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Schwarze Ringe und Prophylaxehosen

Technik. - Ein Apparat, der mit Hilfe von Frittierfett Strom erzeugt oder ein Gerät, das Bandagen automatisch aufrollt und bügelt - nur zwei von insgesamt 107 Forschungsprojekten, die während des Bundesfinales in Osnabrück zu sehen waren. Im Finale standen nur noch 200 – die Besten der Besten. Unter dem Motto "Du willst es wissen" haben sie ihre Forschungsprojekte präsentiert.

Von Kerstin Staben |
    Es herrschte Jubelstimmung im Festsaal der Osnabrück-Halle als die Namen der Bundessieger fielen. Vor 1200 geladenen Gästen wurden sie von Bundesbildungsministerin Annette Schavan ausgezeichnet. Ganz besonders freuen konnte sich Raphael Errani aus Niedersachsen. Er wurde bereits zum zweiten Mal Bundessieger. In diesem Jahr bekam er den Sonderpreis des Bundespräsidenten für eine außergewöhnliche Arbeit. Der 19-jährige legte eine Theorie für die Entstehung eines Rings aus dunkler Materie in der Galaxis vor. Diese Ringe sollen unsere Milchstraße umgeben:

    "Diese Ringe entstehen möglicherweise dadurch, dass Zwerggalaxien in die Milchstraße einfallen und dort zerrissen werden. Ich hätte nicht mit einem Bundessieg gerechnet und dachte nach den zweiten Preisen, dann war es eben nichts. Es kam dann sehr unerwartet, aber schön."

    Seit Jahren fesselt ihn die Astronomie – das Interesse dafür wurde in der Schule geweckt. Seine Forscherlust hat auch Steffen Strobel aus Bayern beim 44. Bundeswettbewerb unter Beweis gestellt. Er entwickelte ein Infrarotsystem. Mit Hilfe einer Kamera, einem Computer und einem Softwareprogramm ist es möglich, unter die Haut zu blicken und so Venen besser sichtbar zu machen. Eine Hilfe für Arzt und Patient, erzählt der 20-jährige:

    "Vor allen Dingen bei Kindern ist es sehr schwierig, weil sie kleine Venen haben und die haben eh schon Angst vor dem Blutabnehmen. Das Gerät kann man aber auch zur Krampfadernbehandlung benutzen, da man dadurch das Venengeflecht unter der Haut sehen kann und während der Behandlung gleich das Ergebnis begutachten kann."

    Insgesamt wurden Bundessieger in sieben Fachbereichen ausgezeichnet, sie bekommen jeweils 1500 Euro Siegprämie. Daneben gab es zahlreiche Sonderpreise, drei davon mit Bundessiegerstatus. Besonders viele Arbeiten kamen in diesem Jahr aus dem Bereich Medizin und Diagnose, so die Geschäftsführerin der Stiftung "Jugend forscht", Uta Krautkrämer-Wagner:

    "Das ist ein Bereich, der wächst immer mehr, also diese Anwendung in bestimmten Lebensbereichen. Das ist der Bereich Mathematik/Informatik. Und dann haben wir doch eine große Bereicherung von Themen im Bereich Lebenswissenschaften. Das heißt: Da wird analysiert, Ernährung, gesunde Ernährung oder was sind Giftstoffe. Bis hin zu Stammzellenforschung."

    Teilweise werden die jungen Forscher bei ihrer Arbeit durch Sponsoren finanziell unterstützt. Daneben gibt es Kooperationen mit großen Forschungseinrichtungen. Freuen konnten sich die Ausrichter des diesjährigen Wettbewerbs über das steigende Engagement von weiblichen Teilnehmern. 30 Prozent junge Frauen haben beim diesjährigen Bundeswettbewerb mitgemacht. Und gewonnen: Beispielsweise einen ganz besonderen Sonderpreis: Eva Brüggemann macht derzeit ein freiwilliges soziales Jahr in einem Krankenhaus in Münster und darf sich auf eine Fahrt zur Nobelpreisverleihung freuen - gemeinsam mit anderen internationalen Forschertalenten. Auf die Idee für ihre Erfindung kam die junge Frau bei ihrer Arbeit:

    "Ich habe gesehen, dass es Dekubitus gibt im Krankenhaus. Das ist praktisch ein Wundliegen. Jetzt habe ich eine Hose entwickelt, mit der man Dekubitus-Prophylaxe betreiben kann und die man leichter anziehen kann und habe ein alternatives System entwickelt für Operationstische, mit dem es dann eben auch möglich ist, Dekubitus-Prophylaxe auch während einer Operation zu betreiben."

    Eva Brüggemann steht jetzt noch ein Tanzkurs bevor: Walzer lernen für die Nobelpreisverleihung. So entwickelten viele Teilnehmer ihre Ideen im Alltag. Sarah Hinz, Andreas Hampe und Stefanie Detges aus Nordrhein-Westfalen sind Auszubildende in einem Betrieb, der Walzen für Papiermaschinen montiert, wartet und repariert. Die drei entwickelten einen Reinigungsvorgang für die Mantelinnenflächen von Großwalzen, der bislang per Hand ausgeführt werden muss. Das kann extreme gesundheitliche Belastungen mit sich bringen. Das Team erfand eine Methode, die diesen Vorgang automatisiert. Das bedeutete den Sieg im Bereich Arbeitswelt:

    "Es könnte jetzt gerade nicht besser sein, war sehr überraschend, super! Erst mal wird ein Sekt aufgemacht."