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Schwerer Stand für smarte Webseiten

Vielfältigere Gestaltungsmöglichkeiten, größere Flexibilität und vor allem eine ausgezeichnete Verwaltung von Datenbanken zeichnet den designierten Nachfolger der bisherigen Websprache HTML aus. Allerdings ersetzen Unternehmen, Programmierer und Web-Administratoren nur zögerlich das altbekannte HTML durch die so genannte Extensible Markup Language, kurz XML. In der vergangenen Woche trafen sich am Zentrum für Graphische Datenverarbeitung in Darmstadt deutsche XML-Experten zum fünften XML-Kongress und diskutierten, wie es denn mit dem "ewigen Talent" in Sachen Webseitengestaltung weitergehen soll.

Klaus Herbst |
    Manche Informatiker wirkten auf dem Fünften Darmstädter XML-Kongress etwas enttäuscht. So sagte ein XML-Spezialist von Microsoft seine Teilnahme kurzfristig ganz ab. Doch gerade auf dem Beitrag eines marktführenden Unternehmens hatten im Vorfeld die Hoffnungen geruht, um ein deutliches Signal für den breiteren Einsatz von XML zu geben. Doch auch ohne den prominenten Fürsprecher halten Experten, wie der Mathematiker Fritz Loseries, an der Extensible Markup Language fest: "Auch ohne Microsoft wird XML weiter wachsen. Dies belegt auch der Vortrag eines Vertreters von Daimler Chrysler, die ebenfalls im World Wide Web-Konsortium W3C vertreten sind und dort an der XML-Standardisierung aktiv mitarbeiten. Denn erst mit weltweiten Standards kann das enorme Potential der Web-Sprache zur Vernetzung der Wirtschafts- und Geschäftswelt genügend ausgeschöpft werden."

    Die XML-Anhänger setzen daher noch verstärkt auf Aufklärung, um Softwareentwickler und Entscheider aus der Industrie über die Vorteile des flexiblen XML zu sensibilisieren und die Technologie und die dabei verwendeten Formalisierungen erst einmal kennen zu lernen. Denn dass dies in ausreichendem Maß bereits geschehen ist, bezweifeln noch viele Insider angesichts des offenen Konservativismus gegenüber XML. "Meine Erfahrung ist, dass Techniker und Informatiker durchaus aufgeschlossen auf XML reagieren, wenn sie sich erst etwas mit der Sprache auseinandergesetzt haben und ihr solides Konzept erkennen. Allerdings schreckt eine neue Programmiersprache zunächst immer ab, vor allem, wenn man seit zehn Jahren erfolgreich mit HTML gearbeitet hat", konstatiert der Darmstädter E-Business-Experte Rainer Malkewitz. Das Ergebnis dieser Reserviertheit gegenüber XML: Nur vereinzelt wagen sich Vertreter von Industrie, Banken, kleinen mittelständischen Unternehmen bislang an XML heran – und sammeln dabei durchaus ermutigende Erfahrungen, meint Mario Jeckle von der IT-Forschung bei Daimler Chrysler: "Obwohl die Technologie XML noch sehr neu und etwas unreif ist belegen, unsere Studien, dass XML eine sehr einfach einzusetzende und auch in die Systeme zu bringende Technik ist."

    Angesichts der zunehmenden, weltweiten Firmenverschmelzungen stelle XML ein probates Mittel dar, die unterschiedlichen Strukturen in der Datenverarbeitung auf eine gemeinsame Basis zu stellen, so betonten die Experten auf dem Darmstädter XML-Kongress. "Dabei können die jeweiligen Spezialsysteme an den unterschiedlichen Firmenstandorten weiter betrieben werden. XML würde dabei die Infrastruktur herstellen, mit der die lokal gewonnenen Daten vereinheitlicht ausgetauscht werden können", so Jeckle.