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Schwerpunktthema: Testosteron & Co. - Der Mann und seine Hormone

Das männliche Sexualhormon Testosteron ist für die Geschlechtsentwicklung und -differenzierung in der vorgeburtlichen Entwicklung unerlässlich. Auch in der Jugend ist es für die Auslösung der Pubertät bis hin zu anderen körperlichen Veränderungen (u.a. für den Anstoß zum Schließen der Knochenwachstumfsfugen und weitgehenden Beendigung des Längenwachstums) entscheidend. Später bleibt es u.a. für die Muskelmasse, Libido , Bildung von roten Blutkörperchen (mit)verantwortlich. Dabei ist die Konzentration des im Hoden in bestimmen Zellen (Leydig-Zellen) gebildeten Hormons altersbedingten Veränderungen unterworfen, in der Regel einem (allerdings sehr langsamen) Rückgang ab dem 40. Lebensjahr. Es gibt medizinisch einen sehr breiten Normbereich, und nur eindeutig - aufgrund großer epidemiologischer Studien gesicherte - zu niedrige Werte sind einer therapeutischen Substitution zugänglich (Gabe von Testosteron als Gel, Spritze, Tablette). Dieses macht Sinn zum Beispiel bei dem erst seit einiger Zeit beschriebenen "LOH" (Late onset hypogonadism), bei dem es im höheren Lebensalter infolge eindeutig zu niedriger Testosteronkonzentration zu Muskelmassenverlust, diskreter Anämie (Mangel an roten Blutkörperchen), Müdigkeit, Libidoverlust und depressiver Verstimmung kommen kann. Testosterongaben aus anderen als medizinischen Gründen (Lifestyle) sind abzulehnen, da sie unabsehbare Risiken bergen: u.a. Zunahme der "Blutdicke" (Hyperglobulie infolger zu vieler roter Blutkörperchen) mit Thrombose- und Emboliegefahr sowie Zunahme eines Krebsrisikos (Prostata!).

Moderation: Christian Floto |
    Eine Vorstufe von Testosteron, aber auch anderen Hormonen, die in der Nebennierenrinde gebildet wird (DHEA) wird andernorts als vermeintliches "Jungbrunnen"(Anti-Aging-)-Hormon eingesetzt. Bei Frauen mit einem klar diagnostizierten Mangel infolge einer Störung der Nebennierenrindenfunktion kann die Gabe Sinn machen und zu einer gefühlten Lebensqualitätsverbesserung beitragen. Bei Männern ist ein solcher Effekt in Studien nicht so deutlich nachweisbar.

    Die Testosteronproduktion unterliegt - wie auch die die weiblichen Sexualhormone - einer komplexen und komplizierten Steuerung durch andere Hormone, die in der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) gebildet werden. Diese wiederum werden ihrerseits gesteuert durch Substanzen, die in einem übergeordneten Hirnbereich, dem Hypothalamus, produziert und ausgeschüttet werden. Insofern unterliegt also die Sexualhormonbildung sehr unterschiedlichen, letztlich auch zentralnervösen, Einflüssen.

    Experte im Studio war Dr. Markus Schubert, Internist und Endokrinologe, Oberarzt an der 2. Med. Universitätsklinik Köln; Markus.Schubert@uni-koeln.de