Sonntag, 19. Mai 2024

Archiv


Sechs Tage, die den Nahen Osten veränderten

Die verheerende Niederlage der arabischen Armeen im Sechs-Tage-Krieg 1967 bedeutete das Ende für den panarabischen Sozialismus Abdel Nassers. Die arabische Welt stürzte in eine Identitäts- und Sinnkrise, deren Nachwehen bis heute zu spüren sind. Israel als Sieger in dem Krieg gelang es nicht, seinen militärischen Erfolg in dauerhaften Frieden umzuwandeln.

Von Reinhard Baumgarten | 05.06.2007
    Der Klang der Schofar - des rituellen Widderhorns der Juden. Gebete und Tränen des Glücks an der Klagemauer in Jerusalem. Es ist der 7. Juni 1967.

    Ein Traum wird wahr, knapp 1900 Jahre nach der Zerstörung des zweiten jüdischen Tempels durch römische Legionäre beten Juden an den Resten eben dieses Gotteshauses und singen die israelische Nationalhymne.

    Der Krieg ist zu dieser Stunde noch nicht beendet, aber er ist längst entschieden. Israel erringt einen grandiosen Sieg. Die Armeen Ägyptens, Syriens und Jordaniens werden vernichtend geschlagen.

    Der Waffengang beginnt am Morgen des 5. Juni 1967. Rund 200 Kampfflugzeuge der israelische Armee starten zu Angriffen auf gegnerische Flughäfen und Militärbasen.

    Spärlich nur fließen auf beiden Seiten Informationen. Radio Kairo sendet unentwegt patriotische Musik, unterbrochen nur durch Siegesmeldungen und Durchhalteparolen. Die arabischen Armeen, so wird den Ägyptern vorgegaukelt, erzielen Erfolge an allen Fronten. Doch die Wirklichkeit ist grausam für Kairo, Damaskus und Amman. Israels Außenminister Abba Eban mit ersten Zahlen:

    "In Ägypten 90 MiG21, 20 MiG 19, 75 MiG 17, 32 Transporter und Hubschrauber. Die Eigenverluste der Israelis betragen 19 Piloten, davon 8 getötet und 11 vermisst."

    Binnen weniger Stunden wird die ägyptische Luftwaffe nahezu komplett am Boden zerstört. Damit ist der Krieg schon entschieden, bevor er überhaupt richtig begonnen hat. Denn auf der Sinai-Halbinsel sind die 5. ägyptische Armee, die 2. und 7. Infanteriedivision sowie die 6. Panzerdivision nun ohne eigene Luftunterstützung den Angriffen der israelischen Flugzeuge und Bodentruppen ausgesetzt. In Ägypten verdüstert sich der politische Horizont. In Israel hingegen wächst die Zuversicht. Generalstabchef Yitzhak Rabin spricht zu seinen Soldaten:

    "Ihr könnt ohne Zögern, ohne Zaudern gegen die Feinde aufkommen. Ihr werdet jeden Befehl ausführen, und das Glück wird auf eurer Seite sein. Soldaten, zeigt euch des vollen Vertrauens würdig, das das Volk in euch setzt. Seid stark und mutig."

    Minutiös hat Rabin diesen Waffengang geplant. Der von ihm vorangetriebene Ausbau der Luftwaffe und der Panzerverbände erweist sich als kriegsentscheidend. Die arabischen Armeen sind in allen Belangen unterlegen. Israel spricht heute von einem Präventivschlag, der geführt wurde, um einem Angriff arabischer Verbände zuvorzukommen. Volker Perthes, Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik:

    "Wenn man sich tatsächlich die Rüstungspotenziale der arabischen Staaten in der Umgebung Israels anschaut, dann wäre es auch vier Wochen später und wahrscheinlich auch vier Jahre später möglich gewesen für Israel, einen Überraschungsangriff gegen die arabischen Staaten siegreich zu führen."

    Masse statt Klasse: Zahlenmäßig sind die arabischen Verbände den Israelis überlegen. Sie verfügen über mehr Soldaten, mehr Panzer, mehr Kampfflugzeuge. Doch ihre Kampfmoral ist schwach, ihre Ausbildung ist mangelhaft, ihre Armeeführung ist lausig. Und die aus der Sowjetunion und anderen Ostblockstaaten stammenden Waffensysteme sind der aus dem Westen stammenden israelischen Rüstung unterlegen.

    Perthes: "Für die Sowjetunion und für die Westmächte hatte das teilweise, was im Nahen Osten abging, den Charakter eines Stellvertreterkonflikts, weil man seine Verbündeten und Alliierten in der Region hatte. Aus der Region selbst heraus, aus der Perspektive der regionalen Akteure war es alles andere als ein Stellvertreterkrieg. Gamal Abdel Nasser war kein Kommunist, das Bündnis mit der Sowjetunion war für ihn ein Zweckbündnis. Die arabischen Staaten wollten in den 50er Jahren mit den Amerikanern sich durchaus auch aufrüsten gegenüber Israel. Die Amerikaner waren damals ja noch nicht ganz so stark involviert auf der israelischen Seite, wie sie das nach 1967 gewesen sind. Die USA haben das abgelehnt, und man ist damals gewissermaßen zu den Sowjets geflüchtet."

    Als wiedergeborenen Saladin feiern ihn seine ägyptischen Landsleute, als neuen Hitler und Wiedergänger Nebukadnezars schmähen ihn seine Gegner. Gamal Abdel Nasser steht 1952 an der Spitze eines Militärputsches gegen König Faruk. 1954 wird er Präsident seines Landes, das er in eine lichte Zukunft führen will getragen von einer Woge aus arabischem Nationalismus.

    Die Menschen beten für ihn. Die Menschen glauben an ihn. Er ist ehrgeizig, charismatisch und machtversessen. Abdel Nasser spricht aus, was viele Menschen in den arabischen Ländern denken:

    "Mit der Existenz des Staates Israel werden wir uns niemals abfinden. Ägypten wird jedoch nicht als erstes angreifen."

    Perthes: "Meine Einschätzung ist, dass Nasser die regionale Spannung erhöhen wollte, dass er Israel provozieren und seine eigene Stellung in der arabischen Welt festigen wollte als jemand, der Israel Paroli bietet, aber dass er selbst nicht auf den Krieg vorbereitet war."

    Am 15. und 16. Mai '67 schickt Nasser zusätzliche Divisionen auf den Sinai. Am 19. Mai fordert er den Abzug der dort stationierten UN-Truppen. Am 22. Mai schließt er mit der Straße von Tiran im Golf von Akaba den einzigen Zugang Israels zum Roten Meer, über das Israel einen Großteil seiner Ölimporte abwickelt. Ministerpräsident Levi Eschkol stellt klar:

    "In der Schließung des Golfes sieht Israel eine Aggression. Wir werden entsprechend reagieren."

    Am 25. Mai fordert Ägypten Syrien, Jordanien, Saudi-Arabien und den Irak auf, ihre Truppen an Israels Grenzen zu stationieren. Am 30. Mai unterzeichnen Ägypten und Jordanien einen Verteidigungspakt.

    Seit fünf Jahren ist Ägypten damals bereits in einen blutigen Bürgerkrieg im Jemen verstrickt und zahlt einen hohen Blutzoll für die panarabische Großmannssucht Abdel Nassers. Um dem Unmut seiner eigenen Truppen zu begegnen, tauscht Nasser große Teile der Armeeführung aus und ersetzt sie durch ihn hörige, aber wenig kompetente Offiziere. Nasser setzt auf Sieg gegen Israel, aber es soll ein Sieg ohne Krieg sein, es soll wie im Suez-Krieg von 1956 ein politischer Sieg sein. Nasser pokert, spielt und blufft. Es gelingt ihm, sein eigenes Volk und die arabischen Bruderstaaten zu täuschen. Er gaukelt ihnen Stärke und Entschlossenheit vor. Doch die israelische Führung kann er nicht täuschen. Sie kennt die wahre Stärke, respektive Schwäche, der ägyptischen Armee und nutzt die einmalige Gelegenheit. Generalstabchef Yitzhak Rabin am dritten Tag des Krieges:

    "Mit dem heutigen Tag können wir behaupten, dass die ägyptische Armee auf dem Sinai vernichtet ist. Zwar gibt es hier und da noch Gefechte mit Einheiten, die versuchen, sich hinter den Suezkanal zurückzuziehen. Um diese kümmern sich unsere Soldaten schon."

    Und sie kümmern sich auch um die syrischen und jordanischen Truppen. König Hussein, der jordanische Regent zwischen Hammer und Amboss, zieht die Bündnistreue zu Nasser den eindringlichen Warnungen Israels vor und tritt in den Krieg ein. Er begeht damit den schwersten politischen Fehler seines Lebens. UN-Generalsekretär Sithu U Thant beschwört den haschemitischen Monarchen, sich aus den Kämpfen herauszuhalten und auch die Neutralität der Vereinten Nationen im Ostteil Jerusalems zu respektieren:

    "Ich appelliere mit höchster Dringlichkeit an seine Majestät, den sofortigen Rückzug der jordanischen Truppen vom Grund und den Gebäuden des Regierungsgeländes in Jerusalem zu befehlen."

    An die 20.000 Gefallene auf arabischer Seite, mehr als 40.000 werden verwundet, 6000 geraten in Gefangenschaft. Rund 400 arabische Kampfflugzeuge werden zerstört, dazu Hunderte von Panzern und Truppentransportern. Auf arabischer Seite gibt es nur Verlierer.

    Rabin: "Heute befindet sich de facto das gesamte Landgebiet westlich des Jordans in unserer Hand, einschließlich der Altstadt von Jerusalem, einschließlich Jericho am Toten Meer."

    Gamal Abdel Nasser, der Ra'iis, der Erfinder des arabischen Sozialismus und selbsternannte Führer der arabischen Welt, ist politisch am Ende und zieht die Konsequenz:

    "Ich bin bereit, die ganze Verantwortung zu tragen, und ich habe eine Entscheidung getroffen, bei der ich euch alle bitte möchte, mir beizustehen. Ich habe mich entschlossen, endgültig und vollständig von allen offiziellen und politischen Ämtern zurückzutreten und zu den Menschen zurückzukehren, um meine Pflichten als einfacher Bürger zu tun."

    Wieder geht das ägyptische Volk massenhaft auf die Straße. Wieder wird für den Präsidenten gebetet. Nasser tritt schließlich von seinem Rücktritt zurück und bleibt bis zu seinem Tod 1970 im Amt. Aber er ist ein gebrochener Mann, der nur noch versuchen kann, sein politisches Erbe zu retten.

    Nasser: "Die Besatzer leben in der Illusion, Gamal Abdel Nasser sei ihr Feind. Eines möchte ich ihnen klar machen: es ist die ganze arabische Nation, nicht nur Gamal Abdel Nasser. Gegner der Bewegung des arabischen Nationalismus versuchen stets, sie als Abdel Nassers Imperium zu porträtieren. Das ist nicht wahr. Die Hoffnung auf die arabische Einheit hat vor Gamal Abdel Nasser begonnen, und sie wird Gamal Abdel Nasser überdauern."

    Nach tagelangem heftigem Hickhack im UN-Sicherheitsrat zwischen der Sowjetunion einerseits sowie den westlichen Ratsmitgliedern andererseits gelingt es dem höchsten Gremium der Vereinten Nationen schließlich, sich auf eine verbindliche Resolution zu einigen:

    "Der Sicherheitsrat bestätigt, dass seine Forderungen nach Waffenruhe und Einstellung aller militärischen Aktionen jegliches Vorschreiten militärischer Einheiten nach Inkrafttreten der Waffenruhe einschließt. Es wird deshalb gefordert, dass die Truppen sofort zu den Stellungen zurückkehren, die sie am Sonnabend, den 10. Juni, zur Zeit der Akzeptierung der Waffenruhe eingenommen haben."

    Innerhalb weniger Tage verdoppelt sich die unter israelischer Kontrolle stehende Landfläche. Israel besetzt die Sinai-Halbinsel und den Gazastreifen von Ägypten, die Golanhöhen von Syrien und das Westjordanland sowie Ostjerusalem von Jordanien. Voller Bitterkeit prognostiziert König Hussein angesichts der Niederlage:

    "Die Schlacht, die am 5. Juni begonnen hat, wird nur eine Schlacht sein in einem langen Krieg. Der politische Staat von David und Salamon bestand nur für 70 Jahre, jener der Kreuzfahrer weniger als 100. Es wäre gut für Israel, noch einmal seine Geschichte zu lesen."

    Zumindest für Jordanien und Ägypten ist der Krieg mittlerweile offiziell vorbei. Beide Staaten haben Friedensverträge mit Israel unterzeichnet. Kairo macht 1979 den Anfang, Amman folgt eineinhalb Jahrzehnte später. Doch von einer Gesamtlösung des Jahrhundertkonflikts ist der Nahe Osten heute noch immer weit entfernt. Vor 40 Jahren aber, sagt der israelische Friedensaktivist Uri Avneri, hofften und glaubten viele seiner Landsleute, der gewaltige Sieg mit den enormen Eroberungen münde in einen Frieden:

    "Ich war im Grunde sehr glücklich darüber, denn meine Idee war, jetzt wo wir alle palästinensischen Gebiete erobert haben, können wir den Palästinensern zum ersten Mal einen Frieden anbieten. Und da ich seit je, seit '48, davon überzeugt war, dass wir nie zu einem wirklichen Frieden kommen, wenn wir nicht den Palästinensern erlauben, einen Staat zu errichten und mit diesem Staat Frieden machen, hatte sich die Lage, wie es damals aussah, zum besten verändert. Denn keiner hat geglaubt damals, dass die Welt uns erlauben wird, diese Gebiete zu behalten. Das war ganz undenkbar."

    Die israelische Regierung bietet den arabischen Staaten bilaterale Friedensgespräche an. Die Führungen in Kairo, Amman und Damaskus schlagen die Angebote aus.

    Nein zum Frieden mit Israel, nein zu Verhandlungen mit Israel, nein zur Anerkennung Israels: Am 1. September 1967 verabschieden acht arabische Staatschefs in der sudanesischen Hauptstadt Khartum eine Erklärung, in der die Fortsetzung des Krieges gegen Israel beschlossen wird. Im November '67 verabschiedet der UN-Sicherheitsrat die UN-Resolution 242. Israel wird darin zum Rückzug aus den besetzten arabischen Gebieten aufgefordert. Die Resolution folgt dem Prinzip "Land für Frieden". Trotz anhaltender Kriegsrhetorik Ende der 60er Jahre, meint Volker Perthes, setzt damals ein langsames Umdenken im arabischen Lager ein:

    "Es hat eine Tendenz zur pragmatischen Neubesinnung gegeben. Die hieß tatsächlich, eher aufrüsten als von Rüstung und Krieg reden, den Krieg vorbereiten als den Krieg propagieren. Es gab dann ja auch wenige Jahre später, 1973, einen neuen Krieg, in dem es Ägypten und Syrien mit der Unterstützung, insbesondere der finanziellen Unterstützung, Saudi-Arabiens tatsächlich gelungen ist, Israel und den Rest der Welt zu überraschen."

    Die verheerende Niederlage der arabischen Armeen bedeutet das Ende für den panarabischen Sozialismus Abdel Nassers. Die arabische Welt stürzt in eine Identitäts- und Sinnkrise, deren Nachwehen bis heute zu spüren sind. Binnen weniger Jahre kommt es zu zahlreichen Umstürzen in Syrien, Libyen, dem Jemen, dem Irak und dem Sudan.

    Perthes: "Die '67er Niederlage hat sicherlich auf der arabischen Seite extrem nationalistischen aber auch religiös gefüllten nationalistischen Ideologien Auftrieb gegeben. Es hat eine Reihe von Gruppen, die sich erst mal sozusagen auf sich selbst besonnen haben, Auftrieb bekommen durch das Scheitern des staatlich organisierten Nationalismus und des staatlich orientierten arabischen Einheitsgedankens, wie er repräsentiert wurde durch Abdel Nasser. So sind auf der einen Seite, der staatlichen Seite, pragmatische Tendenzen gestärkt worden, weniger großmäulig. Das wurde repräsentiert durch Personen wie Sadat in Ägypten und Assad in Syrien. Und auf der populären Ebene tatsächlich eine Reihe von extremistischen Gruppen der nationalistischen und islamistischen Provinienz, Letztere wurden auch unterstützt durch den Aufstieg Saudi-Arabiens und des saudischen Geldes - also den Aufstieg einer extrem konservativen Macht, die plötzlich sehr viel Geld zur Verfügung hatte durch die Steigerung der Ölpreise ab 1973 aufwärts, die damals überhaupt keine Probleme damit hatte, islamische und extrem radikalislamische Bewegungen in der islamischen Welt und darüber hinaus zu unterstützen."

    Nassers Nachfolge, Anwar el-Sadat fördert islamistische Gruppen in Ägypten, um seinen politischen Schwenk zum Westen gegen Linke durchsetzen zu können. Im Oktober '81, zweieinhalb Jahre nachdem er mit Menachem Begin den ägyptisch-israelischen Friedensvertrag unterzeichnet hat, wird er von militanten Islamisten ermordet. Auch in Israel setzt nach '67 eine ideologische Neuausrichtung ein.

    Perthes: "Menachem Begin von der Likud-Partei ist an die Macht gekommen mit Unterstützung von extremeren rechten und religiösen Parteien in Israel; mit Unterstützung auch der Siedlerbewegung, die es dann für ihn und für seine Nachfolger sehr viel schwerer gemacht hat, tatsächlich die besetzten Gebiete - insbesondere Westbank, die Golanhöhen, aber auch den Gazastreifen - tatsächlich noch als Verhandlungsmasse zu betrachten. Es wurden dann ideologische Ansprüche festgemacht auf diese Gebiete, und es gab plötzlich eine bis heute noch wachsende Wählerschicht, so um die 450.000 Personen, die in den besetzten Gebieten leben und von ihrer jeweiligen Regierung verlangen, dort auch dran fest zu halten."

    Der sechs Tage dauernde Juni-Krieg von 1967 war ein dramatischer Einschnitt für den gesamten Nahen Osten. Israel verhandelt und spricht mit seinen arabischen Nachbarn wie auch mit den palästinensischen Gesprächspartnern seitdem aus einer kaum zu erschütternden Position der militärischen Stärke und Überlegenheit heraus. Wichtige Fragen, deren Lösung teilweise bereits vor dem '67er Krieg dringend hätten in Angriff genommen werden müssen, sind noch immer unbeantwortet: das Schicksal der vielen palästinensischen Flüchtlinge und deren Nachkommen, deren Zahl sich je nach Quelle auf 700.000 bis 4,5 Millionen beläuft; die Bildung und der Grenzverlauf eines möglichen palästinensischen Staates; der Status Ostjerusalems; die Rückgabe der Golanhöhen an Syrien; Wasserrechte und Wassernutzung.

    Die Einwohnerzahl Israels hat sich in den vergangenen 40 Jahren auf mehr als sieben Millionen fast verdreifacht. Stark gewachsen ist auch die Zahl der in den palästinensischen Gebieten lebenden Menschen, die auch aufgrund expandierender jüdischer Siedlungen immer weniger Platz haben. Tiefer geworden sind die ideologischen Gräben, die heute stärker geprägt sind durch religiöse Verbrämungen.

    Für Volker Perthes, den Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik, sind die sich nach dem Krieg ergebenden Chancen auf ein friedliches Miteinander nicht genutzt worden:

    "Ich denke, es war schon ein richtiger Sieg, kein Sieg, der nur auf dem Papier da war. Er hat die Gegner Israels sehr nachhaltig geschwächt. Aber natürlich ist ein Sieg immer nur dann gut, wenn man ihn auch in einen Frieden umwandeln kann. Dass das in 40 Jahren nicht geschehen ist, schmälert nicht die militärische, die strategische Bedeutung des Siegs 1967, sondern stellt eher Fragen an die handelnden Politiker in Israel, aber auch in den arabischen Staaten in den 40 Jahren, die seitdem vergangen sind."
    Gamal Abdel Nasser, hier als 36-jähriger Revolutionsgeneral, wird 1954 ägyptischer Staatspräsident
    Gamal Abdel Nasser, hier als 36-jähriger Revolutionsgeneral. (AP Archiv)
    Waffenstillstandslinie zwischen Israel und Syrien
    Waffenstillstandslinie zwischen Israel und Syrien. (AP Archiv)