Das ist also in diesem Alter völlig untypisch, deutet also auf Stress hin, auf Angst insgesamt. Ganz deutlich also an diesem Baum dieser Schleimfluss. Sie sehen hier also diese Verfärbung an der Rinde, ein schwärzlich bräunlicher Schleim, und wenn man nun die Rinde vorsichtig abnehmen würde, dann würde man sehen, dass auch nekrotische Erscheinungen zu beobachten wären, das heißt also, das Gewebe wird durch diesen pilzähnlichen Mikroorganismus dann auch abgetötet. /
Diese Symptome lassen für Eugen Nowak vom Biosphärenreservat Spreewald nur eine Diagnose zu: Die Schwarzerle hat die sogenannte Wurzelhalsfäule, verursacht durch jenen pilzähnlichen Mikroorganismus. Er gehört zur Gattung der Phytophthora-Pilze - seit 1998 treibt er sein Unwesen im Spreewald und ist Grund des neuen Erlensterbens. Zwei bis drei Jahre nach der Infektion gehen die Bäume zugrunde. Es ist ein neuartiger Krankheitserreger, der Anfang der 90er Jahre erstmals in Europa auftrat. Die Wissenschaftler wissen daher noch nicht genug über seine Biologie und Wirkungsweise. An der Technischen Universität Dresden untersucht deshalb der Experte für Pflanzenkrankheiten Jörg Schumacher im Auftrag des Biosphärenreservates, warum der Mikroorganismus der Erle so gefährlich wird:
In diesem Fall handelt es sich um eine Kreuzung aus zwei Organismen, die eng miteinander verwandt sind, durchaus aber nicht ein und dieselbe Art . Die beiden Elternteile, also die Kreuzungspartner sind weniger aggressiv, aber dieses Kreuzungsprodukt, diese neue Art, die ist besonders aggressiv und hat sich auf die Gattung Erle spezialisiert.
Seit Mitte der 90er Jahre erobert die Erlenphytophthora Deutschland. Genau wie die Schwarzerle liebt sie das nasse Element. Über das Wasser kann sie sich schnell ausbreiten und dockt an den Wurzeln der am Ufer stehenden Schwarzerle an. Von dort aus dringt sie in den Baum ein und schädigt massiv dessen Gewebe. Die Folge: Der Baum wird nicht mehr ausreichend mit Wasser und Nährstoffen versorgt und stirbt ab. Die Ausbreitung über das Wasser ist besonders für den Spreewald mit seinem weitverzweigtem Gewässernetz eine Gefahr. Etwa 16 Prozent der Schwarzerlen dort sind bereits infiziert. Ein ernstes Problem, denn die Schwarzerle ist die dortige Hauptbaumart und wichtig für die natürliche Uferbefestigung. Sind die Bäume erst einmal erkrankt, gibt es kein Gegenmittel mehr. Momentan sind deshalb vor allem vorbeugende Maßnahmen gefragt, so Eugen Nowak:
Eine der wichtigsten ist der Umgang mit dem Wasser, mit den Überflutungen, das Wasser ist ja das Medium, was den Erreger verbreitet, und zwar insbesondere in der Vegetationsperiode, so dass wir vermeiden wollen und müssen, dass in der Vegetationsperiode Überflutungen stattfinden. /
Das ist möglich, da der Wasserstand des Spreewaldes beispielsweise mit Hilfe von Umflutsystemen geregelt werden kann. Weitere Vorsichtsmaßnahme im Kampf gegen die Erlenphytophthora ist das Bemühen um gesundes Pflanzmaterial aus den Baumschulen. Denn die Wissenschaftler vermuten, dass deren infizierte Jungpflanzen zur Verbreitung des Pilzes in ganz Deutschland beigetragen haben. Um das in Zukunft zu verhindern, ist der Einsatz von geeigneten Fungiziden denkbar, so Jörg Schuhmacher von der TU Dresden:
Die lassen sich nur in Baumschulen erfolgreich anwenden, wo man die Mittel in entsprechender Konzentration gezielt und kontrolliert anwenden kann.Die Pflanzen sind ja nur zwei Jahre im Beet, dann werden sie aus der Baumschule verpflanzt, und dann kann ich das Beet prophylaktisch reinigen mit Hilfe dieser Fungizide und dort wieder neue Pflanzen aufziehen, die dann frei von diesem Erreger aufwachsen.
Damit wieder aus allen Baumschulen gesunder Nachwuchs bereitgestellt werden kann, arbeiten die Experten an einem geeigneten Kontrollsystem. Darüber hinaus untersuchen sie auch die Schwarzerlen, die dem neuen Krankheitserreger scheinbar trotzen. Denn inmitten von erkrankten Erlenbeständen bleiben immer wieder einige Bäume gesund. Die Wissenschaftler prüfen nun, ob und warum diese gegen den Pilz resistent sind.
Ergänzender Hinweis:
Unter http://www.baum-des-jahres.de/erlensterben/erlensterben.html gibt es einen Online-Meldebogen für erkrankte Bestände und weitere Informationen zum Erlensterben.