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Schwarze Zahlen in 2020?
Opels strenge neue Mutter

Bei Opel weht, seit es PSA Peugeot Citroen gehört und nicht mehr General Motors, ein anderer Wind. Die neue Mutter gibt dem Opel-Vorstand bis November, um Sanierungsvorschläge zu präsentieren. Nach den Plänen von PSA soll der klamme deutsche Autobauer schon 2020 schwarze Zahlen schreiben.

Von Michael Braun | 25.10.2017
    Die Logos von Opel, Vauxhall und PSA.
    Opel hat seit August ein neues Zuhause. Dort muss es jetzt allerdings erst einmal einen Sparplan vorlegen. "Sie bereiten ihn mit großem Engagement vor", lobt PSA-Finanzvorstand Jean-Baptise de Chatillon (dpa / picture alliance / / Alexandre Marchi/MAXPPP)
    Es sah alles gut aus, aber es war weniger als die halbe Wahrheit. Die Peugeot-Zahlen von heute zeigten im dritten Quartal ein Plus von fast 24 Prozent beim Absatz und einen Sprung von 31,4 Prozent beim Umsatz auf knapp 15 Milliarden Euro. Absatz, Umsatz, gut und schön, aber was unter dem Strich blieb im französisch-deutschen Autokonzern, was also die Marken Peugeot, Citroen und Opel verdienten, das teilte Peugeot nicht mit – leider üblich bei den Franzosen, weiß Autoanalyst Frank Schwope von der NordLB:
    "Es ist schon bei den Franzosen üblich, dass zum ersten Quartal und zum dritten Quartal nur Umsatzzahlen und Absatzzahlen gemeldet werden und keine Ergebnisgrößen, was natürlich sehr schade ist, weil man das Unternehmen viel weniger einschätzen kann. Nur im Halbjahr und im Gesamtjahr veröffentlichen die französischen Unternehmen üblicherweise ganze Bilanzen und ganze Gewinn- und Verlustrechnungen."
    Opel-Absatz und -Umsatz gut, aber Gewinn eher nicht
    Immerhin hat Opel schon für einen Tupfer im schmalen Zahlenwerk des Konzerns gesorgt. Denn der Absatzsprung ging allein auf Opel zurück, Peugeot und Citroen verkauften im dritten Quartal 0,5 Prozent weniger Autos. Auch beim Umsatzplus von gut 30 Prozent entfielen zwei Drittel auf Opel, ein Drittel auf Peugeot und Citroen.
    Beim Gewinn wird es wohl andersherum sein. Jedenfalls hatte General Motors, der alte Opel-Eigner, in seiner Herbstbilanz satte Verluste gemeldet. Sie waren zu einem großen Teil Opel geschuldet – mit umgerechnet 2,5 Milliarden Euro Verlust verabschiedete GM Opel aus seiner Gewinn- und Verlustrechnung. Und Jean-Baptiste de Chatillon, der Finanzvorstand des Peugeot-Konzerns, sagte heute, es könne so schnell kaum besser werden:
    "Wie es im ersten Halbjahr gelaufen ist, wissen Sie von GM. Das zweite Halbjahr zeigt aus saisonalen Gründen meist nach unten. Das ganze Jahr wird also schlechter aussehen als das, was GM im ersten Halbjahr berichtet hat."
    Finanzvorstand: Anfängliche Verluste seien eingeplant
    Den Finanzvorstand berührte das aber nicht sonderlich. Das sei so bei der Übernahme von Opel erwartet und geplant gewesen. Aber die roten Zahlen bei Opel sollen natürlich verschwinden. Wie – daran arbeitet Opel derzeit fieberhaft. Der Opel-Vorstand unter Michael Lohscheller hatte von Peugeot eine 100-Tage-Frist gesetzt bekommen, um Vorschläge zu präsentieren. Die Frist läuft Anfang November aus. Zwischenberichte der Teams über den Plan, so Finanzvorstand de Chatillon, seien durchaus vielversprechend:
    "Sie bereiten ihn mit großem Engagement vor. Natürlich nutzen sie die Vorgaben des PSA-Konzerns. Aber sie ergänzen sie mit ihrer eigenen Kreativität. Und ich sage Ihnen: Ich bin sehr optimistisch. Wir halten daran fest, dass Opel-Vauxhall im Jahr 2020 einen positiven operativen Cashflow haben wird und im selben Jahr eine Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern von zwei Prozent."
    Analyst: Schwarze Zahlen in 2020 vorstellbar, aber unsicher
    Analyst Schwope bleibt gegenüber solchen Voraussagen noch reserviert:
    "Im Jahr 2020 schwarze Zahlen schreiben mag funktionieren bei Opel und bei Peugeot-Citroen. Aber seriös einschätzen kann man das aus heutiger Sicht nicht. Da können so viele Krisen, Finanzkrisen, Wirtschaftskrisen, Unternehmenskrisen dazwischenkommen, dass man das aus heutiger Sicht absolut nicht zu sagen vermag."
    Mit Opel will der PSA-Konzern an Europas größten Autokonzern heranrücken, an VW. Aber der Weg ist noch weit. PSA verkaufte mit Opel in den ersten neun Monaten 1,3 Millionen Autos, VW mit rund 2,7 Millionen Stück gut das Doppelte.