Archiv


Schwarze Löcher im Glasfasernetz

Schon im Vorfeld der weltweit größten Computermesse CeBIT eröffneten führende Vertreter der Deutschen Telekom AG den Entwicklern großer Partnerunternehmen einen Einblick auf die Konzepte und Visionen, die nach dem Willen des Kommunikationsriesen die Datennetze der Zukunft hierzulande prägen sollen. Während eine vielfach gesteigerte Leistungsfähigkeit der elektronischen Infrastruktur den E-Commerce antreiben und GPRS und UMTS den Handy-Boom nicht versiegen lassen sollen, hinkt das Netzwerk selbst den Anforderungen hinterher.

Wolfgang Noelke, Gerd Pasch |
    Mit Lichtgeschwindigkeit und größtmöglicher Bandbreite will die Deutsche Telekom AG die Zukunft der Datenautobahn in Deutschland ausgestalten, so bekräftigten vergangene Woche Vertreter des Telekommunikationskonzerns anlässlich des 10. Internationalen Presse Kolloquiums der Deutschen Telekom in Berlin. Doch allen blühenden Visionen zum Trotz konnten dabei Unsicherheiten hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit von Investitionen in Technik und Systeme nicht völlig ausgeräumt werden. Infrastrukturausbau sei nötiger denn je, und erst schnelle Netze und Server böten die Grundlage für Prosperität durch die junge Wirtschaftsform des E-Commerce, unterstrichen Experten.

    Schon heute erreicht das Glasfaser-Hauptlastnetz für Daten aller Art einen Großteil potentieller Kunden. Immer mehr Anwendungen bis hin zum Internetfernsehen liegen damit in greifbare Nähe. Allerdings ist das bestehende IP-Netzwerk nicht als ideales Rundsende-System für solche Zwecke ausgelegt, denn die Knotenpunkte und Server können derzeit die theoretisch möglichen Datenfluten aus Lichtsignalen nicht bewältigen. Neue Technologien sollen bald die Lücken schließen, meint Josef Elmauer von Nortel-Networks optimistisch: "Bereits im Laufe des nächsten Jahres wird der erste rein photonische Switch seinen Dienst im Glasfasernetz aufnehmen und einen Flaschenhals der Infrastruktur aufweiten." Dann sei der Weg frei für qualitativ hochwertige Video-Kommunikation für Unternehmen und – in der übernächsten Stufe – auch für den Endverbraucher.

    Doch auch Multimedia mit dem Handy nimmt immer mehr Konturen an. So startete Anfang Februar das datenfähige drahtlose GPRS auf der Basis des herkömmlichen GSM-Mobilfunkstandards mit neuen Möglichkeiten und Geräten. Derweil richten die Entwickler den Blick schon auf die dritte Generation der mobilen Kommunikation: "Hinsichtlich der Endgeräte liegt die Herausforderung derzeit in der Umsetzung der Technologie etwa in anwendungsreife Chipsätze sowie entsprechend miniaturisierter Sende- und Empfangskomponenten. Auch müssen neue Elemente, wie etwa größere und farbige Anzeigen, Videokameras bis hin zu Betriebssystemen, in neue Applikationen eingebunden werden ", erklärt UMTS-Entwickler Jörg Hantschel. Schließlich müsse all dies in kompakte Geräte integriert werden, die nicht viel größer seien als herkömmliche Handys.

    Während sich die Hersteller über technische Details weitgehend ausschwiegen, zeichnet sich allerdings ab, dass der Standard für die mobile Videoübertragung Bildformate von vier zu drei Zentimeter Größe bei rund 4000 Farben vorsehen wird. Die Qualität der ersten Taschenkinos sei einerseits ansehnlich, bewege sich andererseits noch im Rahmen der Datenkapazität des Netzes. Schon in diesem Jahr werden in Japan die ersten Geräte dazu in den Markt gelangen und dort mit UMTS einen Datendurchsatz von 384 Kilobit in der Sekunde im Downlink sowie 64 Kilobit pro Sekunde im Uplink erzielen. Nach den Erfahrungen mit dem Ansturm auf die schnellen DSL-Zugänge legt sich die Deutsche Telekom hierzulande vorsorglich eine freiwillige Selbstbeschränkung auf: So sollen in der ersten Stufe nur 20.000 Nutzer in den Genuss flotter UMTS Handys kommen.