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Schwerer Autodiebstahl für 265 Millionen Dollar

Es ist das Videospiel, das 2013 am sehnsüchtigsten erwartet wurde: Grand Theft Auto V. Die Story: Nebensache. 200 Quadratkilometer fiktive US-Südstaaten lassen sich erkunden, gerne auch mit einem Maschinengewehr im Anschlag. Das Spiel ist ein gesellschaftliches, politisches und vor allem überzeichnetes Sittengemälde der westlichen Welt.

Von Christian Schiffer | 17.09.2013
    Nach einer halben Stunde passiert es: Ich brause den Highway von Los Santos nach Las Venturas entlang, gebe mich dem Rausch der Geschwindigkeit hin, drehe das Autoradio laut und dann – rumms - krache ich in einen Kleinwagen. Zugegeben: Das klingt jetzt nicht besonders spektakulär. Unfälle hat es in Videospielen schon vorher gegeben. Aber hey; das hier ist GTA V! Und das soll, glaubt man den Fachmagazinen, möglicherweise das beste Spiel aller Zeiten sein. Es ist also ein ganz besonderer Unfall, den ich gerade gebaut habe. Wahrscheinlich werden in den nächsten Monaten noch Hunderte folgen. Denn GTA, das kann man jetzt schon sagen, das ist eine Lebensaufgabe. 100 Stunden soll es dauern, GTA V durchzuspielen, und dann hat man noch längst nicht alles gesehen. Über 200 Quadratkilometer umfasst die Spielwelt, vollgepackt mit allem, was man auch aus der echten Welt kennt. So verspricht es der Trailer, und so ist es dann auch im Spiel.

    GTA V simuliert also eine komplette Welt, mit Städten, Geschäften, Freizeitparks, Fußgängerzonen, Wanderwegen, Golfplätzen und allem, was sonst noch so dazugehört. "Was soll das?!", werden Sie sich vielleicht jetzt fragen, "da kann man doch gleich vor die Tür gehen!" Da haben Sie prinzipiell recht; doch das Real Life ist sehr viel langweiliger als die Welt in GTA V. Zum einen kann man hier tun und lassen, was man möchte; es macht einfach Spaß, in dieser fiktiven Welt Chaos anzurichten. Zum Zweiten ist die Welt von GTA stark überzeichnet. GTA, das ist auch ein Sittengemälde unserer Zeit, es fängt die Stimmung und Leitthemen der westlichen Konsumgesellschaft ein und gibt sie in grellbunten Bildern wieder. Auch Seitenhiebe auf die Politik kommen nicht zu kurz. Die Politiker, die hier kandidieren, sind Abziehbilder ihrer realen republikanischen beziehungsweise demokratischen Pendants.

    Ach ja, eine Rahmenhandlung hat GTA V auch. Sie handelt von drei ziemlich unterschiedlichen Typen, die ihren Unterhalt mit dem Ausrauben von Banken verdienen. Diverse Einbrecher-Filme á la "Ocean‘s Eleven" standen hier Pate, es wird kaum ein Klischee ausgelassen. Doch auch das ist typisch GTA: Das Spiel ist ein Mashup zeitgenössischer Popkultur. Filme und Serien werden zitiert, es gibt Parodien aller bekannten Internetseiten. Und natürlich kann man auch Radio hören. Über 100 Stunden Radioprogramm wurden für das Spiel produziert, teils mit prominenten Moderatoren. Im Spiel kann man dann zwischen 17 verschiedenen Radiosendern wählen.

    Und so dürfte GTA noch der einen oder anderen Band zum Durchbruch verhelfen, sollte sie für das Radioprogramm von GTA ausgewählt worden sein. Denn so viel ist sicher: GTA V, das wird ein riesiger kommerzieller Erfolg. Das muss es aber auch werden, denn immerhin gilt es, alleine 265 Millionen Dollar an Produktionskosten wieder einzuspielen. Es ist eben ein wirklich gigantisches Spiel geworden, das da heute raus kommt. Ob wirklich groß, das wird sich in den nächsten Wochen erweisen. Beim Spielen.