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Schutz vor Trickbetrügern
Verbraucher-Scouts helfen älteren Menschen

Enkeltricks, trügerische Abos, versteckte AGBs: Vor allem ältere Menschen fallen oft Betrügern im Internet oder vor der Haustür zum Opfer. Der Förderverein der NRW-Verbraucherzentrale hat deshalb ein Pilotprojekt entwickelt, um Senioren besser zu informieren.

Von Viola Gräfenstein | 19.08.2016
    Ein Mitglied des Senioren Computer Club SCC, sitzt an einem Computer in Berlin Mitte.
    Viele ältere Menschen fallen Betrügern im Netz zum Opfer. (dpa/picture alliance/Tim Brakemeier)
    Rose-Marie Remscheid sitzt zusammen mit anderen Senioren im Speisesaal des CBT-Senioren-Wohnheimes in Langenfeld. Hier möchte die 69-Jährige etwas über Risiken bei Haustürgeschäften erfahren, denn
    "Sonntags hat es bei uns geklingelt, wir wohnen noch nicht lange hier beim betreuten Wohnen, da steht eine junge Frau vor der Tür und sagt, ich sammel für Kinder, mein Mann hatte aufgemacht und ich sagte nix, wir nicht. Ich finde es wichtig, gerade für die Älteren, wie oft hört man das, mit dem Enkeltrick, Geschäfte am Telefon, diese Kaffeefahrten, schrecklich."
    Wenig Zugang zu aktuellen Verbraucherinformationen
    15 ehrenamtliche Verbraucherscouts sind im Kreis Mettmann in Nordrhein-Westfalen zurzeit unterwegs. Sie informieren ältere Mitbürger über Vertragsabschluss am Telefon, Kaffeefahrten sowie über Geschäfte an der Haustür. Der pensionierte Geschäftsführer und Einzelhandelskaufmann, Dietrich Schäfer, ist einer von ihnen:
    "Man liest es ja eigentlich täglich in der Zeitung, dass wieder ein 81-Jähriger drei Lederjacken für 1000 Euro gekauft hat und das von minderer Qualität und das an der Haustür. Man meint immer das ist allgemein bekannt, dass man eben da nicht drauf reinfällt, und trotzdem, wenn jemand an Haustür erscheint, der ist charmant und lächelt und schwupp die wupp hat man ein Abo in der Hand. Und das ist eine Aufgabe, der wir uns gestellt haben, mit älteren Menschen ehrenamtlich älteren Menschen helfen."
    Da gerade ältere Menschen trotz Zeiten von Internet wenig Zugang zu aktuellen Verbraucherinformationen haben, wollen Verbraucherscouts genau da ansetzen, betont der Initiator des Projektes, Erwin Knebel, vom Förderverein der Verbraucherzentrale NRW:

    "Informationen gibt es in Hülle und Fülle und die sind in der Regel schriftlich, und leider wollen viele Menschen nicht lesen und schon gar nicht kleingeschriebene Texte und deswegen gehen an vielen Menschen die wichtigsten Infos vorbei, deshalb haben wir uns überlegt, dass man am besten auf das persönliche Wort setzen sollte."
    Deshalb gehen sie auch dorthin, wo sich Senioren aufhalten wie zum Beispiel in Begegnungsstätten, in Vereine oder in Treffs. Dort halten sie Vorträge über aktuelle Themen, informieren über komplizierte Sachverhalte oder bieten praktische Hilfe, zum Beispiel beim Sortieren von Unterlagen an. Allerdings wirken die Scouts nicht beratend, sondern nur ergänzend, betont Elisabeth Schoemakers, Leiterin der Verbraucherberatungsstelle Langenfeld:
    "Die Scouts halten wirklich nur Vorträge zu ausgewählten Themen, die wir gemeinsam entwickeln, um zu gucken, was könnte jetzt diese Zielgruppe interessieren, wenn dann Rechtsanfragen aus den Teilnehmergruppen kommen, dann verweisen die Scouts an die örtlichen Beratungsstellen."
    Unterstützung von Ehrenamtlichen ist wichtig
    Für drei Jahre sichern die Stiftung Wohlfahrtspflege, die Verbraucherzentrale sowie der Förderverein der Verbraucherzentrale NRW die Finanzierung und bezahlen damit die Schulungen und Reisen der Verbraucherscouts. Die Leiter der Verbraucherzentralen sind für die Unterstützung der Ehrenamtlichen dankbar, denn es fehlt oftmals an Zeit, Personal und Geld, bestätigt Elisabeth Schoemakers.
    "Gerade wie hier in Langenfeld, wir sind eine kleine Beratungsstelle, es ist eine Ein-Personen-Beratungsstelle, wir haben nicht die Möglichkeiten, viele Veranstaltungen außerhalb der Beratungsstelle zu machen, Vorträge, deshalb bietet es sich durch die Verbraucherscouts an, dass sie in verschiedene Organisationen gehen und uns in der Alltagsarbeit entlasten."
    Deshalb wünscht sie sich, dass das Projekt auch in anderen Bundesländern auf Interesse stößt.