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Schwerpunktthema: Emotionen und Gewalt im 20. Jahrhundert

Das 20. Jahrhundert geht als Zeitalter der Massaker und Genozide in die Geschichtsbücher ein: vom Völkermord an den Armeniern über den Holocaust und Stalins Lagerherrschaft bis hin zu Ruanda. Historiker und Sozialwissenschaftler haben viele Theorien aufgestellt, wie es zu diesen Verbrechen kommen konnte, doch alle blieben umstritten.

Von Regina Kusch und Andreas Beckmann |
    Susanne Karstedt:
    "Ich gehe davon aus, dass es nicht einfach ist für Menschen, Gewalt auszuüben. "

    Mit dieser einfachen These stellt die Kriminologin Susanne Karstedt eine Annahme infra-ge, die seit Hannah Arendts berühmtem Buch über die Banalität des Bösen unter Psychologen und Sozialwissenschaftlerin als Gewissheit gilt: dass die zivilisatorischen Regeln, mit denen Gesellschaften Gewalt unter Kontrolle halten, überall sehr schnell außer Kraft gesetzt werden können. Dass es nur einiger bürokratischer Anordnungen bedürfe, um massenhaft Menschen ermorden zu können.

    Hannah Arendt hatte ihre These angesichts des Eichmann-Prozesses formuliert. Ange-sichts eines Täters, der sich vor dem Gericht in Jerusalem weder als ideologisch motiviert präsentierte, noch irgendeine Art von Lust an Gewalt zeigte. Der einfach von seinem Schreibtisch aus Millionen Menschen in den Tod schickte. Der Genozid erschien nicht als Ergebnis glühender Mordlust, sondern als kalter bürokratischer Akt.

    Susanne Karstedt hat in mehreren Studien an der University of Leeds das Verbrechen des Holocausts und den Tätertypus Eichmann verglichen mit anderen Völkermorden des 20. Jahrhunderts und den Tätern, die dort auftraten. Ihr Ergebnis: Der Holocaust ist ein abso-luter Ausnahmefall geblieben.

    Susanne Karstedt:
    "Selbst in der Reihe der Genozide, Armenien, Kambodscha nimmt der Holocaust eine besondere Stellung ein, eben deshalb … weil er staatlich so massiv organisiert worden ist, weil es eine Art der industriellen Tötung gab, an der niemand mehr direkt beteiligt war, was sozusagen von Ferne eher gemacht werden konnte, Auschwitz, das ist eine Besonderheit des Holocaust. Aber der Holocaust hat, in der Art wie er durchgeführt wurde, unser Denken darüber sehr bestimmt. Dass es sozusagen ein reines Transmissionsmodell gibt, dass sich eine Ideologie von staatlicher Seite sehr leicht nach unten durchsetzt und dann vor allem umgesetzt wird in Gewalt. Und das ist nicht so."

    Im Gegenteil sagt Susanne Karstedt: Damit aus Rassenhass oder anderen Ressentiments Massenmorde werden können, braucht es ein hohes Maß an emotionaler Energie aufsei-ten der Täter. Und diese Energie lasse sich sogar bei vielen scheinbar ganz normalen Männern nachweisen, die im Zuge des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs an Massakern beteiligt waren.

    Spätestens seit der Wehrmachts-Ausstellung weiß eine breite Öffentlichkeit um die Verbrechen der sogenannten Einsatzgruppen. In ihnen waren einfache Soldaten jeden Alters, gebildete und ungebildete, gläubige Christen und bekennende Nazis, Städter und Dörfler zusammengefasst. An allen Fronten waren sie für Erschießungen verantwortlich, von Juden, von Partisanen, von Kindern und Frauen.

    Thomas Kühne, Historiker und Holocaust-Forscher an der Clark University in Massachu-setts, hat einige dieser Verbrechen rekonstruiert und sich vor allem gefragt, was in der Psyche der Täter vorgegangen sein mag.
    Thomas Kühne:
    "Der springende Punkt ist, dass sich in diesen Tätergruppen ein gemeinsames Gefühl einstellt vom Begehen eines Verbrechen, davon, dass bei dem, was wir tun als Gruppe, wir die Brücken zur etablierten Moral, zur zivilen Gesellschaft, dass die Brücken zu dieser Gesellschaft abgebrochen werden, dass es kein zurück gibt. Das ist der entscheidende Faktor."

    Gewalt schweißt zusammen, schlussfolgert Thomas Kühne. Dass sich in den Einsatzgrup-pen ein enges Gemeinschaftsgefühle entwickelte, habe sogar die Beteiligten selbst über-rascht.

    Beim ersten Mal hätten sie oft noch diskutiert, ob sie den Tötungsbefehl ausführen sollten und wenn ja, wie. Doch nachdem die ersten Schüsse gefallen seien, habe niemand mehr zurückstehen wollen und einer nach dem anderen sei hineingezogen worden in den Rausch der Gewalt. Abends hätten die Einsatzgruppen dann oft zu-sammen gefeiert, in dem Gefühl, eine schwere Aufgabe kameradschaftlich gemeistert zu haben.

    Thomas Kühne:
    "Auf jeden Fall haben Gefühle der Stärke, der Macht, der kollektiven Macht eine ent-scheidende Rolle dabei gespielt. Das müssen Sie sich vorstellen, sich über etablierte Nor-men, das Gebot, nicht zu töten, insbesondere nicht Zivilisten zu töten, sich über dieses Gebot kollektiv hinwegsetzen zu können das verschafft ein ungeheures Machtgefühl. "

    Solche Machtgefühle produzieren zu können, war von Anfang an die Stärke der nationalsozialistischen Bewegung. In seiner Zeit als NSDAP-Gauleiter von Berlin hat Jo-seph Goebbels in seinen Tagebüchern immer vermerkt, wie sehr die Stimmung in den SA-Verbänden nach jeder Saalschlacht und nach jeder Auseinandersetzung mit der Polizei stieg. Die SA-Angehörigen hatten offenbar eine Menge Wut und Frust etwa über ihre schlechte wirtschaftliche Lage angestaut und suchten dafür ein Ventil.

    Bei den Demokraten konnten sie das nicht finden, erklärt Dagmar Ellerbrock, die sich am Forschungsschwerpunkt "Geschichte der Gefühle" des Max-Planck-Instituts für Bildungs-forschung in Berlin mit der Endphase der Weimarer Republik beschäftigt.

    Dagmar Ellerbrock:
    "Wir wissen, dass gerade die SPD ihre Anhänger partiell explizit ins Grüne schickte, wenn man wusste, dass Straßenkämpfe anstanden, wenn man wusste, dass eine Demonstration anstand, um sie eben aus diesen Konfrontationen rauszuziehen. Dass heißt, dort versuchte man vor allem, dieser gewalthaften Konfrontation zu entgehen. "

    Damit handelten die SPD und andere Demokraten staatspolitisch verantwortlich. Aber auf der Gefühlsebene überließen sie den Gegnern der Demokratie das Feld. Während ihre eigenen Anhänger immer kleinlauter und verzagter wurden, steigerten sich die Nazis in eine emotionale Hochstimmung, zumal auch die Polizei nur halbherzig gegen sie vorging.

    Erst wenn sie eine emotionale Dominanz gewonnen hat, kann eine gewaltbereite Bewe-gung dazu übergehen, auch tatsächlich Massaker oder Völkermorde zu begehen. Das be-weist nach Ansicht von Susanne Karstedt nicht nur das Beispiel der Nationalsozialisten. Das könne man auch im Falle von Srebrenica festhalten, wo die bosnischen Serben ihr Massaker erst verübten, nachdem sie der UN-Schutztruppe die Waffen abgenommen und sie damit gedemütigt hatten.

    Umgekehrt, so Susanne Karstedt, deute die Untersuchung von Gewaltausbrüchen in Afrika darauf hin, dass sich Massaker stoppen oder verhindern ließen, wenn brutale Ar-meen oder Milizen auf entschlossenen Widerstand träfen.

    Susanne Karstedt:
    "Also zum Beispiel in Ruanda, wenn die Bürgermeister ganz klar die Leute festgesetzt haben, die zu Gewalt aufgerufen haben, wenn sie Straßenbarrikaden aufgebaut haben, wenn sie sich durchsetzen konnten am Ende, dann ist es auch nicht zu Gewalttaten ge-kommen. Oder nur zu relativ reduzierten Gewalttaten."

    Allerdings fügt Susanne Karstedt an, das Einschreiten gegen Gewalttäter müsse entschie-den und kraftvoll geschehen, um deren emotionale Dominanz brechen zu können.

    Susanne Karstedt:
    "Das sind Prozesse, die sich unglaublich schnell entwickeln. Wenn man schaut, wie schnell das geht, dass so ein Bürgermeister, der zunächst Barrikaden errichtet hat, auf einmal die Kontrolle verliert, gegenüber den dann ankommenden radikalen Milizen und Jugendgruppen. Wenn sie sich überlegen, dass in Ruanda in knapp drei Monaten 800.000 Menschen wahrscheinlich getötet wurden, das ist schnell, das ist rasend schnell. "


    Bei den Massakern der Hutu an den Tutsi in Ruanda hätten sich die UN viel entschlosse-ner auf die Seite der friedlichen Kräfte stellen müssen, konstatiert Susanne Karstedt. Im-merhin habe der Weltsicherheitsrat daraus gelernt, Blauhelmtruppen heute mit einem robusteren Mandat und mehr Waffen auszurüsten.

    Auswärtige Interventionen können gewaltbereite Gruppen aber bestenfalls in Schach hal-ten. Sie können kaum vorbeugend wirken und verhindern, dass eine gewalttätige Stim-mung überhaupt entsteht. Doch woher kommt die Bereitschaft zur Gewalt?

    Thomas Scheff:
    "Unsere grundlegenden Emotionen sind genetisch vererbt, sie haben sich in der Ge-schichte der Menschheit nicht verändert. Deshalb tragen wir alle die Bereitschaft zur Ag-gression in uns. Das heißt aber nicht, dass wir wieder und wieder gleich agieren oder re-agieren müssen, dass wir jedes Mal mit Gewalt antworten müssen, wenn wir Wut oder Kränkung empfinden. Gefühle sind kein unmittelbarer Handlungsantrieb. Sie sind Signale und wir können lernen, wie wir auf diese Signale reagieren."

    Der Soziologe Thomas Scheff befasst sich seit Jahrzehnten an der University of California in Santa Barbara mit dem Zusammenhang von Scham und Gewalt. Denn Scham ist für ihn das bestimmende Gefühl in menschlichen Gemeinschaften.

    Thomas Scheff:
    "Scham ist ein moralisches Gefühl, alle Gesellschaften und alle Moral beruhen auf Scham. Wenn wir uns als Kinder unangemessen verhalten, beschämen uns unsere Eltern mit Tadel und Liebesentzug. Das tut weh und deshalb versuchen wir, es nie wieder dazu kommen zu lassen. Insofern wirkt Scham konstruktiv, wir lernen mit ihrer Hilfe, uns sozial zu integrieren. Aber wenn wir übermäßig oft beschämt werden und dieses Gefühl nicht mehr aushalten können, beginnen wir es zu verdrängen und suchen ein Ventil, um die Scham wieder los zu werden. Dann wird es oft destruktiv."

    Wer in der Schule wiederholt gehänselt wird, sinnt vielleicht auf Rache an den Klassenka-meraden. Wer immer wieder durch Arbeitslosigkeit gedemütigt wird, sucht eventuell einen Sündenbock für die wirtschaftliche Misere. Gewalt kann dann ein Ventil für die angestauten Gefühle werden, doch die Angst vor erneuter Beschämung kann einen zurückhalten.

    Scham scheint also zumindest ein wichtiges Regulativ für Gewalt zu sein. Denn wer bei der Anwendung von Gewalt keine Scham mehr empfinde, fühle sich zum Töten ermächtigt, bestätigt Susanne Karstedt anhand der Geschichte der Lynchmorde weißer Südstaatler an schwarzen Mitbürgern in den USA.

    Susanne Karstedt:
    "Von diesen Ereignissen haben die Menschen Postkarten geschickt und gesagt, dies ist hier bei uns passiert und ich bin links zu sehen."

    Man könnte dies für unklug halten, meint die Kriminologin, wer bezichtige sich schon öffentlich der Mitwirkung an einer Straftat? Aber den weißen Südstaatlern habe dies geholfen, ihre Lynchmorde über Jahrzehnte fortzusetzen.

    Susanne Karstedt:
    "Man braucht dazu sehr viel moralische Unterstützung, man braucht dazu eine Legiti-mation, es muss einem auch gesagt werden, das war richtig, was du gemacht hast, das war nicht falsch, und ich denke, dieses Postkartenschicken ist ein Zeichen dafür, dass sich die Menschen versichern, dass dieses doch richtig war. Wo sie mitgemacht haben oder was sie gesehen haben, dass dieses doch vertretbar ist, moralisch vertretbar, auch von ihrer eigenen Gruppe. Und dass ihnen das auch über Scham- und Schuldgefühle hinweghilft."

    Wenn die eigene Gemeinschaft aber nicht mit Zustimmung, sondern mit Scham reagiert, können die Täter gestoppt werden. Das ist in den USA während des Vietnam-Kriegs pas-siert, als Bilder von Massakern wie in My Lai in den Medien auftauchten und das Vorgehen der GIs delegitimierten. Am Ende musste sich die US-Armee zurückziehen.

    Zu einer solch schamvollen Selbstregulation war die deutsche Gesellschaft im Zweiten Weltkrieg nicht fähig, obwohl auch damals Berichte von Gräueltaten an der Front durchsi-ckerten, berichtet Thomas Kühne.

    Thomas Kühne:
    "Sie müssen sich ja vorstellen, dass die Soldaten darüber geredet haben, was die SS gemacht hat, die Judenerschießungen usw., das ist nicht geheim geblieben. Auf diese Weise ist eine große nationale Komplizenschaft entstanden. Das ist ein ganz zentraler Faktor, der erklärt, warum die Deutschen ab, sagen wir 1943, als die großen Niederlagen angefangen mit Stalingrad eingesetzt haben im Osten, warum die Deutschen da immer noch so verbissen weiter gekämpft haben, und zwar sowohl die Soldaten wie die Heimatfront. Der Grund dafür ist das Bewusstsein, einer riesigen nationalen Verbrechensgemeinschaft anzugehören und das Bewusstsein, dass es kein Zurück mehr gibt, dass es ausweglos ist. Das bringen Soldaten wie auch Angehörige der sog. Heimatfront einschließlich Frauen in Briefen oder Tagebüchern explizit zum Ausdruck. Wir können nur noch kämpfen."

    Für den Fall einer Niederlage fürchteten die Deutschen die Rache ihrer Gegner. Deshalb wurden der Krieg und auch der Völkermord noch intensiviert.

    Seit das Entsetzen über den Holocaust sich auch in Deutschland verbreitet hat, suchen Pädagogen hierzulande nach Konzepten, künftige Generationen sensibel zu machen für die Leiden der Opfer.

    Juliane Brauer:
    "Das kommt daher, dass Theodor W. Adorno 1966 gesagt hat, Auschwitz war deshalb möglich, weil es diese gesellschaftliche Kälte gab, also diese Indifferenz gegenüber ande-ren, die Ignoranz. Und dann kann man in der Literatur verfolgen, wie überlegt wird, was können Gedenkstätten heute leisten und das ist natürlich historische Wissensvermittlung, historische Bildung, aber es geht um eine Gefühlserziehung auch. Dieses Gefühl, was da im Mittelpunkt steht, ist Empathie."

    Juliane Brauer vom Forschungsschwerpunkt Geschichte der Gefühle sieht in der Er-ziehung zu Empathie allerdings kein Allheilmittel. Zwar habe gerade die Begegnung mit Zeitzeugen viele Angehörige der Nachkriegsgenerationen dazu motiviert, die Vergangenheit ihrer Familie, ihres Wohnorts oder ihrer Firma bis in kleinste Details aufzuarbeiten. Gleichzeitig gebe es aber immer wieder Jugendliche, die auf die Geschichten der Opfer mit Abwehr reagierten und die vielleicht sogar Empathie mit den Tätern zeigten.

    Juliane Brauer:
    "Die können natürlich daran interessiert sein, oh, wie haben die das gemacht? Das ist ja schon interessant. Aus der Gedenkstättenpädagogik kenne ich das schon, wie ist das technisch überhaupt möglich, Öfen zu bauen, die so viele Menschen verbrennen? Das sind so Fragen, die so abstoßend wirken auf uns und die eigentlich darauf hinzielen, dass die Jugendlichen ihren eigenen Interessen mal nachgehen und nicht diesem moralisch codierten Weg des Lernens über den Holocaust folgen."

    Solchen Jugendlichen ein Bewusstsein für das Unrecht von Konzentrationslagern und Völkermord zu vermitteln, sei ein langer Prozess mit vielen Gesprächen in Elternhaus, Schule und vielleicht auch Gedenkstätten, betont Juliane Brauer.

    Doch viele Jugendliche erleben solche Gespräche immer seltener. Ein großer Teil ihrer Kommunikation läuft inzwischen über Medien. Dort ist Gewalt geradezu alltäglich. Wie sich das auf Jugendliche auswirkt, untersucht die Sozialpsychologin Barbara Krahé von der Universität Potsdam.

    Barbara Krahé:
    "Wenn man mit Jugendlichen spricht, zum Beispiel, dann sagen die oft, ja ich spiele gewalthaltige Computerspiele, um mich abzuhärten, damit ich im wahren Leben tougher bin. Das ist durchaus etwas, das Nutzer reflektieren, dass es diese Funktion hat. Und wir finden eben auch, dass aggressive Gedanken leichter abrufbar sind, wenn Menschen sich intensiv mit Gewalt in den Medien beschäftigen und dass auch das aggressive Verhalten zunimmt."

    Aus zahlreichen empirischen Studien zieht Barbara Krahé die Schlussfolgerung, dass Ju-gendliche Gewalt zusehends für normal und unausweichlich halten, wenn sie jeden Tag brutale Darstellungen in Medien konsumieren.

    Barbara Krahé
    "Das liegt daran, wie die Gewalt häufig präsentiert wird. Denken Sie z.B. an Gewalt, wie sie in Comics vorkommt. Da wird einer beschossen oder mit dem Auto überfahren und dann springt er gleich munter wieder auf. In sehr vielen Darstellungen von Gewalt, die nicht Nachrichten sind oder reale Verbrechen zeigen, wird Gewalt mit positiven Konsequenzen dargestellt oder auch direkt verbunden, sodass man im Videospiel z.B. gewinnt oder weiterkommt, je mehr Menschen oder Charaktere man umgebracht hat. "

    Solche aktuellen Tendenzen deuten nicht darauf hin, dass die Menschen im 21. Jahrhun-dert emotional besser gegen Gewaltausbrüche gewappnet sein dürften, als sie es im 20. Jahrhundert waren – auch wenn Dagmar Ellerbrock, die die Tagung im Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung leitete, diese Hoffnung nicht aufgeben will.

    Dagmar Ellerbrock:
    "Unsere Hoffnung ist, dass wenn wir Gewalt genauer verstehen, wenn wir vor allem die Faktoren genauer verstehen, warum Menschen sich zu Gewalthandlungen hingezogen fühlen, warum sie in Zirkel der Gewalteskalation eintreten, dass wir dieses Wissen nutzen können für Gewaltprävention und für Friedenserziehung. "

    Konkrete Strategien, wie Gräueltaten in Zukunft vielleicht zu verhindern wären, wurden auf der Tagung allerdings noch nicht erkennbar. Im Oktober ist deshalb eine Folgekonferenz u.a. mit Friedensforschern und Pädagogen geplant, auf der praktische Konsequenzen diskutiert werden sollen.