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Science-Fiction für die Wissenschaft

Technik. - Antrieb durch Antimaterie, Reisen in die Vergangenheit und durch Parallelräume - was sich für viele nach Science-Fiction anhört, ist für die Forscher doch zu reizvoll, als dass sie es nicht zumindest theoretisch durchspielen würden. Denn die Phantasie macht auch bei Überlichtgeschwindigkeiten und elf Dimensionen nicht halt, lässt sich teilweise sogar wissenschaftlich untermauern und im Extremfall sogar wirklich und praktisch einsetzen. Auch auf der "Jet Propulsion Conference" in Fort Lauderdale, Florida, waren sie ein Thema.

Von Guido Meyer |
    Per Time Warp rückwärts in die Zeit - das ginge, theoretisch, wenn man sich schneller als das Licht bewegen könnte. Doch damit ist das nächste Problem schon da: Das Paradoxon nämlich, dass der Zeitreisende ankäme, bevor er abflöge. Das wäre so, als ob man das Ende des Time Warps wahrnähme, ehe er angefangen hat. Was nur kurios klingt, wird paradox, wenn der Zeitreisende entscheidet, erst gar nicht loszufliegen. Doch diese Denkweise ist nicht zulässig, argumentiert der Atomforscher Alan Goff von der amerikanischen Forschungsfirma Novatia in Kalifornien. Zumindest auf dem Level der Quantenmechanik würden derartige Möglichkeiten nämlich ausgeschlossen:

    Die Heisenbergsche Unschärferelation besagt, dass sich ein Teilchen an zwei Orten zur gleichen Zeit aufhalten kann, auch wenn wir es stets nur an einem beobachten können. Außerdem gibt es auf der Ebene der Quantenmechanik die von uns noch nicht ganz verstandene Verschränkung, die das Verhalten zweier Teilchen über große Distanzen und schneller als das Licht synchronisiert. Genau diese Verknüpfung könnte der Schlüssel für uns sein, Informationen mit Überlichtgeschwindigkeit zu versenden und damit auch in der Zeit zurückzureisen.

    Goff hat das dazu das "Quanten-Tic-Tac-Toe" erfunden, in dem jeder Spieler - analog dem Verhalten von Teilchen auf kleinster Ebene - pro Zug zwei Felder wählen, also mit jeweils einem X oder einem O versehen darf. Entscheiden sich beide Parteien für dasselbe Feld, scheidet diese Realität wegen Undurchführbarkeit automatisch aus und - aufgrund der Verschränkungen - auch die Züge, die zu der Sackgasse geführt haben. Ursache und Wirkung werden so nicht verdreht. Goff:

    Die Wirklichkeit nimmt einen Lauf, in dem keine Paradoxien entstehen können. Von jeweils zwei Alternativen wird stets nur eine umgesetzt. Einstein hat uns gezeigt, dass wir theoretisch in der Zeit zurückgehen können. Die Quantentheorie hilft uns, Widersprüche zu umgehen. Und solange durch zeitliche Paradoxien nur virtuelle Universen vernichtet werden, bleibt uns immer noch die Realität.

    Nicht unbedingt, denn auch an Abkürzungen durch Parallelräume wird gedacht. Ein Team um Jochem Häuser vom Center of Logistics and Expert Systems in Salzgitter sagt dazu die Existenz von Gravitophotonen voraus, die eine abstoßende Anziehungskraft übertragen sollen, die auch für die Dunkle Energie und damit die beschleunigte Ausdehnung des Alls verantwortlich sein könnte. Häuser:

    Die Gravitophotonen werden erst einmal benutzt, um ein Raumfahrzeug zu beschleunigen. Wenn wir jetzt natürlich eine hohe Geschwindigkeit erreichen wollen, dann müssen wir ein weiteres Prinzip dazu nehmen, den sogenannten Parallelraum, den Einstein schon konzipiert hat, in dem möglicherweise höhere Geschwindigkeiten möglich sind als die hier herrschende Lichtgeschwindigkeit c.

    Auch die Stringtheorie mit ihren zehn oder elf Dimensionen lässt die Möglichkeit von Paralleluniversen durchaus zu. Wurmlochartige Verbindungen könnten Wege zu ihnen darstellen. Oder aber man fliegt direkt dorthin. Häuser:

    Dahin komme ich, indem ich genügend Gravitophotonenpartikel erzeuge. Das geschieht bei uns durch ein starkes magnetisches Feld zusammen mit einem rotierenden Torus. In diesem Torus werden durch das magnetische Feld diese Gravitophotonen erzeugt.

    Ähnlich auch das Modell, Antimaterie als Antrieb zu nutzen. Bis zu ihrem Einsatz im All könnten Antiprotonen von Magneten freischwebend gehalten werden.

    Dann öffnen wir das Tor und schießen die Antiteilchen gezielt auf Uran-Atome. Die bei der Zerstörung von Materie und freiwerdenden Energie nutzen wir als Treibstoff, die unseren Trip schneller macht und die Reisezeit verkürzt.

    Der Nuklear-Ingenieur Terry Kammash von der University of Michigan - einer der Visionäre, die aus Fiction Science machen.