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Schwarze Bildschirme trotz Werbekampagne

Seit heute Nacht ist die Übertragung von Satellitenprogrammen auf analogem Weg beendet, die Zukunft ist digital. Allerdings haben trotz massiver Werbekampagne nicht nur Privatleute, sondern auch viele Großkunden die Umstellung verpasst.

Von Christoph Sterz | 30.04.2012
    Nur eine Texttafel ist geblieben, keine einzige Fernsehsendung lässt sich mehr empfangen. So geht es heute all jenen, die nicht rechtzeitig umgerüstet haben - vom analogen auf digitalen Satellitenempfang. Trotz monatelanger Informationskampagnen: Der Kölner Fernsehtechniker Georg Löffelholz rechnet nach dem Ende des analogen SAT-TVs noch einmal mit einem Ansturm von Kunden.

    "Ich gehe davon aus, dass dann in dem Falle auch böse geschimpft wird. Wie können die das? Wo es in dem Falle jetzt vor zwölf Jahren die Regierung gesagt hat, ab 2010 braucht in Deutschland kein analoges Signal mehr verbreitet werden. Die Industrie hat noch einen draufgesetzt und hat gesagt: Gut, zwei Jahre noch dabei, mit einer Wahnsinnswerbung - und mehr geht nicht."

    Viele Techniker sind ausgebucht, die Arbeiten dauern noch bis Ende Mai, schätzt der Branchenverband Bitkom. Wer jetzt noch umrüsten will, muss oft auf die Warteliste. Nach Angaben der Verbraucherzentralen standen zuletzt noch bis zu einer halben Million Haushalte vor dem Wechsel von analog auf digital. Einige Fernseh- und Radionutzer haben also den Termin vor sich hergeschoben, wie auch Georg Löffelholz beobachtet hat:

    "Ich kann zwar jetzt sagen: Ich kriege mehr Programme. Och, die drei Programme reichen mir ja. Oder die paar privaten noch dabei. Oder ich guck ja sehr wenig. Das sind dann die Ausführungen. Oder: Wie lange habe ich noch zu leben? Also, es sind mehr ältere Herrschaften wie jüngere."

    Über die privaten Nutzer hinaus sind vor allem Großanlagen betroffen. Jede fünfte Anlage in Hotels, Krankenhäusern, Altenheimen oder größeren Wohnanlagen sei noch nicht umgerüstet, schätzt der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke. Bei den Großanlagen seien die Kosten oft sehr hoch; bei den privaten Fernsehnutzern ist das meist anders. Oft müssen sie nur den Receiver austauschen, manchmal auch das Empfangsteil, also das LNB. Der Aufwand ist vertretbar, findet Technikexperte Rolf Dahlmann von der Verbraucherzentrale NRW:

    "Ich denke, es war okay. Irgendwann muss man in neue Techniken investieren. Und wenn man sich für 1500 Euro einen neuen Flachbildfernseher anschaffen kann, dann kann man sich auch für 300 Euro mal die Satellitenanlage renovieren lassen."

    Was die Verbraucherschützer dagegen ärgert, ist das Vorgehen mancher privater Fernsehsender. Das hängt damit zusammen, dass durch das Ende von analog Plätze frei wurden für Sender in HD-Qualität. Die öffentlich-rechtlichen Programme sind nach einem kurzen Suchdurchlauf frei zugänglich; die privaten aber haben sich etwas Besonderes einfallen lassen. Denn wer die Sender in HD-Qualität schauen will, muss über die Astra-Plattform HD+ gehen. Mit dem entsprechenden Receiver und einer Zugangskarte ist das zunächst kostenlos. Aber die Privaten haben einen Trick eingebaut - und der führe zu einer Art Pay-TV light, sagt Rolf Dahlmann:

    "Im Moment ist diese HD+-Karte im Erstverkauf im Bundle mit dabei. Nach elf Monaten kriegt man einen dezenten Hinweis auf den Bildschirm: Hallo, die Smartcard läuft bald ab, bitte holen Sie sich 'ne neue, wenn Sie weiter gucken wollen. Und ich glaube, dann werden viele Leute sagen: Ne, das tue ich mir nicht noch mal an."

    Denn die neue Karte ist nicht umsonst, sie kostet rund 50 Euro. Und ein weiteres Problem ist die Aufzeichnung von Sendungen der Privaten. Denn laut Dahlmann ist unter anderem die Vorspulfunktion blockiert. Durch Vorspulen könnte der Zuschauer zu einer bestimmten Stelle des aufgezeichneten Programms springen und somit auch die Werbung überspringen.

    Doch das sind technische, nicht ganz so wichtige Details - zumindest für diejenigen, die sich heute erst einmal mit dem Ausfall ihres analogen Programms herumplagen.

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