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Schwerpunktthema: Minimal-invasive stereotaktische Hirnchirurgie

Stereotaktische Operationen sind minimal-invasive Eingriffe am Gehirn, bei denen über ein kleines Bohrloch im Schädel mit Hilfe eines Zielgerätes Sonden an genau vorausberechneten Stellen im Gehirn platziert werden können. Mit Hilfe dieser Sonden ist es möglich, Kerngebiete im Gehirn elektrisch auszuschalten, deren Aktivität im Rahmen einer Erkrankung abnorm verändert ist.

Moderation: Judith Grümmer |
    Eine Hirnoperation kann somit eine ergänzende oder die einzig noch mögliche Behandlung bei solchen Patienten sein, die nach einem langjährigen Krankheitsverlauf unter abnehmender Medikamentenwirksamkeit, erfolgloser medikamentöser Therapie oder die den Nebenwirkungen der bisherigen Behandlung leiden.
    In Deutschland sind beispielsweise etwa 240.000 Patienten an Morbus Parkinsonschen erkrankt. Bei ihnen kommt es in der Regel schon nach wenigen Jahren zu einem deutlichen Wirkungsverlust der Medikamente und zum Auftreten von schweren, durch die Medikation verursachten Nebenwirkungen. Durch minimal-invasive stereotaktische Hirnoperationen können diesen Patienten nun Sonden gezielt in die erkrankten Hirnregionen platziert und implantiert werden. Diese stimulieren dann nach dem Prinzip eines "Schrittmachers" bestimmte Hirnregionen. Für Parkinsonpatienten und für Menschen mit Dystonien und anderen Funktionsstörungen haben sich damit in den letzten Jahren völlig neue Perspektiven eröffnet und eine neue Chance auf wesentliche oder gar nahezu vollständige Rückbildung der Symptomatik ist entstanden.
    Auch Angststörungen und Zwangserkrankungen sind nun wieder in den Blickpunkt der Neurochirurgen gerückt - weil die Rückkehr zur Psychochirurgie auch hier neue Perspektiven verspricht, um Patienten, die durch Medikamente nicht über viele Jahre erfolglos behandelt wurden, von Angststörungen und anderen Zwangserkrankungen zu heilen. Da die Ausschaltung des Hirnschrittmachers jederzeit möglich ist, können mögliche unerwünschte Nebenwirkungen der Hirnschrittmachertherapie, wie unerwünschte Antriebsstörungen oder emotionale Veränderungen, wieder rückgängig gemacht werden - so hoffen die Hirnchirurgen.
    Auch die Operation von Hirntumoren, bei der radioaktive Strahler direkt in den Tumor platziert werden, gehört zu den modernen Behandlungsgebieten der minimal-invasiven stereotaktischen Hirnchirurgie.

    Studiogast: Prof. Volker Sturm, Direktor der Abteilung Stereotaxie und funktionelle Neurochirurgie, Universität Köln
    Ausführliche Patienteninformationen über Operationstechniken und Behandlungsschwerpunkten finden sich auf den Seiten der Klinik für Stereotaxie und Funktionelle Neurochirurgie

    Weitere Links:

    Stereotaxie/Hirnschrittmacher: Rückkehr der Psychochirurgie

    Stereotaktische Operationen bei Bewegungsstörungen