in eigenen Räumen dort Kurse an. Und ganz vorn, gleich neben dem Eingang in die Schule, ist ein kleines Café für Eltern in den Schulbau integriert:
    "Durch das 'Inselcafé', das so präsent am Platz dort liegt, werden Eltern auch animiert, in dieses Gebäude hereinzukommen. Da trifft sich zum Beispiel eine afrikanische Müttergruppe regelmäßig einmal die Woche. Dann gibt es immer mehr Beratungseinrichtungen hier, was die Weiterbildung angeht oder Vermittlung in Arbeit, also unterschiedlichste Arten von Beratung kommen hier auch her und wollen Räume haben. Wir haben eigentlich schon wieder zu wenig Räume, obwohl wir gerade erst entstanden sind, weil die Nachfrage groß ist."
    Früher stand auf dem Gelände ein altes, heruntergekommenes Schulgebäude. Während der Bauphase wurden die Schüler in Containern unterrichtet, um danach ins "Tor zur Welt" zurückzukehren:
    "Und als die dann ihre Klassenräume gesehen haben mit dem Holzfußböden und mit den schönen Möbeln, da waren die hin und weg. Und Mütter kamen hierher und sagten: "Uns kommt das hier vor wie ein Luxushotel."
    Lernumgebung bedingt Lernerfolg
    Auch Ewald Rowohlt schwärmt vom "Tor zur Welt". Der studierte Architekt arbeitet beim Landesbetrieb Schulbau Hamburg und er ist überzeugt von den Studien, die einen Zusammenhang zwischen Lernumgebung und Lernerfolg belegen. Deshalb gilt in Hamburg: Schulgebäude werden nicht mehr wie Kasernen geplant. Mit langen, schmalen Fluren und aneinandergereihten Klassenräumen, in denen Frontalunterricht stattfindet. Heute sollen die Räume möglichst flexibel nutzbar sein, mit Trennwänden teilbar. Und die Flure sollen während des Unterrichts nicht länger ungenutzt bleiben, erklärt Ewald Rowohlt von der Schulbau Hamburg:
    "Man kommt irgendwo hinein und denkt: 'Naja, irgendwie sieht das gar nicht mehr aus wie Schule!' Kinder sitzen relaxed in irgendwelchen Flurzonen. Das sieht dann eher wie 'Chillout-Area' aus. Soll es auch zum Teil sein. Aber da wird auch gelernt. Und ich glaube, das ist auch ein Stück der richtige Weg, den man jetzt beschreiten muss: keine Fläche ungenutzt zu lassen. Sie immer nur einem Zweck zuzuordnen - das können wir uns wirtschaftlich nicht mehr erlauben. Das können wir uns aber funktional und inhaltlich nicht mehr erlauben."
    Damit das Zusammenspiel von Gebäude und Unterricht, von Hard- und Software, funktioniert, geht allen Hamburger Bauprojekten eine intensive Planungsphase voraus. Und zwar, so Ewald Rowohlt, zusammen mit allen Beteiligten:
    "Wenn es an den Schule ein sogenanntes Bau-Team gibt, dass die Schule, das Kollegium sich sortiert und es finden sich Menschen, die sich dafür interessieren und die bilden dieses Bau-Team - das sind dann unsere Gesprächspartner dazu. Sehr gerne auch - zumindest temporär - mit einem Vertreter der Elternschaft und der Schülerschaft. All das kann man einbringen! Das ist aber dann letzte Endes auch eine Frage, wie die Kultur in solchen Fragen an der Schule stattfindet."
    Denn längst nicht alle Schulleiter, so Rowohlts Erfahrung, sind von derartig basisdemokratischen Planungsprozessen begeistert. Und nicht jedes Kollegium ist offen für neue architektonische Konzepte. Das "Gläserne Lehrerzimmer", das Schülern und Eltern jederzeit einen Blick auf die verschnaufende Lehrerschaft verschafft, kommt nicht bei allen Pädagogen gut an. Ein bisschen Privatsphäre darf es auch in der modernen Schule geben.