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Schwimmen
Auch China unter Dopingverdacht

Im chinesischen Sport gibt es offenbar Dopingfälle, von denen öffentlich bisher nichts bekannt war. Die Nachrichtenagentur AP berichtet, dass die chinesische Anti-Doping-Agentur ihr gegenüber sechs positive Tests bestätigt hat – im Schwimmen.

Von Bastian Rudde | 24.03.2016
    Chinas Vorzeigeschwimmer Sun Yang
    Chinas Vorzeigeschwimmer Sun Yang war schon einmal wegen Dopings gesperrt (picture alliance / dpa / Yegor Aleyev)
    In dem Bericht von AP ist von sechs positiven Tests die Rede – die habe der stellvertretende Direktor der chinesischen Anti-Doping-Agentur bestätigt. Drei im Januar dieses Jahres, drei weitere auf den verbotenen Muskelaufbau-Wirkstoff Clenbuterol im August und September letzten Jahres.
    Strafen wurden der chinesischen Anti-Doping-Agentur zufolge bisher keine verhängt, obwohl einige Tests schon länger zurückliegen. Offen ist zudem, um welche Schwimmer es genau geht. Über alle positiven Fälle sei aber die Welt-Anti-Doping-Agentur regelkonform informiert worden.
    Vorher hatte die britische Zeitung "The Times" über Vertuschung im chinesischen Schwimmen berichtet und dabei von fünf positiven Dopingproben geschrieben. Als Quelle nennt die Zeitung Informanten aus dem chinesischen Schwimmen.
    Ihnen zufolge seien die Fälle geheim gehalten worden, um kurz vor den chinesischen Qualifikationswettkämpfen für die Olympischen Sommerspiele im August keinen neuen Negativ-Schlagzeilen zu erzeugen.
    Für solche ungewollten Schlagzeilen hatte beispielsweise der Fall von Chinas Vorzeigeschwimmer Sun Yang gesorgt. Er war positiv getestet, aber nur drei Monate statt der üblichen zwei Jahre gesperrt worden.
    Bei den Weltmeisterschaften letztes Jahr gewann Sun Yang zwei Gold- und eine Silbermedaille. Bei seinem Silber-Rennen über 200 Meter Freistil kam er vor dem drittplatzierten Deutschen Paul Biedermann ins Ziel. Insgesamt holte China bei den Weltmeisterschaften so viele Medaillen wie keine andere Nation.
    Welche Konsequenzen die sechs positiven Tests und die mutmaßliche Vertuschung für Chinas Schwimmverband haben wird, ist offen. Der Zeitung "The Times" zufolge untersucht die Welt-Anti-Doping-Agentur die Vorwürfe. Nach den Statuten des Weltverbands FINA wäre sogar eine Suspendierung des Verbandes möglich – und damit auch ein Olympia-Ausschluss.
    Eine Konsequenz, die gerade auch dem russischen Leichtathletikverband droht. Er und seine Sportler sind wegen diverser Dopingvergehen gerade vorläufig von internationalen Wettkämpfen ausgeschlossen. Gestern hatte die Times berichtet, dass es auch im russischen Schwimmen Dopingprogramme und Vertuschung gebe.
    Leichtathletik und Schwimmen - zwei olympische Kernsportarten sind mittlerweile als teilweise massiv belastet.