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Schwindende Bevölkerung

Nach Abschluss einer Volkszählung erkennt man fast immer, dass die Bevölkerung in den letzten 10 Jahren gestiegen ist. Würde man eine solche Zählung in unserem Sonnensystem durchführen, fänden wir mindestens eine Gruppe, die in ihrer Mitgliederzahl sinkt: die Kometen.

Damond Benningfield |
    Kometen sind Bälle aus Eis und Gestein. Die meisten von ihnen wohnen so weit von der Sonne entfernt, dass wir sie niemals zu Gesicht bekommen. Einige ziehen auf ihren Bahnen jedoch durch das innere Sonnensystem. Dabei verdunstet ein Teil ihres Eises und der Komet verstreut Krümel auf seiner Bahn. Auch der Kometenschweif entsteht durch diesen Prozess. Er kann sich über mehrere Millionen Kilometer erstrecken.

    Es kommt vor, dass sich ein Komet bei diesem Prozess teilt oder einfach verschwindet. Ein Beispiel dafür ist der Komet LINEAR C/1999 S4, der vor wenigen Monaten relativ nahe an der Sonne vorbeizog. Astronomen hatten gehofft, dass er dabei sehr hell würde. Dann hätten wir ihn mit bloßem Auge beobachten können. Als dieser Komet jedoch heller wurde, fiel er auseinander. Riesige Brocken brachen ab. Der Komet löste sich auf. Wahrscheinlich ist sein größter Anteil verdunstet. Eis bindet die kosmischen Staubpartikel wie ein Kleber. Ohne Eis fällt der Komet einfach zusammen.

    Die Raumsonde SOHO fand etwa 200 andere Kometen, deren Bahn in Sonnennähe verläuft. Man bezeichnet sie als "Sun Grazers", weil sie sehr nahe an der Sonne vorbeiziehen oder sogar auf die Sonne fallen. Dabei leuchten sie hell auf – kurz bevor sie verdunsten.

    Obwohl sich die Kometenpopulation verringert, wird das Sonnensystem noch für lange Zeit Vorrat haben. Es gibt wahrscheinlich mehr als eine Billiarde Kometen im Tiefkühlschrank des Sonnensystems.