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Schwarzbrot hilft

In Deutschland leben zurzeit fünf Millionen Menschen, die an Typ-2-Diabetes erkrankt sind. Da diese Form der Zuckerkrankheit meist im fortgeschrittenen Alter auftritt, wird sie auch Altersdiabetes genannt. Wissenschaftler der Deutschen Gesellschaft für Ernährungswissenschaften mit Sitz in Potsdam-Rehbrücke kamen zu der Erkenntnis, dass ein regelmäßiger Verzehr von Vollkornprodukten das Risiko für Altersdiabetes erheblich senken kann.

Von Michael Engel |
    1994 startete Prof. Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungswissenschaften in Potsdam-Rehbrücke eine groß angelegte Studie, um herauszufinden, in welcher Weise Nahrungsmittel unsere Gesundheit beeinflussen. Die Studie trägt das Kürzel "EPIC" - European Prospecitve Investigation into Cancer and Nutrition - und ist Teil eines europäischen Forschungsprojektes.

    "Dazu haben wir ungefähr 27.500 Potsdamer gewinnen können teilzunehmen. Sie mussten Fragebögen ausfüllen, darunter auch Fragebögen zur Ernährung. Es wurde das Gewicht festgestellt, die Körpergröße, Bauch- und Hüftumfang. Und seit der Rekrutierung schicken wir regelmäßig Fragebögen an die Teilnehmer. Fragen nach, wer von den Teilnehmern erkrankt ist."

    Erstes Ergebnis, das jetzt veröffentlich wurde: Menschen, die vermehrt Vollkornprodukte essen, sind vor Altersdiabetes besser geschützt. Obst und Gemüse hingegen zeigen keine protektive Wirkung. Deren Einfluss auf Diabetes ist praktisch gleich null. Der Grund für diesen markanten Unterschied ist nach Ansicht des Studienleiters vor allem in den Ballaststoffen zu finden. Ballaststoffe in Vollkornprodukten sind vielfach wasserlöslich, und das wiederum schützt unser Insulinsystem.

    "Für die wasserlöslichen Ballaststoffe kennen wir den Mechanismus, dass eine erhöhte Aufnahme die schnelle Freisetzung von Blutzucker verhindert, so dass wir also keine Blutzuckerspitzen haben und letztendlich das Insulinsystem, was diesem Blutzucker gegensteuert, nicht so stark herausgefordert wird."

    Studienteilnehmer, die viel Vollkornprodukte aßen, hatten im Vergleich zu Menschen mit dem geringsten Verzehr ein um 28 Prozent verringertes Diabetesrisiko. Dass die Vollkorn-Fraktion unter den Studienteilnehmern auch sonst gesünder lebt - mehr Sport, weniger Übergewicht - haben die Wissenschaftler aus den Daten bereits herausgerechnet. Fazit: Übergewichtige Menschen können ihr Diabetesrisiko deutlich mindern, wenn sie zu Vollkornprodukten greifen. Wer obendrein seinen Body-Mass-Index in Grenzen hält und Fitness betreibt, muss eine Zuckerkrankheit im Alter kaum noch fürchten. Deshalb die Empfehlung,

    "dass man auf der einen Seite schon dafür sorgt, dass man nicht so stark an Gewicht zunimmt über die Zeit. Das gilt insbesondere auch für etwas jüngere Männer, also im Alter zwischen 35 und 40. Die müssen also schon aufpassen, dass sie nicht an Gewicht zunehmen. Und dazu, und das ist ja auch das, was wir diskutieren, könnte ja auch eine vernünftige Ernährung helfen. Und zu einer guten Ernährung zählen ja auch die Vollkornprodukte"

    wie Schwarzbrot, Roggenbrot, Knäckebrot, Haferflocken und Müsli. Auch wenn Obst und Gemüse in der aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Ernährungswissenschaften nicht besonders hervorgehoben wurden, sind diese Nahrungsmittel gleichwohl unverzichtbar als Lieferanten lebenswichtiger Vitamine, Mineralstoffe und zur Förderung der Verdauung

    Service:

    Seit Kurzem bietet das Deutsche Institut für Ernährungsforschung online einen Diabetes-Rechner an. Der Computer fragt nach Bauchumfang, Kaffeekonsum, Ernährungsverhalten und sportlichen Aktivitäten. Am Ende präsentiert das Programm das persönliche Diabetesrisiko: www.dife.de - dann auf den Button mit den drei Buchstaben "DRS" klicken.