Gampert: Ja, es gibt zwei Institutionen, die da zusammengespannt, aber nicht fusioniert werden, nämlich das Fotomuseum in Winterthur, das schon mit tollen Ausstellungen auf sich aufmerksam gemacht hat. Man erinnert sich vielleicht sogar an die Ausstellung der Armeefotografen der Nazis, die auch die Nazi-Gräuel dokumentierten, und auch die Fotostiftung Schweiz, die sozusagen das kulturelle Gewissen der Schweizer Fotografiegeschichte ist. Sie sammelt Fotos, sie sammelt Nachlässe bis hin in die Frühzeit des Mediums und hat die Aufgabe, nicht nur Fotokunst zu sammeln, sondern auch Fotos als Zeugnisse der Sozialgeschichte zu dokumentieren und aufzubewahren. Das ist ja auch relativ schwierig, weil Fotos vom Zerfall bedroht sind. Sie müssen unter ganz bestimmten klimatischen Bedingungen aufgehoben werden. Diese beiden Institutionen werden nun zusammengeführt. Man muss sagen, die Fotostiftung selber ist auch immer wieder durch Ausstellungen hervorgetreten, hat eben bestimmte Thematiken an die Öffentlichkeit gebracht.
Koldehoff: Ist denn in irgendeiner Weise definiert oder abgegrenzt, was denn gesammelt werden soll, oder kann eigentlich jeder sein Fotoalbum vorbeibringen?
Gampert: Ganz so einfach wird es nicht sein. Sie kaufen wohl auch schon mal Fotoalben auf, wenn das hinreichend interessant erscheint, wenn ein ganz bestimmter Aspekt der Schweizer Geschichte da dokumentiert ist. Es ist dann nicht ausgeschlossen. Aber im Grunde sammeln sie natürlich auch Industriefotografie oder vor allem Pressenfotografie, die ja nun eigentlich dokumentiert, was im Laufe der Zeit in einem Land so passiert. Die Schweiz unterscheidet sich von der BRD ganz erheblich. Wenn man Fotos aus den 50er Jahren sieht, Zeitungsfotos, die jetzt hier auch zur Eröffnung ausgestellt sind, Fotos aus "der Woche", einer Illustrierten, sieht man eben schon, wie viel sich verändert hat. Nicht nur von der Mode oder vom Ausdruck der Leute, sondern auch, dass eben anders fotografiert wurde, anders gestaltet wurde. Die beiden Institutionen machen sich eigentlich keine Konkurrenz, denn das Fotomuseum kümmert sich um die Fotokunst international, und die Fotostiftung ist mehr auf die Schweiz bezogen. Hinzu kommt natürlich der Aspekt, dass die Schweiz ein dreisprachiges Land ist und ihre Fühler sehr oft auch nach Paris ausstreckt, so dass also die Pariser Modeströmungen da auch präsent sind.
Koldehoff: Es hat Vorwürfe oder Klagen gegeben, wenn man jetzt dieses Zentrum gründe in Winterthur, bliebe natürlich weniger oder vielleicht auch gar kein Geld mehr übrig für fotokünstlerische Tätigkeiten anderer Häuser oder Museen in der Schweiz. Wie wird denn dieses neue Fotozentrum finanziert?
Gampert: Ich habe nicht den Eindruck, dass die anderen da etwas wegnehmen. Sie haben ein Fabrikgebäude aus- und umgebaut, mit den Mitteln der Volkhart-Stiftung, die 9 Millionen Franken dazu gibt. Das ist eine private Stiftung eines Geschäftsmannes, der sich kulturell engagiert. In der Schweiz ist das sehr verbreitet, mit solchen Stiftungen zu arbeiten, viel mehr als bei uns. Der Kanton Zürich gibt noch eine Million Franken dazu aus einem Lotteriefond. Ich kann nicht beurteilen, ob da jetzt andere zu kurz kommen, aber diese Volkhart-Stiftung kann eben allein entscheiden, wen sie fördern will, und sie wollte eben die Fotostiftung fördern und dieses Fotozentrum einfach aufwerten. Ich glaube, dass ihr das auch gelungen ist. Es ist ein wunderbarer Umbau, es gibt ganz tolle Archivräume, es gibt tolle Fotoausstellungsflächen, es ist computermäßig und bibliotheksmäßig gut ausgestattet. Eigentlich ist zu erwarten, dass dieses Zentrum in der kleinen Schweiz ein Magnet werden wird für die Forschung in der Fotografie.
Koldehoff: Christian Gampert über das Schweizerische Zentrum für Fotografie.
Koldehoff: Ist denn in irgendeiner Weise definiert oder abgegrenzt, was denn gesammelt werden soll, oder kann eigentlich jeder sein Fotoalbum vorbeibringen?
Gampert: Ganz so einfach wird es nicht sein. Sie kaufen wohl auch schon mal Fotoalben auf, wenn das hinreichend interessant erscheint, wenn ein ganz bestimmter Aspekt der Schweizer Geschichte da dokumentiert ist. Es ist dann nicht ausgeschlossen. Aber im Grunde sammeln sie natürlich auch Industriefotografie oder vor allem Pressenfotografie, die ja nun eigentlich dokumentiert, was im Laufe der Zeit in einem Land so passiert. Die Schweiz unterscheidet sich von der BRD ganz erheblich. Wenn man Fotos aus den 50er Jahren sieht, Zeitungsfotos, die jetzt hier auch zur Eröffnung ausgestellt sind, Fotos aus "der Woche", einer Illustrierten, sieht man eben schon, wie viel sich verändert hat. Nicht nur von der Mode oder vom Ausdruck der Leute, sondern auch, dass eben anders fotografiert wurde, anders gestaltet wurde. Die beiden Institutionen machen sich eigentlich keine Konkurrenz, denn das Fotomuseum kümmert sich um die Fotokunst international, und die Fotostiftung ist mehr auf die Schweiz bezogen. Hinzu kommt natürlich der Aspekt, dass die Schweiz ein dreisprachiges Land ist und ihre Fühler sehr oft auch nach Paris ausstreckt, so dass also die Pariser Modeströmungen da auch präsent sind.
Koldehoff: Es hat Vorwürfe oder Klagen gegeben, wenn man jetzt dieses Zentrum gründe in Winterthur, bliebe natürlich weniger oder vielleicht auch gar kein Geld mehr übrig für fotokünstlerische Tätigkeiten anderer Häuser oder Museen in der Schweiz. Wie wird denn dieses neue Fotozentrum finanziert?
Gampert: Ich habe nicht den Eindruck, dass die anderen da etwas wegnehmen. Sie haben ein Fabrikgebäude aus- und umgebaut, mit den Mitteln der Volkhart-Stiftung, die 9 Millionen Franken dazu gibt. Das ist eine private Stiftung eines Geschäftsmannes, der sich kulturell engagiert. In der Schweiz ist das sehr verbreitet, mit solchen Stiftungen zu arbeiten, viel mehr als bei uns. Der Kanton Zürich gibt noch eine Million Franken dazu aus einem Lotteriefond. Ich kann nicht beurteilen, ob da jetzt andere zu kurz kommen, aber diese Volkhart-Stiftung kann eben allein entscheiden, wen sie fördern will, und sie wollte eben die Fotostiftung fördern und dieses Fotozentrum einfach aufwerten. Ich glaube, dass ihr das auch gelungen ist. Es ist ein wunderbarer Umbau, es gibt ganz tolle Archivräume, es gibt tolle Fotoausstellungsflächen, es ist computermäßig und bibliotheksmäßig gut ausgestattet. Eigentlich ist zu erwarten, dass dieses Zentrum in der kleinen Schweiz ein Magnet werden wird für die Forschung in der Fotografie.
Koldehoff: Christian Gampert über das Schweizerische Zentrum für Fotografie.