"Ich glaube schon, dass der CNR bewiesen hat, dass es viel leisten kann. Dass er einen Riesenapparat an Bürokratie aufweist, das ist nicht ungewöhnlich. Schließlich ist es ja eine Staatseinrichtung, eine italienische noch dazu und das bedeutet eine kafkaeske Bürokratie", wettert Emanuele Caglioti, Mathematiker am Consiglio Nazionale delle Ricerche (CNR) in Rom. Der Nationale Rat der Wissenschaften ist dabei eine Institution, die der deutschen Max-Planck-Gesellschaft durchaus vergleichbar ist. Caglioti arbeitet im 1923 nahe Rom errichteten Zentrum des CNR und ist sehr verärgert. Der Forscher sieht in Plänen des italienischen Bildungsministeriums indirekte Vorwürfe, nicht genug zu leisten. Denn: Das Studienzentrum für angewandte Mathematik im Computerbereich und Wirkungsstätte Cagliotis soll geschlossen werden.
Zwar ist durchaus nicht klar, wann und wie Emanuele Caglioti und seine Kollegen auf die Strasse gesetzt werden, doch seit Wochen herrscht große Unsicherheit in den 108 Forschungsinstituten des CNR, die sich auf die Felder Grundlagenforschungen, Erd- und Umweltwissenschaften, Sozial- und Informationswissenschaften verteilen. "Alle großen Entdeckungen in Italien, vor allem in den Bereichen Medizin und Naturwissenschaften, sind in Instituten des CNR gemacht worden. Das dürfen wir nicht vergessen", mahnt der entrüstete Mathematiker. Indes sind Bildungsministerin Letizia Moratti die enormen Kosten des Forschungsgroßapparates ein Dorn im Auge: So verschlingt das CNR rund 800 Millionen Euro im Jahr. Im europäischen Vergleich ist das aber immer noch weniger als die Max-Planck-Institute oder das französische CNRS pro Jahr zur Verfügung haben.
Trotzdem beharrt die Mitte-Rechts-Regierung auf ihren Plänen: das CNR muss reformiert werden, um leistungsfähiger und für den Staat billiger zu werden. So sollen an die Stelle der 108 CNR-Institute 15 so genannte "Superinstitute" treten, die sich auf spezielle Wissenschaftsbereiche wie etwa Geistes- und Naturwissenschaften oder Humanwissenschaften konzentrieren. Überdies sollen die Nachfolgeeinrichtungen vom Bildungsministerium nur noch so viele Finanzmittel erhalten, dass sie damit gerade ihre dringendsten laufenden Kosten decken können. Um einen direkten Draht zu Ministerium und Regierung zu haben, soll nach Morattis Vorstellungen überdies jedes Institut einen Präsidenten erhalten, der sich aus den Regierungsparteien rekrutiert und der Gemeinschaftsprojekte der einzelnen Institute mit der Industrie anwirbt. Von der Wirtschaft erwartet die Ministerin dabei die Rolle eines Sponsors: wollen die einzelnen Institute Mittel für ihre Forschungen erhalten, dann müssen sie interessierten Unternehmen attraktive Projekte vorlegen. Emanuele Caglioti sieht in dieser Kommerzialisierung von Wissenschaftlern und Instituten die Gefahr, dass so nur noch Auftragsforschung, aber keine zweckfreie Grundlagenforschung unternommen werden könne. Neben prominenten Wissenschaftlern, die Front gegen die staatlichen Reformen machen, spricht sich auch Lucio Bianco, Präsident des CNR, gegen eine Umformung der italienischen Forschungslandschaft aus.
[Quelle: Thomas Migge]
Zwar ist durchaus nicht klar, wann und wie Emanuele Caglioti und seine Kollegen auf die Strasse gesetzt werden, doch seit Wochen herrscht große Unsicherheit in den 108 Forschungsinstituten des CNR, die sich auf die Felder Grundlagenforschungen, Erd- und Umweltwissenschaften, Sozial- und Informationswissenschaften verteilen. "Alle großen Entdeckungen in Italien, vor allem in den Bereichen Medizin und Naturwissenschaften, sind in Instituten des CNR gemacht worden. Das dürfen wir nicht vergessen", mahnt der entrüstete Mathematiker. Indes sind Bildungsministerin Letizia Moratti die enormen Kosten des Forschungsgroßapparates ein Dorn im Auge: So verschlingt das CNR rund 800 Millionen Euro im Jahr. Im europäischen Vergleich ist das aber immer noch weniger als die Max-Planck-Institute oder das französische CNRS pro Jahr zur Verfügung haben.
Trotzdem beharrt die Mitte-Rechts-Regierung auf ihren Plänen: das CNR muss reformiert werden, um leistungsfähiger und für den Staat billiger zu werden. So sollen an die Stelle der 108 CNR-Institute 15 so genannte "Superinstitute" treten, die sich auf spezielle Wissenschaftsbereiche wie etwa Geistes- und Naturwissenschaften oder Humanwissenschaften konzentrieren. Überdies sollen die Nachfolgeeinrichtungen vom Bildungsministerium nur noch so viele Finanzmittel erhalten, dass sie damit gerade ihre dringendsten laufenden Kosten decken können. Um einen direkten Draht zu Ministerium und Regierung zu haben, soll nach Morattis Vorstellungen überdies jedes Institut einen Präsidenten erhalten, der sich aus den Regierungsparteien rekrutiert und der Gemeinschaftsprojekte der einzelnen Institute mit der Industrie anwirbt. Von der Wirtschaft erwartet die Ministerin dabei die Rolle eines Sponsors: wollen die einzelnen Institute Mittel für ihre Forschungen erhalten, dann müssen sie interessierten Unternehmen attraktive Projekte vorlegen. Emanuele Caglioti sieht in dieser Kommerzialisierung von Wissenschaftlern und Instituten die Gefahr, dass so nur noch Auftragsforschung, aber keine zweckfreie Grundlagenforschung unternommen werden könne. Neben prominenten Wissenschaftlern, die Front gegen die staatlichen Reformen machen, spricht sich auch Lucio Bianco, Präsident des CNR, gegen eine Umformung der italienischen Forschungslandschaft aus.
[Quelle: Thomas Migge]