Dass Arten verschwinden, ist etwas Normales. Auch, dass neue entstehen. Meist hält sich beides die Waage, aber hin und wieder - wie bei den Sauriern vor 65 Millionen Jahren - gerät das System aus den Fugen, und Massenaussterben schneiden tief in die Vielfalt ein. Fünfmal soll das im Lauf der Erdgeschichte passiert sein, und bei vier Ereignissen scheint die Sache auch klar zu sein: Die Aussterberate schnellte in die Höhe. Beim fünften, dem devonischen Artensterben, das sich vor allem in den Meeren abspielte, könnte das anders sein:
"Wenn man für das Ereignis vor 378 Millionen Jahren während des Devons die Rate berechnet, mit der die Arten verschwinden, unterscheidet sie sich nicht wesentlich von der durchschnittlichen im Lauf der Erdgeschichte. Darin unterscheidet sich dieses Ereignis von den anderen vier Massenaussterben. Während des Devons scheinen in den Meeren sehr viel weniger Arten neu entstanden sein als normal. Die Artentstehung erlosch sozusagen."
Um diese Hypothese zu stützen, untersuchte Alycia Stigall von der Ohio University mehrere Vertreter wirbelloser Tiere. Es ging darum, wie und wo sich damals aus ihnen neue Arten entwickelten und die alten ausstarben. Die Daten legten nahe, dass ein wichtiger Faktor für die Entstehung neuer Arten nicht mehr griff: die Barrieren, die Lebensräume und ihre Bewohner voneinander trennen, so dass die Evolution in Ruhe verschiedene Wege einschlagen kann:
"Damals gab es eine ganze Serie von Meeresspiegelschwankungen, wobei der Meeresspiegel an sich schon sehr hoch war. Deshalb waren die meisten Kontinente geflutet, und nur noch die nicht überschwemmten Reste trennten die verschiedenen Meeresbecken voneinander. Als sich dann der Meeresspiegel noch weiter hob, wurden noch weitere Teile dieser verbliebenen Landbarrieren geflutet und die Arten konnten darüber hinweg aus einem Becken in das andere ziehen."
Das bot den Generalisten unter den Meeresbewohnern, die sich gut in neue Lebensräume einfinden, die große Chance, als sogenannte "invasive Arten" neue Lebensräume zu erobern und zu besetzen: Weil sie alles Mögliche fressen können und unter den verschiedensten Umweltbedingungen zurechtkommen, breiteten sie sich aus und setzten sich überall fest. Stigall:
"Diese invasiven Arten scheinen der treibende Faktor beim Rückgang der Artentstehung gewesen zu sein. Sie verhindern, dass sich neue Arten bilden, weil die sich ja erst einmal erfolgreich in ihrer Umgebung etablieren und gegen andere durchsetzen müssen. Die invasiven Arten besetzen jedoch alles, nehmen ihnen die Nährstoffe und den Lebensraum, um sich zu entwickeln und blockieren damit die Artentstehung."
Die Folge sei ein dramatischer Rückgang der Artenvielfalt in den Meeren gewesen, durch den ganze Ökosysteme kollabierten, so die Forscherin. Dass invasive Arten so schwerwiegende Auswirkungen haben könnten, diese Erkenntnis sei auch für das Geschehen heute wichtig:
"Wenn wir uns die derzeitige Biodiversitätskrise ansehen, hat sie zwei Hauptursachen. Das eine ist der Lebensraumverlust durch die Aktivität des Menschen. Das ist das wichtigste. Die zweite ist, dass wir innerhalb kürzester Zeit rund um die Erde neue Arten einführen, die sich überall ausbreiten. Durch diese invasiven Arten werden sich die Ökosysteme selbst dann nur langsam erholen, wenn wir heute damit aufhören würden, die Umwelt zu zerstören. Wie im Devon werden sie die Entwicklung neuer Arten blockieren."
Falls der Mensch nicht auch auf diesem Gebiet lernt. Für Alycia Stigall ist auf jeden Fall eines klar: Dass die großen fünf Massenaussterben nur vier waren. Das fünfte, das im Devon, sei etwas vollkommen anderes gewesen - ein Biodiversitätskrise, kein Massenaussterben. Aber die Zahl 5 stimmt ihrer Meinung nach trotzdem - wenn man mitzählt, was heute passiert.
"If you count the modern one you are back to five."
"Wenn man für das Ereignis vor 378 Millionen Jahren während des Devons die Rate berechnet, mit der die Arten verschwinden, unterscheidet sie sich nicht wesentlich von der durchschnittlichen im Lauf der Erdgeschichte. Darin unterscheidet sich dieses Ereignis von den anderen vier Massenaussterben. Während des Devons scheinen in den Meeren sehr viel weniger Arten neu entstanden sein als normal. Die Artentstehung erlosch sozusagen."
Um diese Hypothese zu stützen, untersuchte Alycia Stigall von der Ohio University mehrere Vertreter wirbelloser Tiere. Es ging darum, wie und wo sich damals aus ihnen neue Arten entwickelten und die alten ausstarben. Die Daten legten nahe, dass ein wichtiger Faktor für die Entstehung neuer Arten nicht mehr griff: die Barrieren, die Lebensräume und ihre Bewohner voneinander trennen, so dass die Evolution in Ruhe verschiedene Wege einschlagen kann:
"Damals gab es eine ganze Serie von Meeresspiegelschwankungen, wobei der Meeresspiegel an sich schon sehr hoch war. Deshalb waren die meisten Kontinente geflutet, und nur noch die nicht überschwemmten Reste trennten die verschiedenen Meeresbecken voneinander. Als sich dann der Meeresspiegel noch weiter hob, wurden noch weitere Teile dieser verbliebenen Landbarrieren geflutet und die Arten konnten darüber hinweg aus einem Becken in das andere ziehen."
Das bot den Generalisten unter den Meeresbewohnern, die sich gut in neue Lebensräume einfinden, die große Chance, als sogenannte "invasive Arten" neue Lebensräume zu erobern und zu besetzen: Weil sie alles Mögliche fressen können und unter den verschiedensten Umweltbedingungen zurechtkommen, breiteten sie sich aus und setzten sich überall fest. Stigall:
"Diese invasiven Arten scheinen der treibende Faktor beim Rückgang der Artentstehung gewesen zu sein. Sie verhindern, dass sich neue Arten bilden, weil die sich ja erst einmal erfolgreich in ihrer Umgebung etablieren und gegen andere durchsetzen müssen. Die invasiven Arten besetzen jedoch alles, nehmen ihnen die Nährstoffe und den Lebensraum, um sich zu entwickeln und blockieren damit die Artentstehung."
Die Folge sei ein dramatischer Rückgang der Artenvielfalt in den Meeren gewesen, durch den ganze Ökosysteme kollabierten, so die Forscherin. Dass invasive Arten so schwerwiegende Auswirkungen haben könnten, diese Erkenntnis sei auch für das Geschehen heute wichtig:
"Wenn wir uns die derzeitige Biodiversitätskrise ansehen, hat sie zwei Hauptursachen. Das eine ist der Lebensraumverlust durch die Aktivität des Menschen. Das ist das wichtigste. Die zweite ist, dass wir innerhalb kürzester Zeit rund um die Erde neue Arten einführen, die sich überall ausbreiten. Durch diese invasiven Arten werden sich die Ökosysteme selbst dann nur langsam erholen, wenn wir heute damit aufhören würden, die Umwelt zu zerstören. Wie im Devon werden sie die Entwicklung neuer Arten blockieren."
Falls der Mensch nicht auch auf diesem Gebiet lernt. Für Alycia Stigall ist auf jeden Fall eines klar: Dass die großen fünf Massenaussterben nur vier waren. Das fünfte, das im Devon, sei etwas vollkommen anderes gewesen - ein Biodiversitätskrise, kein Massenaussterben. Aber die Zahl 5 stimmt ihrer Meinung nach trotzdem - wenn man mitzählt, was heute passiert.
"If you count the modern one you are back to five."