"Meine beiden Söhne, 21 und 18 Jahre alt, sind arbeitslos! Was sollen die machen? Für die gibt es nichts!"
Doch, Sorgen: Denn Vater Alain Richeu ist als Automobilarbeiter von Kurzarbeit betroffen wie sein Kollege Nicoals Guermonprès:
"Welcher Franzose kann sich denn heutzutage erlauben 500 Euro im Monat zu verlieren? Unser Präsident hat die Kaufkraft angekündigt! Wo bleibt sie? Und jetzt hat man der Autoindustrie fünf bis sechs Milliarden versprochen, aber die sind nicht für uns!"""Für die Krankenhäuser gibt es kein Geld"", klagt Krankenschwester Celine Golding, "für die Versicherungen, für die Banken da findet man Mittel, aber nicht für die Gesundheit, für die Menschen – da gibt es keine Anerkennung!"
La grogne, wie die Franzosen sagen, der Unmut, sitzt tief. Der heutige Donnerstag droht ein schwarzer zu werden. In den 77 großen Städten Frankreich streikt der Nahverkehr, mehr als die Hälfte der Züge und die Pariser Metro dürften weitestgehend stillstehen, viele Flüge sollen gestrichen und Schulen müssen geschlossen werden. Lehrer, Richter, Krankenschwestern, Schüler, Studenten, Postbedienstete, Beschäftigte der Privatwirtschaft, aber auch Arbeitslose und Rentner wollen dem Aufruf fast aller Gewerkschaften im Land gegen die unsoziale Politik der Regierung folgen.
"Diese Menschen sind nicht für diese Wirtschaftskrise verantwortlich und können deshalb nicht hinnehmen, Opfer dieser Krise zu werden. Und bis jetzt gibt es keine Maßnahmen, die das verhindern würden."
… rechtfertigt Bernard Thibault von der mächtigen Gewerkschaft CGT die Massenproteste, an deren Speerspitze sich nun die extreme Linke und die durch interne Grabenkämpfe lange Zeit lautlosen Sozialisten stellen.
"Für uns ist diese Krise kein bedauerlicher Unfall. Sie ist das Produkt einer ultraliberalen Ideologie, die hunderttausende Männer und Frauen in die Arbeitslosigkeit befördert."
Weil die Regierung zu wenig tue, wie Jean Marc Ayrault, der Fraktionschef der Sozialisten in der Nationalversammlung anlässlich des Misstrauensvotums gegen die Regierung Dienstag bekräftigte. Das Misstrauensvotum wurde angesichts der Mehrheitsverhältnisse erwartungsgemäß abgeschmettert. Es war freilich nur der erste Akt beim Kräftemessen zwischen Regierung und der Opposition. Der zweite Akt wird heute auf der Strasse inszeniert und gerade die Sozialisten versuchen nach Monaten innerer Zerreißprobe mit ihrer neuen Vorsitzenden Martine Aubry Terrain gut zu machen.
"Die Regierung reagiert nicht, reagiert mit einem viel zu bescheidenen Konjunkturprogramm, nur mit mittelfristigen Investitionshilfen.
Dabei brauchen wir ein massives Programm so wie alle unsere Nachbarn."
Sie wie die Gewerkschaften fordern vor allem konsumorientierte Maßnahmen, ein Konjunkturprogramm im Umfang von bis zu 50 Milliarden, darunter 500 Euro Schecks für die 13 Millionen bedürftigsten Franzosen, die Senkung der Mehrwertsteuer um 1 Prozent, die Anhebung des Mindestlohnes um 3 Prozent sowie die Schaffung von zigtausenden Jobs im öffentlichen Bereich statt der vorgesehenen Streichung von über 30 000!
"Diese Vorschläge sind veraltet! Dadurch würden nur unsere strukturellen Probleme und Schwierigkeiten vergrößert. Die Mehrheit wird Ihnen deshalb niemals auf dem Weg der Nostalgie und der Unbeweglichkeit folgen."
Francois Fillon will am Reformkurs festhalten und nicht durch Einkaufsgutscheine die Wirtschaft Chinas ankurbeln. Der Premierminister übernimmt die Rolle eines Ersten Maates: denn unbestrittener Kapitän an Bord bleibt Nicolas Sarkozy. Nachdem der Präsident noch vor nicht allzu langer Zeit getönt hatte, Streiks würde man dank seines Gesetzes zur Grundversorgung im Bildungs- und Verkehrsbereich nicht mehr wahrnehmen, schlägt Sarkozy jetzt konziliantere Töne an:
"Man muss die reellen Sorgen der Menschen berücksichtigen, aber die Wirtschaft weiter modernisieren. Wenn ich auf alle höre, die sich beklagen, dann werde wie viele andere vor mir am Ende gar nicht viel tun!"
Immerhin hat Sarkozy bei der Gymnasialreform und der Sonntagsarbeit schon Rückzieher gemacht. Der Druck wächst, und der auch nach dem Führungswechsel bei der Regierungspartei UMP unbestrittene Chef der Mehrheit gerät zunehmend in Bedrängnis. Ihr begegnet Sarkozy mit ständiger Bewegung und kontinuierlicher Kabinettsumbildung. Letztes Opfer: die wegen der Justizreform umstrittene Rachida Dati. Die gerade Mutter gewordene ledige Justizministerin wird gegen ihren Willen ins Europaparlament geschickt und demnächst wie Agrarminister Barnier den Posten räumen.
Doch, Sorgen: Denn Vater Alain Richeu ist als Automobilarbeiter von Kurzarbeit betroffen wie sein Kollege Nicoals Guermonprès:
"Welcher Franzose kann sich denn heutzutage erlauben 500 Euro im Monat zu verlieren? Unser Präsident hat die Kaufkraft angekündigt! Wo bleibt sie? Und jetzt hat man der Autoindustrie fünf bis sechs Milliarden versprochen, aber die sind nicht für uns!"""Für die Krankenhäuser gibt es kein Geld"", klagt Krankenschwester Celine Golding, "für die Versicherungen, für die Banken da findet man Mittel, aber nicht für die Gesundheit, für die Menschen – da gibt es keine Anerkennung!"
La grogne, wie die Franzosen sagen, der Unmut, sitzt tief. Der heutige Donnerstag droht ein schwarzer zu werden. In den 77 großen Städten Frankreich streikt der Nahverkehr, mehr als die Hälfte der Züge und die Pariser Metro dürften weitestgehend stillstehen, viele Flüge sollen gestrichen und Schulen müssen geschlossen werden. Lehrer, Richter, Krankenschwestern, Schüler, Studenten, Postbedienstete, Beschäftigte der Privatwirtschaft, aber auch Arbeitslose und Rentner wollen dem Aufruf fast aller Gewerkschaften im Land gegen die unsoziale Politik der Regierung folgen.
"Diese Menschen sind nicht für diese Wirtschaftskrise verantwortlich und können deshalb nicht hinnehmen, Opfer dieser Krise zu werden. Und bis jetzt gibt es keine Maßnahmen, die das verhindern würden."
… rechtfertigt Bernard Thibault von der mächtigen Gewerkschaft CGT die Massenproteste, an deren Speerspitze sich nun die extreme Linke und die durch interne Grabenkämpfe lange Zeit lautlosen Sozialisten stellen.
"Für uns ist diese Krise kein bedauerlicher Unfall. Sie ist das Produkt einer ultraliberalen Ideologie, die hunderttausende Männer und Frauen in die Arbeitslosigkeit befördert."
Weil die Regierung zu wenig tue, wie Jean Marc Ayrault, der Fraktionschef der Sozialisten in der Nationalversammlung anlässlich des Misstrauensvotums gegen die Regierung Dienstag bekräftigte. Das Misstrauensvotum wurde angesichts der Mehrheitsverhältnisse erwartungsgemäß abgeschmettert. Es war freilich nur der erste Akt beim Kräftemessen zwischen Regierung und der Opposition. Der zweite Akt wird heute auf der Strasse inszeniert und gerade die Sozialisten versuchen nach Monaten innerer Zerreißprobe mit ihrer neuen Vorsitzenden Martine Aubry Terrain gut zu machen.
"Die Regierung reagiert nicht, reagiert mit einem viel zu bescheidenen Konjunkturprogramm, nur mit mittelfristigen Investitionshilfen.
Dabei brauchen wir ein massives Programm so wie alle unsere Nachbarn."
Sie wie die Gewerkschaften fordern vor allem konsumorientierte Maßnahmen, ein Konjunkturprogramm im Umfang von bis zu 50 Milliarden, darunter 500 Euro Schecks für die 13 Millionen bedürftigsten Franzosen, die Senkung der Mehrwertsteuer um 1 Prozent, die Anhebung des Mindestlohnes um 3 Prozent sowie die Schaffung von zigtausenden Jobs im öffentlichen Bereich statt der vorgesehenen Streichung von über 30 000!
"Diese Vorschläge sind veraltet! Dadurch würden nur unsere strukturellen Probleme und Schwierigkeiten vergrößert. Die Mehrheit wird Ihnen deshalb niemals auf dem Weg der Nostalgie und der Unbeweglichkeit folgen."
Francois Fillon will am Reformkurs festhalten und nicht durch Einkaufsgutscheine die Wirtschaft Chinas ankurbeln. Der Premierminister übernimmt die Rolle eines Ersten Maates: denn unbestrittener Kapitän an Bord bleibt Nicolas Sarkozy. Nachdem der Präsident noch vor nicht allzu langer Zeit getönt hatte, Streiks würde man dank seines Gesetzes zur Grundversorgung im Bildungs- und Verkehrsbereich nicht mehr wahrnehmen, schlägt Sarkozy jetzt konziliantere Töne an:
"Man muss die reellen Sorgen der Menschen berücksichtigen, aber die Wirtschaft weiter modernisieren. Wenn ich auf alle höre, die sich beklagen, dann werde wie viele andere vor mir am Ende gar nicht viel tun!"
Immerhin hat Sarkozy bei der Gymnasialreform und der Sonntagsarbeit schon Rückzieher gemacht. Der Druck wächst, und der auch nach dem Führungswechsel bei der Regierungspartei UMP unbestrittene Chef der Mehrheit gerät zunehmend in Bedrängnis. Ihr begegnet Sarkozy mit ständiger Bewegung und kontinuierlicher Kabinettsumbildung. Letztes Opfer: die wegen der Justizreform umstrittene Rachida Dati. Die gerade Mutter gewordene ledige Justizministerin wird gegen ihren Willen ins Europaparlament geschickt und demnächst wie Agrarminister Barnier den Posten räumen.