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Schule macht fit - mal anders

Die Staatlichen Regelschule Conrad Ekhof in Gotha ist eine "Starke Schule" - der Titel wurde ihr verliehen, weil sich die Schulleitung vor allem um Migranten, Schulabbrecher und lernschwache Kinder kümmert. Jugendliche, egal woher sie kommen, sollen vor allem bei der Berufswahl nicht allein gelassen werden.

Von Blanka Weber | 02.10.2010
    Frühstückspause an der Conrad-Ekhof-Schule Gotha. Es ist es etwas ruhiger an dem Tag, denn einige Klassen sind im nahe gelegenen Förderbildungszentrum. Sie haben Praxiswoche und das heißt: Es wird gebohrt, gehämmert und geklebt.

    Eines ist dem Direktor Detlef Rommert wichtig, dass seine Schüler schon beizeiten Berufe kennenlernen und sich somit orientieren. Keiner soll später auf der Strecke bleiben. Das Schulbetriebspraktikum ist - aus Sicht des Direktors- der Einstieg in einen möglichen Lehrbetrieb. Und diesen gilt es vorzubereiten, am besten fünf Jahre lang:

    "Wir sprechen konkret Handwerksfirmen an und der einfache Arbeiter oder der Handwerksmeister geht in die Klasse rein und sagt. So sehe ich aus, wenn ich in dem Beruf bin. Ich musste so und so viele Jahre lernen. Ich verdiene das und das Geld. Diese Perspektiven und Möglichkeiten habe ich. Das Schöne an dem Beruf ist das, das Schlechtere dieses."

    Detlef Rommert sieht seine Arbeit pragmatisch. Die Gäste lernen die Schüler kennen und umgekehrt. Das Schulpraktikum ist eine Chance - für die Firmen und die Schüler:

    "Und dann kann der Zehntklässler eben auch sein Betriebspraktikum in dieser Firma machen und dort eine Art Vorvertrag abschließen und da sind die genau orientiert und da sind wir sicher, dass sie auch dort bleiben."

    Nur eine schöne Bewerbung abgeben - das wäre zu wenig. Die Jugendlichen müssen wissen, ob sie auch in den Beruf passen. Genau darum geht es, wenn an der Conrad-Ekhof-Schule in Gotha die Praxiswochen für alle Schulklassen organisiert werden - gewissermaßen als Praktikum vor dem eigentlichen Schulpraktikum: Siebtklässler stehen an Werkbänken in einem großen hellen Raum - so wie Kevin, der über seiner Jeans eine lange blaue Schürze trägt:

    "Da lernt man, wie man mit Geräten umgeht und verschiedene Materialien bearbeitet und das macht mir sehr viel Spaß. Am liebsten mache ich Metallbearbeitung. Ich bin auch Modellbauer."

    Später will er Computertechniker werden, so wie sein Freund Erik. Spaß macht das Bohren, Feilen und Sägen trotzdem:

    "Wir hatten bis jetzt Montag und Dienstag 'Holz' und am Mittwoch und Donnerstag 'Metallbearbeitung' und am Freitag haben wir 'CNC'."

    Das ist dann wieder etwas mit dem Computer, erklären die beiden und sind ganz froh, dass sie nicht nebenan bei den Mädchen sein müssen.

    Um den großen Arbeitstisch stehen 15 Schülerinnen mit bunten Schürzen. Jede hat eine Glasschale vor sich.

    "Das wird ein Gesteck, kann man selber aussuchen."

    Blumen aus Stoff und Papier, Bänder und Bast liegen bereit. Vielleicht entdeckt hier jemand seinen Berufswunsch und geht in zwei Jahren gezielt zu einer Floristin während des Schulpraktikums:

    "Ich nehme schwarz. Schwarze Rose gibt es."

    Zwei Stockwerke höher werden Elektrokabel getrennt, eine Aufgabe für die großen Schüler:

    Das Bildungszentrum bietet große Werkräume, inklusive Material und Lehrmeister. Die Conrad-Ekhof-Schule kooperiert mit dem Zentrum. Besser geht es nicht, sagen die Lehrer.

    Der Ton für die Großen ist hier beim Schnuppern in den Technikberuf deutlich strenger. Der Lehrmeister trägt Kittel und Krawatte. Und das Sie gehört für ihn zum guten Ton:

    "Lassen Sie es sein, Kabel abzwicken."

    Mit mehr oder weniger Elan entstehen hier Lichtschalter. Ein zweiter Lehrmeister erklärt:

    "Das ist ein dreipoliges Kabel, wir bauen hier eine Wechselschaltung."

    Geduldig sagt er, was zu tun ist, auch dem jungen Mann mit Aufmerksamkeits- und Lernschwierigkeiten.

    "Das erkläre ich dir gleich."

    Am Nebentisch steht eine Mitschülerin:

    "Wir sind hier, um zu lernen, ob das etwas für uns ist, na ja es macht auch Spaß."

    Auch wenn ihr Berufswunsch schon feststeht: Lichtschalter will sie später nur benutzen, nicht bauen. Sie möchte ins Hotelgewerbe.

    Im Erdgeschoss ist die Klasse 7. Lena steht mit roter Schürze an der Werkbank:

    "Ich arbeite gerade an einem kleinen Schrank und jetzt hobel ich hier zwei Zentimeter Holz weg."

    Achim Funke von der Conrad-Ekhof-Schule ist einer der Lehrer, die die Schüler ab Klasse 5 gezielt für ihr Betriebspraktikum und den späteren Beruf orientieren wollen:

    "Wenn wir Schüler gut vorbereiten, ist die Abbrecherquote gering, da kann man sagen, ich stehe zu dem Beruf, den ich ausgewählt habe."

    Nur wer nichts macht, hat verloren, sagt der sympathische Pädagoge.

    Das gilt auch für die Neuntklässler. Sie schauen auf einer neuen Webseite im Internet:

    "Also, ich sehe sehr viele Berufe, sehr verschiedene, die ich nicht gehört habe, mir gefällt die Seite. Videoquiz, das ist cool."

    Und vielleicht finden sie noch eine Anregung für ihr wichtiges Schulpraktikum in diesem Jahr.

    Für Detlef Rommert, den Direktor, ist eines in all den Jahren wichtig:

    "Erreichen wir Nachhaltigkeit? Bleibt das, was sie in der Schule gelernt haben, in den Köpfen zurück und sind sie strukturiert in ihren Plänen, um sich auf einen Beruf zu orientieren, da kann ich sagen: Es ist besser geworden, zumal sie begleitend erzogen werden. Ab der fünften Klasse bis zur zehnten Klasse immer etwas gesteigert, und auch die Selbstständigkeit zum Schluss, wenn sie das Betriebspraktikum wählen, ist enorm. Und wir geben von außen immer wieder Hilfen. Wir haben externe Partner, Firmen, die uns unterstützen und ich denke, dass es besser geworden ist."

    Linktipp:

    Starke Schule. Deutschlands beste Schulen, die zur Ausbildungsreife führen