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Schulfach Berufsorientierung
Frühzeitige Einblicke in die Arbeitswelt

Gezielt bereitet Andreas Franke-Thiele seine Schüler ab der 11. Klasse auf den Einstieg ins Studium oder in eine Ausbildung vor - die Umsetzung müssen sie selbst schaffen. Seine Erfahrungen stehen in einem 480-Seiten starken Leitfaden, den die Hamburger Schulbehörde herausgibt.

Von Axel Schröder | 03.11.2018
    Flüchtlinge und Zuwanderer nehmen am 17.08.2016 im Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer Frankfurt Rhein-Main in Frankfurt am Main (Hessen) an einer Unterrichtsstunde teil. Das hessische Wirtschaftsministerium hat mit dem Programm "Wirtschaft integriert" ein Pilotprojekt ins Leben gerufen. Junge Flüchtlinge und Zuwanderer werden von der Berufsorientierung bis zur Ausbildung gefördert.
    Berufsorientierung als Teil des Unterrichts hilft Schülern, sich rechtzeitig gezielt auf eine passende Ausbildung oder ein Studium vorzubereiten. (picture alliance / dpa / Arne Dedert)
    An der Ida-Ehre-Stadtteilschule in Hamburg-Eimsbüttel sitzt Andreas Franke-Thiele vor seinem Computer. Meldet sich an beim Portal, dass er eigens für die Schülerinnen und Schüler eingerichtet hat:
    "Dort kommen pro Schuljahr ungefähr 54 Veranstaltungshinweise hinein, die ich direkt von Firmen oder Ausbildungsinstitutionen bekommen habe, sodass sich Schülerinnen und Schüler in einer großen Fülle informieren können, zusätzlich zu den Eingaben, die ich am Anfang jedes Schuljahres für alle bereitstelle."
    Studien- und Berufsorientierung im Unterricht
    In der geschlossenen Internet-Gruppe finden Franke-Thieles Schüler dann die Termine von Informationsveranstaltungen einzelner Unternehmen oder von Messen für Berufseinsteiger. Andreas Franke-Thiele unterrichtet Biologie und Sport an der Ida-Ehre-Gesamtschule. Seit 20 Jahren kümmert er sich aber vor allem darum, dass der Schülerschaft nach ihrem Abschluss auch der Einstieg ins Studium oder in eine Ausbildung gelingt.
    Mit seiner Erfahrung war er auch maßgeblich an der Ausarbeitung des 480-Seiten starken Leitfadens beteiligt, den die Hamburger Schulbehörde neuerdings herausgibt. Die Studien- und Berufsorientierung ist seit diesem Sommer mit 34 Stunden vor allem in der 12. Jahrgangsstufe fester Bestandteil des Unterrichts. Andreas Franke-Thiele reicht das aber nicht aus:
    "Meine Philosophie ist, dass das eigentlich ein selbstgesteuerter Prozess ist, der eine sehr viel längere Zeit in Anspruch nimmt. Man braucht ganz viel Hilfe auch von außen, Ansprechpartner, Anregungen. Sodass wir in unserem Konzept immer gesagt haben: Wir gehen von Jahrgang 11 bis Jahrgang 13."
    Exkursionen in Hamburger Unternehmen
    Wie man Bewerbungen schreibt, lernen die Schülerinnen und Schüler der Ida-Ehre-Schule schon vor der 11. Klasse. In der Oberstufe macht Franke-Thiele dann Exkursionen in Hamburger Unternehmen, arbeitet mit deren Personalabteilungen zusammen, um den Schülern ein möglichst authentisches Bild der Arbeitswelt vermitteln zu können. Und er holt diese Arbeitswelt auch in die Schule:
    "Deswegen mache ich zwei Mal im Jahr Veranstaltungen, wo ich Firmenvertreter und Ausbildungsvertreter in die Schule einlade: zum Speeddating, zu Probe-Bewerbungen, aber auch zu Firmenpräsentationen. Wir haben die Uni hier, wir haben Fachhochschulen hier, wir haben private Hochschulen hier."
    Für eine dieser Veranstaltungen verkabelt gerade ein Stockwerk höher Florian Herwig seinen Laptop mit einem Beamer. Herwig arbeitet für eine bundesweit tätige Firma für Veranstaltungstechnik. Er hofft auf viele interessierte Schüler, auf potenziellen Nachwuchs für das Unternehmen:
    "Wir sagen halt: Wir wollen an den Schulen bekannter werden, auch, um uns da weiter vorzustellen. Dass die Schüler einfach auf die Unternehmen aufmerksam werden."
    Punkte für die Teilnahme an Veranstaltungen
    Für die Teilnahme an der Info-Veranstaltung bekommen die Schülerinnen und Schüler Punkte. Und diese fließen dann in ihre Note ein, mit der die Teilnahme an der Studien- und Berufsorientierung bewertet wird. Beim Oberstufler Ben Pforte, der in der zwölften Klasse mit dabei war, kommt das gut an:
    "Letztes Jahr gab es dieses Punktesystem, dass man außerschulisch dann zu Messen geht und sich so über bestimmte Berufe informiert und so seine Erfahrungen sammelt, was etwas für einen wäre. Und dann sollte man ja auch Berichte schreiben. Da kann man sich schon ziemlich gut orientieren."
    Seine Schulkameradin Fran Wassmann hat wie andere auch schon auf Vermittlung von Andreas Franke-Thiele probeweise in einem Fitnessstudio gearbeitet, hat Kunden die Gerätschaften erklärt und im Büro geholfen. Auch sie lobt die Angebote, die für alle in den Internetforen der Schule einsehbar sind:
    "Man ist schon fast überfordert mit der Vielfalt von Sachen, die man machen kann. Die ganzen Messen, die vorgeschlagen werden, die ganzen Veranstaltungen und wie uns da geholfen wird, das ist schon ziemlich gut!"