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Schweizer denken über Abschaffung der Wehrpflicht nach

Die Schweiz setzt militärisch auf ihre "Milizarmee" mit dem allzeit wehrbereiten Bürger - eine Mischung aus Rekruten und Reservisten. Noch. Denn auch in der Schweiz geht es um die Sinn-Frage: Ist das System noch zeitgemäß? Und ist es noch finanzierbar?

Von Pascal Lechler | 28.06.2011
    Schießplatz in Niederutzwil. Roman Kesseli absolviert hier sein Obligatorisches – die alljährliche eintägige Schießübung für Reservisten der Schweizer Armee. 18 Wochen Grundausbildung in der Rekrutenschule in Bern hat Roman hinter sich. Jetzt muss der 23-jährige Verwaltungsbeamte noch jedes Jahr zur Schießübung und außerdem jährlich einen dreiwöchigen Wiederholungskurs bei der Armee absolvieren.

    Noch bis zu seinem 30. Lebensjahr wird Roman Kesseli Obligatorisches und Wiederholungskurs Jahr für Jahr hinter sich bringen müssen. Mit 120.000 Mann hat die Schweiz gemessen an der Bevölkerung die größte Armee Europas. Hinzukommen 60.000 Reservisten, die normal ihrer Arbeit nachgehen. Genau diese Mischung aus Rekruten und Reservisten, die im Beruf stehen, ist für den Schweizer Verteidigungsminister Ueli Maurer der entscheidende Vorteil des Schweizer Milizsystems gegenüber einer Berufsarmee.
    Voraussichtlich 2014 werden die Schweizer über die Abschaffung der Wehrpflicht abstimmen. Der Christdemokrat Jakob Büchler und Präsident der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats befürchtet eine Abschaffung der Schweizer Armee auf Raten.

    Bereits im Februar sagten die Schweizer Nein zur sogenannten Waffeninitiative. Diese rüttelte an den Grundfesten des Milizsystems und wollte erreichen, dass die Schweizer Soldaten ihre Waffen im Zeughaus abgeben müssen. Seit dem Zweiten Weltkrieg haben Schweizer Soldaten ihr Gewehr zu Hause. Roman Kesseli hat es auf dem Dachboden. Allzeit bereit, sein Vaterland zu verteidigen.

    Für den Schweizer Verteidigungsminister, der wie seine Kollegen rund um den Globus Jahr für Jahr Millionen im Militärbudget einsparen muss, ist das Milizsystem im Vergleich zur Berufsarmee nicht nur effizient, sondern auch kostengünstig. Christdemokrat Jakob Büchler gibt zudem zu bedenken.

    Im Moment diskutiert die Schweiz eine umfassende Armeereform. Ginge es nach Reservist Roman Kesseli, würde sich die Schweizer Armee auf Aufgaben wie den Katastrophenschutz konzentrieren.