Von oben sieht das Meer bei Sonnenschein in der Regel sehr friedlich aus. Das Wasser verdeckt die Wunden, die das Ökosystem ertragen muss. Zum Beispiel vor der Halbinsel Darss Zingst in der Nähe des Ortes Wustrow. Das ist nördlich von Rostock. Dort hat Jochen Krause vom Bundesamt für Naturschutz in Vilms beobachtet, wie sich die Bodenfauna nach dem Abbau von Sedimenten regeneriert. Er nutzte die Gelegenheit, als die Küste befestigt werden sollte.
"Dort habe ich eine Stelle, die etwa ein bis zwei Kilometer vom Strand entfernt war und auch zur Strandaufspülung benutzt wurde, untersucht. Das war eine einmalig Entnahme von einer Menge von etwas unter 400.000 Tonnen."
Mit dem Sand und Kies könnte man etwa 8000 Güterwaggons füllen. Der Sedimentabbau vor Wustrow ist kein Einzelfall. Zusammen bauen Nord- und Ostseeanrainer ein Vielfaches davon ab. Vor Wustrow wurde der Sand in rund zwölf Meter Tiefe mit einem so genannten Hopperbagger gewonnen. Das ist ein Schiff mit einem gigantischen Staubsauger, das hin- und herfährt und meterbreite Spuren im Meeresgrund zurücklässt. Krause:
"Wir haben festgestellt dass wir einzelne Spuren drin haben, die so 30 Zentimeter tief sind, aber wir haben Gebiete, wo der Bagger mehrfach hin- und hergefahren ist, und die waren zwischen vier und sechs Meter tiefer als das Originalgebiet. Vorher hatte man eine ebene Sandfläche und danach hat man eine stark gefurchte Sandfläche mit Rinnen und Tälern. Ein vorher ebenes Gebiet sieht aus wie eine Kraterlandschaft."
Der abgesaugte Sand wimmelt von Leben. Unter der Fläche der Größe eines Fußes tummeln sich um die 10.000 Organismen. Unter anderem der Zwiebelwurm, den Jochen Krause als Indikator für den Zustand des Ökosystems beobachtet hat. Zuerst sah es auch nach dem Abbau für die Tiere noch gut aus. An den Stellen, die der Bagger beim Überfahren nicht getroffen hat, überlebten sie und breiteten sich wieder aus. Krause:
"Aber dadurch, dass die Oberflächenstruktur sich sehr geändert hat und wir danach tiefe Rinnen in dem Gebiet hatten, hat sich in diesen Gebieten das hydrographische Regime geändert. Vorher war das sehr strömungsexponiert. Diese Rinnen sind nicht mehr strömungsexponiert und werden zu Sedimentfallen. Dort lagert sich dann nicht dieser originale Sand ein sondern feineres Material an. Es werden zusätzlich auch driftende Algen eingefangen, driftendes organisches Material."
In dieser Umgebung wurde der Sauerstoff knapp. Nach einem halben Jahr konnten die ursprünglichen Bodentiere dort nicht mehr leben. Krause:
"Wir haben dann geguckt, ob die sich wieder ansiedeln können. Die Untersuchungen haben dann gezeigt, dass dieses Sediment nicht geeignet ist, für unseren Indikatororganismus, den Zwiebelwurm, wieder zu kommen."
Auch nach zwei Jahren, dem Ende des Beobachtungszeitraums, hatte sich der Zwiebelwurm nicht wieder angesiedelt. Es gibt Abbaugebiete in England, wo selbst nach zehn Jahren der ursprüngliche Zustand noch nicht wieder hergestellt war. Davon können auch größere Tiere betroffen sein. Wenn Bodentiere fehlen, hat das vermutlich Auswirkung auf die gesamte Nahrungskette bis zu Schweinswalen und Vögeln. Es gibt aber auch Gebiete, wo die Folgen nicht so drastisch sind. Zum Beispiel vor der niederländischen Küste. Dort gibt es Zonen, wo neue Sedimente sehr schnell wieder abgelagert werden, da die See sehr bewegt ist. Oft ist schon nach zwei bis vier Jahren ist das Bodenleben wieder hergestellt. Kraus:
"Und darum ist eben auch mein Vorschlag, zu gucken, wie können wir Sand und Kiesabbau auf die Gebiete konzentrieren, wo wir eben schnelle Wiederherstellungsraten haben."
Um das einschätzen zu können, fehlen zur Zeit aber noch die Karten, in denen die Strömungen, die Art der Sedimente und die Tierarten verzeichnet sind. Jochen Krause, der auch Mitglied in der Arbeitsgruppe zu den Umweltwirkungen des Sedimentabbaus beim internationalen Meeresrat ICES ist, zieht aber auch noch eine andere Schlussfolgerung: Auch Sand am Meer ist in manchen Gebieten eine begrenzte Ressource.
"Dort habe ich eine Stelle, die etwa ein bis zwei Kilometer vom Strand entfernt war und auch zur Strandaufspülung benutzt wurde, untersucht. Das war eine einmalig Entnahme von einer Menge von etwas unter 400.000 Tonnen."
Mit dem Sand und Kies könnte man etwa 8000 Güterwaggons füllen. Der Sedimentabbau vor Wustrow ist kein Einzelfall. Zusammen bauen Nord- und Ostseeanrainer ein Vielfaches davon ab. Vor Wustrow wurde der Sand in rund zwölf Meter Tiefe mit einem so genannten Hopperbagger gewonnen. Das ist ein Schiff mit einem gigantischen Staubsauger, das hin- und herfährt und meterbreite Spuren im Meeresgrund zurücklässt. Krause:
"Wir haben festgestellt dass wir einzelne Spuren drin haben, die so 30 Zentimeter tief sind, aber wir haben Gebiete, wo der Bagger mehrfach hin- und hergefahren ist, und die waren zwischen vier und sechs Meter tiefer als das Originalgebiet. Vorher hatte man eine ebene Sandfläche und danach hat man eine stark gefurchte Sandfläche mit Rinnen und Tälern. Ein vorher ebenes Gebiet sieht aus wie eine Kraterlandschaft."
Der abgesaugte Sand wimmelt von Leben. Unter der Fläche der Größe eines Fußes tummeln sich um die 10.000 Organismen. Unter anderem der Zwiebelwurm, den Jochen Krause als Indikator für den Zustand des Ökosystems beobachtet hat. Zuerst sah es auch nach dem Abbau für die Tiere noch gut aus. An den Stellen, die der Bagger beim Überfahren nicht getroffen hat, überlebten sie und breiteten sich wieder aus. Krause:
"Aber dadurch, dass die Oberflächenstruktur sich sehr geändert hat und wir danach tiefe Rinnen in dem Gebiet hatten, hat sich in diesen Gebieten das hydrographische Regime geändert. Vorher war das sehr strömungsexponiert. Diese Rinnen sind nicht mehr strömungsexponiert und werden zu Sedimentfallen. Dort lagert sich dann nicht dieser originale Sand ein sondern feineres Material an. Es werden zusätzlich auch driftende Algen eingefangen, driftendes organisches Material."
In dieser Umgebung wurde der Sauerstoff knapp. Nach einem halben Jahr konnten die ursprünglichen Bodentiere dort nicht mehr leben. Krause:
"Wir haben dann geguckt, ob die sich wieder ansiedeln können. Die Untersuchungen haben dann gezeigt, dass dieses Sediment nicht geeignet ist, für unseren Indikatororganismus, den Zwiebelwurm, wieder zu kommen."
Auch nach zwei Jahren, dem Ende des Beobachtungszeitraums, hatte sich der Zwiebelwurm nicht wieder angesiedelt. Es gibt Abbaugebiete in England, wo selbst nach zehn Jahren der ursprüngliche Zustand noch nicht wieder hergestellt war. Davon können auch größere Tiere betroffen sein. Wenn Bodentiere fehlen, hat das vermutlich Auswirkung auf die gesamte Nahrungskette bis zu Schweinswalen und Vögeln. Es gibt aber auch Gebiete, wo die Folgen nicht so drastisch sind. Zum Beispiel vor der niederländischen Küste. Dort gibt es Zonen, wo neue Sedimente sehr schnell wieder abgelagert werden, da die See sehr bewegt ist. Oft ist schon nach zwei bis vier Jahren ist das Bodenleben wieder hergestellt. Kraus:
"Und darum ist eben auch mein Vorschlag, zu gucken, wie können wir Sand und Kiesabbau auf die Gebiete konzentrieren, wo wir eben schnelle Wiederherstellungsraten haben."
Um das einschätzen zu können, fehlen zur Zeit aber noch die Karten, in denen die Strömungen, die Art der Sedimente und die Tierarten verzeichnet sind. Jochen Krause, der auch Mitglied in der Arbeitsgruppe zu den Umweltwirkungen des Sedimentabbaus beim internationalen Meeresrat ICES ist, zieht aber auch noch eine andere Schlussfolgerung: Auch Sand am Meer ist in manchen Gebieten eine begrenzte Ressource.