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Schwarzmarkthandel mit Olympiatickets

Nach Recherchen der britischen "Sunday Times" blüht der Schwarzmarkt-Handel mit Olympiatickets. 525 Olympia-Plätze, darunter 22 für das 100-Meter-Finale, seien zum Kauf angeboten worden. Zum Schnäppchenpreis von rund 80.000 Euro.

Von Jochen Spengler | 17.06.2012
    Es ist noch nicht einmal vier Wochen her, als der ukrainische NOK-Generalsekretär zurücktreten musste. Verdeckt arbeitende BBC-Reporter hatten ihn dabei gefilmt, illegal Olympia-Tickets verscherbelt zu haben.

    "Ich habe noch beste Tickets fürs Boxfinale, ach eigentlich für alle Wettkämpfe, wenn auch nicht mehr viele übrig sind."

    Behauptet Yoav Bruck, Ex-Olympiaschwimmer und heute offizeller Ticket-Agent für Israel. Er bot den Undercover-Reportern der Sunday Times, die in mit versteckter Kamera filmten, 525 beste Olympia-Plätze an, darunter 22 fürs 100-Meter-Finale – zum Schnäppchenpreis von rund 80.000 Euro. Yoav Bruck ist nicht der einzige Fall.

    Das Internationale Olympische Komitee reagierte sofort, berief eine Sondersitzung ein und begann vorgestern mit der Untersuchung der von der Zeitung weitergeleiteten Informationen. Man nehme die Vorwürfe sehr ernst und werde Konsequenzen ziehen und strikte Sanktionen verhängen, falls sich die Anschuldigungen als wahr herausstellten, teilte das IOC mit.

    Laut Zeitungsbericht haben 27 Offizielle und Ticketagenten in etlichen Staaten Olympia-Eintrittskarten auf dem Schwarzmarkt angeboten – zu einem bis zu zehnmal höheren Verkaufspreis. Etwa die litauische Agentin, die den angeblichen Käufer sogar noch auf den Gesetzesverstoß hinweist.

    "Es ist illegal. Für Sie in ihrem Land. Ich nehme das Risiko auf mich und sie können mich schnappen. Aber ihre Tickets werden ungültig."

    Auch Spyros Capralos wurde erwischt Er ist Präsident des Griechischen Olympischen Komitees und wurde dabei gefilmt, als er einer Reporterin verriet, wie man das System austricksen könne:

    "Solange sie den Regeln folgen, schließen wir unsere Augen und solange wir nichts hören können sie mit den Tickets anstellen, was sie möchten."

    1,2 Millionen der insgesamt fast 9 Millionen Tickets wurden von dem Londoner Organisationskomitee anderen Staaten zur Verfügung gestellt. Jedes Nationale Olympische Komitee muss aber gewährleisten, dass die Tickets nur in seiner Region und nicht an unauthorisierte Zwischenhändler verkauft werden.
    Doch die Zeitungsreporter berichteten nach zweimontiger Recherche von weit verbreiteter Korruption. In 54 Staaten würden Tickets illegal weiter verkauft, so in Serbien, China oder Zypern.