Ein ungewöhnlicher Schießstand an ungewöhnlicher Stelle - in den Katakomben des Münchener Olympiastadions. Dort gibt es zwar keine Eisfläche. Aber einen geräumigen Plexiglaskäfig, gleich um die Ecke beim großen Marathon-Tor. Es ist eine Trainings- und Testkammer für Eishockeyspieler im Münchener Olympiastützpunkt: Ein Schussautomat spuckt am laufenden Meter Pucks aus: die Scheiben müssen gestoppt und ins gegenüberliegende Tor befördert werden. Signalleuchten zeigen an, in welcher Ecke der Puck jeweils versenkt werden soll. Gleich nach Abschluß der Serie blinkt die Trefferquote auf dem Bildschirm. Nicht weit vom Olympiastadion liegt die zentrale Hochschulsportanlage. Dort demonstrierten zwei Stürmer des EHC München ihre Fertigkeiten jüngst sogar im Versuchslabor ...
"Die haben hier rumgehämmert sozusagen. Alles was sie konnten halt. Jeder wird schon so 80 Schüsse gemacht haben ungefähr."
Auch Karsten Schwiewagner schlenzte die Scheibe quer durchs Labor. Doch worum ging es dem Sportwissenschaftler, der selbst Eishockey spielt?
"Strafe angezeigt."
Schwiewagner ging es nicht ums Schusstraining, sondern um Fragen der Sicherheit beim schnellsten Mannschaftssport der Welt:
"Hier dieser Check in den Rücken, der dürfte die Strafe verursacht haben."
Die raue Gangart auf dem Eis provoziert immer wieder Verletzungen - deswegen wurden die Regeln in dieser Saison noch einmal verschärft ...
"Fast nicht zu sehen, der Schlagschuss."
Doch gefährdet ist auch das Publikum hinter der Bande ...
"Scheibe ist zunächst einmal herausbefördert worden."
Mehrfach wurden Zuschauer in deutschen Eisstadien zuletzt von verirrten Pucks getroffen. Der Deutsche Eishockeybund wandte sich deshalb an Veit Senner, den Inhaber des Lehrstuhls für Sportgeräte und -materialien an der Technischen Universität München ...
"Also, hinter den Toren ist von Haus aus ein Schutz für die Zuschauer. Da gehen die Schüsse ja direkt in die Richtung der Zuschauer. Es geht jetzt um die seitlichen Schutzvorrichtungen, also hinter den Spielern auf der Wechselbank natürlich zum Beispiel. Da ist momentan keine hohe Plexiglaswand."
"Eishockey auch bei Olympia eine große Partie."
Die normale Seitenbande und darüber noch 80 Zentimeter Acrylglas - so sind die Eis-Arenen bisher ausgestattet. Offenbar genügt das aber nicht. In ihrem Gutachten sollten Senner und sein Mitarbeiter Schwiewagner nun prüfen, wie das Publikum bei Eishockeyspielen besser geschützt werden könnte. Dafür waren die vielen Schlagschüsse und Schlenzer im Labor nötig. Die TU-Forscher statteten die Pucks mit Infrarot-Sensoren aus. Kameras verfolgten jeden Schuss, den die Eishockeyspieler auf eine Kraft-Messplatte hämmerten. Auf diese Weise ließen sich typische Fluggeschwindigkeiten und Aufprallenergien ermitteln. Auch die Eigenrotation der Scheiben und ihr Luft-Widerstandswert wurden bestimmt - bei zusätzlichen Messungen im Windkanal ...
"Wenn wir alle Kräfte kennen, die an so einem Puck angreifen, dann können wir daraus rein mechanisch die Gleichgewichtsbedingungen berechnen. Und das für jeden Punkt des Fluges. Und daraus die Flugbahn berechnen."
Mit diesen Daten fütterten die Forscher dann ein Computermodell und simulierten Querschläger im virtuellen Eisstadion: insgesamt 350 Schüsse, bei denen der Puck Richtung Publikum abgefälscht wurde. Dabei variierte Veit Senner die Höhe der Schutzglaswand am Spielfeldrand. Die Frage war: Würde eine Verdoppelung auf 1,60 Meter genügen, um das Risiko für Zuschauer spürbar zu senken? Das wäre für die Vereine finanziell noch verkraftbar. Senner kann das nach Abschluss der Studie bejahen:
"Es gibt auf jeden Fall eine deutliche Abnahme der Wahrscheinlichkeit, dass der Puck über die Scheibe kommt, egal von welcher Position, wenn wir sie verdoppeln."
Konkret nahm die Zahl der Pucks im Publikum um rund 40 Prozent ab. Für Senne eine beträchtliche Risikominderung!
"Also man müsste zumindest jetzt die aktuelle Norm ändern. Dort zum Beispiel diese Erhöhung auf 1,60 Meter als Mindestanforderung definieren. Dann ist das sozusagen Stand von Forschung und Technik. Und damit, klar, bringt uns das natürlich ein bisschen mehr Sicherheit."
"Scheibe muss laufen."
"Es geht weiter mit Eishockey ..."
... aber in Zukunft vielleicht mit einem Plus an Sicherheit für die Fans in deutschen Stadien ...
"Die haben hier rumgehämmert sozusagen. Alles was sie konnten halt. Jeder wird schon so 80 Schüsse gemacht haben ungefähr."
Auch Karsten Schwiewagner schlenzte die Scheibe quer durchs Labor. Doch worum ging es dem Sportwissenschaftler, der selbst Eishockey spielt?
"Strafe angezeigt."
Schwiewagner ging es nicht ums Schusstraining, sondern um Fragen der Sicherheit beim schnellsten Mannschaftssport der Welt:
"Hier dieser Check in den Rücken, der dürfte die Strafe verursacht haben."
Die raue Gangart auf dem Eis provoziert immer wieder Verletzungen - deswegen wurden die Regeln in dieser Saison noch einmal verschärft ...
"Fast nicht zu sehen, der Schlagschuss."
Doch gefährdet ist auch das Publikum hinter der Bande ...
"Scheibe ist zunächst einmal herausbefördert worden."
Mehrfach wurden Zuschauer in deutschen Eisstadien zuletzt von verirrten Pucks getroffen. Der Deutsche Eishockeybund wandte sich deshalb an Veit Senner, den Inhaber des Lehrstuhls für Sportgeräte und -materialien an der Technischen Universität München ...
"Also, hinter den Toren ist von Haus aus ein Schutz für die Zuschauer. Da gehen die Schüsse ja direkt in die Richtung der Zuschauer. Es geht jetzt um die seitlichen Schutzvorrichtungen, also hinter den Spielern auf der Wechselbank natürlich zum Beispiel. Da ist momentan keine hohe Plexiglaswand."
"Eishockey auch bei Olympia eine große Partie."
Die normale Seitenbande und darüber noch 80 Zentimeter Acrylglas - so sind die Eis-Arenen bisher ausgestattet. Offenbar genügt das aber nicht. In ihrem Gutachten sollten Senner und sein Mitarbeiter Schwiewagner nun prüfen, wie das Publikum bei Eishockeyspielen besser geschützt werden könnte. Dafür waren die vielen Schlagschüsse und Schlenzer im Labor nötig. Die TU-Forscher statteten die Pucks mit Infrarot-Sensoren aus. Kameras verfolgten jeden Schuss, den die Eishockeyspieler auf eine Kraft-Messplatte hämmerten. Auf diese Weise ließen sich typische Fluggeschwindigkeiten und Aufprallenergien ermitteln. Auch die Eigenrotation der Scheiben und ihr Luft-Widerstandswert wurden bestimmt - bei zusätzlichen Messungen im Windkanal ...
"Wenn wir alle Kräfte kennen, die an so einem Puck angreifen, dann können wir daraus rein mechanisch die Gleichgewichtsbedingungen berechnen. Und das für jeden Punkt des Fluges. Und daraus die Flugbahn berechnen."
Mit diesen Daten fütterten die Forscher dann ein Computermodell und simulierten Querschläger im virtuellen Eisstadion: insgesamt 350 Schüsse, bei denen der Puck Richtung Publikum abgefälscht wurde. Dabei variierte Veit Senner die Höhe der Schutzglaswand am Spielfeldrand. Die Frage war: Würde eine Verdoppelung auf 1,60 Meter genügen, um das Risiko für Zuschauer spürbar zu senken? Das wäre für die Vereine finanziell noch verkraftbar. Senner kann das nach Abschluss der Studie bejahen:
"Es gibt auf jeden Fall eine deutliche Abnahme der Wahrscheinlichkeit, dass der Puck über die Scheibe kommt, egal von welcher Position, wenn wir sie verdoppeln."
Konkret nahm die Zahl der Pucks im Publikum um rund 40 Prozent ab. Für Senne eine beträchtliche Risikominderung!
"Also man müsste zumindest jetzt die aktuelle Norm ändern. Dort zum Beispiel diese Erhöhung auf 1,60 Meter als Mindestanforderung definieren. Dann ist das sozusagen Stand von Forschung und Technik. Und damit, klar, bringt uns das natürlich ein bisschen mehr Sicherheit."
"Scheibe muss laufen."
"Es geht weiter mit Eishockey ..."
... aber in Zukunft vielleicht mit einem Plus an Sicherheit für die Fans in deutschen Stadien ...