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Schweifsterne aus einer anderen Welt
Astronomen wollen die ersten Exo-Kometen entdeckt haben

Nach Exo-Planeten, Exo-Monden und Exo-Ringen könnten Astronomen den ersten Exo-Kometen entdeckt haben. Dass es sie gibt, davon sind die Forscher seit Langem überzeugt. Doch weil Kometen so klein sind, ist ihr Nachweis äußert schwierig.

Von Guido Meyer | 26.10.2017
    Kepler-452b (rechts) in einem grafischen Vergleich der NASA mit der Erde
    Seit acht Jahren unterwegs: Weltraumteleskop Kepler Seine Aufgabe: nach Planeten zu suchen, die um andere Sterne kreisen als die Sonne, nach Exoplaneten also (dpa / picture-alliance / NASA)
    Hale-Bopp, Halley, Tschurjumow-Gerasimenko – wenn Kometen sich der Erde nähern oder gar am nächtlichen Sternhimmel sichtbar sind, werden sie immer zu so etwas wie Popstars. Wenn sie nicht gerade einen Schweif ausbilden, handelt es sich bei ihnen eigentlich um ziemlich kleine, ziemlich unscheinbare Objekte aus Eis und Gestein. Und was klein ist und weit weg, ist für Astronomen schwer zu beobachten, klagt der Kosmologe Nikolai Perov vom Kultur- und Bildungszentrum der Staatlichen Pädagogischen Universität Moskau:
    "Es gibt viele kleine Objekte im Sonnensystem. Und wir nehmen an, dass es davon auch viele von ihnen in anderen Sternsystemen gibt. Aber solch kleine Himmelskörper in exoplanetaren Systemen konnten wir bislang nicht nachweisen – und damit auch keine Exokometen. Sie sind einfach zu klein."
    Und genau da kam das Weltraumteleskop Kepler ins Spiel. Es befindet sich seit acht Jahren im All. Seine Aufgabe: nach Planeten zu suchen, die um andere Sterne kreisen als die Sonne, nach Exoplaneten also. Aber wie sich gezeigt hat, kann es noch mehr, erklärt der Astrophysiker Andrew Vanderburg von der Astronomieabteilung der Universität von Texas in Austin:
    "Kepler kann Helligkeitsschwankungen von einem tausendstel Prozent entdecken. Und genauso viel Licht geht in etwa verloren, wenn ein Komet vor einem Stern vorbeifliegt. Das kann Kepler leicht nachweisen, Andrew Vanderburg von der University of Texas:
    "Wenn ein Himmelskörper vor einem Stern vorbeizieht, sehen wir einen leichten Helligkeitsrückgang des Sternenlichts. Zunächst schiebt sich die erste Halbkugel des Planeten vor den Stern, und später entfernt sich die zweite Planetenhalbkugel langsam von ihm. Der Helligkeitsabfall zu Beginn der Verdunkelung und der Helligkeitsanstieg an deren Ende sind also identisch."
    Auf halbem Weg zu Proxima Centauri
    Im Falle der beiden Sterne haben Astronomen erstmals Lichtveränderungen beobachtet, die nicht gleichmäßig waren, und das insgesamt sieben Mal.
    Die Oortsche Wolke soll sich in fast zwei Lichtjahren Entfernung befinden, weit außerhalb des Sonnensystems. Damit läge sie schon fast auf halbem Weg zum nächsten Stern Proxima Centauri.
    Schwarzweißaufnahme von des Kometen Tschurri aus knapp 30km Entfernung.
    Star-Komet Tschurri: Stammt er ursprünglich aus einem anderen Sternensystem? (ESA/Rosetta/NAVCAM)
    Betreiben Kometen munteres Sternen-Hopping?
    Nikolai Perov glaubt, Kometen seien wie Reisende, die sich von einem Stern zum nächsten aufmachen. Das heißt: Mit der Entdeckung der ersten Exokometen gibt es die Möglichkeit, dass Kometen aus der Oortschen Wolke nicht die Sonne, sondern stattdessen ihren Nachbarstein Proxima Centauri umkreisen. Ein solches "Sternenhopping" hält auch Andrew Vanderburg von der University of Texas für möglich:
    "Einige Kometen der Oortschen Wolke springen womöglich zwischen zwei benachbarten Sternen hin und her. Wahrscheinlich gibt es einen Austausch an Material zwischen dem Sonnensystem und dem System von Proxima Centauri. Diese Kometen werden einfach von Stern zu Stern weitergereicht - jedesmal, wenn sie auf ihren Bahnen wieder an der Oortschen Wolke vorbeikommen.
    Somit stellt sich die Frage, ob Halley, Hale-Bopp, "Tschuri" & Co. nicht womöglich auch Kometen sind, die ursprünglich aus einem anderen Sternsystem stammen,so Nikolai Perov.