Eigentlich hatte sich Horst Seehofer den heutigen Tag ganz anders vorgestellt. Mit unbeschwertem Jubel bei seiner Kandidaten-Kür. Stattdessen muss der CSU-Chef in diesen Tagen wieder und wieder betonen:
"Wir haben in Bayern kein Amigo-System, und wer mich kennt, weiß, dass das mit mir auch niemals infrage kommen würde."
Aber wer kennt Horst Seehofer wirklich? Es gibt nicht viele in der eigenen Partei, die sich zutrauen, in die tieferen Gedankenschichten des obersten Christsozialen vorzudringen. Markus Söder, Seehofers schärfster innerparteilicher Konkurrent, gewann vor ein paar Tagen viele Lacher mit folgender Pointe:
"Horst Seehofer und ich, wir wollten ein Lied singen, 'Ein Freund, ein guter Freund' … wir haben lange überlegt, meine Damen und Herren, aber festgestellt, der Horst Seehofer und ich, wir haben keine Freunde, also haben wir es sein lassen an dieser Stelle."
Geliebt wird Horst Seehofer in der CSU tatsächlich nicht. Allenfalls geachtet. Und auf jeden Fall gefürchtet. Nur Finanzminister Söder traut sich Scherze wie jenen beim traditionellen Maibock-Anstich im Hofbräuhaus, als es um Horst und eine kühle Blonde ging:
"Welches Bier passt zu Horst Seehofer – Triumphator, Animator … passt nicht so ganz, meine Damen und Herren, das will keiner brauen. Und wir haben das Bier für ihn gefunden, und zwar eiskalt gehopfter Hallodri für unseren Ministerpräsidenten, meine Damen und Herren."
Als "Hallodri" gilt in Bayern qua Definition ein leichtfüßiges, lockeres und wegen seiner Unbeständigkeit unberechenbares Mannsbild. Die bayerische SPD versucht, dieses Seehofer'sche Image mit ihrer Homepage www.drehhofer.de zu persiflieren. SPD-Spitzenkandidat Christian Ude verspottet seinen Kontrahenten gern als Fähnchen im Wind:
"Die roten Linien vergessen zu machen, die man erst als unüberwindliche Hindernisse gepriesen und anschließend im Deutschen Bundestag selber schwungvoll übersprungen hatte, das war nur eine weitere Kehrtwende neben vielen anderen."
Dochwww.drehhofer.de zieht nicht recht. Im Gästebuch und auf Twitter haben die Sozialdemokraten innerhalb eines Monats gerade mal 20 schlappe Einträge generiert. Die Bayern, sagt der Erlanger Professor Friedrich Franke, wüssten Seehofers Wankelmut durchaus einzuschätzen.
"Der Seehofer greift die Wünsche in der Bevölkerung auf, und letztlich: Eine Partei ist ja dazu da, zu repräsentieren die Bevölkerung. Also darf sich er ein bisschen drehen – das gehört ja mit dazu. Ich muss ja immer, was der Mensch will, rüberbringen und gebündelt rüberbringen."
Seehofer selbst begründet seinen bisweilen erratischen Politikstil mit der bayerischen Geschichte. In seinen Bierzeltreden zitiert er gern den Historiker Benno Hubensteiner, der in seiner bajuwarischen Enzyklopädie sinngemäß geschrieben habe:
"Bayern war immer auf der Seite der Sieger gestanden. Und wenn wir mal nicht gesiegt haben, haben wir die Seiten gewechselt, und …"
Im Fall Hoeneß allerdings ist das nicht ganz so einfach. Der Steuerbetrug des FC-Bayern-Präsidenten klebt auch an Seehofer. Ursprünglich hatte die Partei geplant, Bilder von CSU-Freund Uli Hoeneß in jenen Jubelfilm hinein zu schneiden, der heute Abend die Kandidatur des CSU-Chefs flankieren soll. Doch dann musste das Wahlkampf-Team vieles noch mal umschneiden. Der Schüttelschorsch beispielsweise, also der langjährige CSU-Fraktionschef Georg Schmid, wurde rausgeschüttelt aus den Feierlichkeiten des großen Nominierungskonvents in München. Die Familienbetriebsaffäre der bayerischen CSU-Landtags-Abgeordneten verhagelt Seehofer die Kandidaten-Kür. Die Basis ist verunsichert. Frank Völker etwa, CSU-Ortsvorsitzender aus Coburg, spürt in seinem oberfränkischen Wahlbezirk den Gegenwind.
"Ich sage es jetzt mal auf plump bayrisch: Was wir hier in den Ortsverbänden mit unserer Hände Arbeit aufbauen, schmeißen die anderen mit dem Arsch wieder um. Es kommt schlecht an, wir haben die Schwierigkeiten als Ortsvorsitzende oder als Kommunalpolitiker, den Leuten auch das zu erklären, warum und wieso und weshalb, da gibt es keine Erklärung. Das ist einfach – Entschuldigung, es ist einfach eine Schweinerei."
Allerdings, sagt Völker, sei er dankbar, dass Horst Seehofer die Affäre nicht verschweige, sondern offensiv aufarbeite. Der Ministerpräsident stehe für die neue CSU, die mit der alten Amigo-Partei nicht mehr vergleichbar sei.
"Der Horst Seehofer ist auch drauf bedacht, diese CSU zu erneuern, auch zu öffnen, und er macht auch eine gute Arbeit. Und ich denke schon, dass wir auf einem guten Weg sind, aber wie ich sage, wir sind auf einem guten Weg, oder wir waren auf einem guten Weg, und dann kommen wieder so Skandale hoch, und das darf nicht sein."
Wenn die CSU heute Abend Horst Seehofer zum Spitzenkandidaten kürt, wird keine noch so glanzvolle Inszenierung überdecken können, dass die Partei angeschlagen ist. Die aktuellen Umfragen sehen die Christsozialen bei 47 Prozent - aber das war, bevor sich die Abgeordneten-Affäre in der Wählerstimmung niederschlug. Die nächsten Monate werden ein harter Kampf für Horst Seehofer, den am längsten amtierenden Ministerpräsidenten, der bisher nicht vom Volk gewählt worden ist.
"Wir haben in Bayern kein Amigo-System, und wer mich kennt, weiß, dass das mit mir auch niemals infrage kommen würde."
Aber wer kennt Horst Seehofer wirklich? Es gibt nicht viele in der eigenen Partei, die sich zutrauen, in die tieferen Gedankenschichten des obersten Christsozialen vorzudringen. Markus Söder, Seehofers schärfster innerparteilicher Konkurrent, gewann vor ein paar Tagen viele Lacher mit folgender Pointe:
"Horst Seehofer und ich, wir wollten ein Lied singen, 'Ein Freund, ein guter Freund' … wir haben lange überlegt, meine Damen und Herren, aber festgestellt, der Horst Seehofer und ich, wir haben keine Freunde, also haben wir es sein lassen an dieser Stelle."
Geliebt wird Horst Seehofer in der CSU tatsächlich nicht. Allenfalls geachtet. Und auf jeden Fall gefürchtet. Nur Finanzminister Söder traut sich Scherze wie jenen beim traditionellen Maibock-Anstich im Hofbräuhaus, als es um Horst und eine kühle Blonde ging:
"Welches Bier passt zu Horst Seehofer – Triumphator, Animator … passt nicht so ganz, meine Damen und Herren, das will keiner brauen. Und wir haben das Bier für ihn gefunden, und zwar eiskalt gehopfter Hallodri für unseren Ministerpräsidenten, meine Damen und Herren."
Als "Hallodri" gilt in Bayern qua Definition ein leichtfüßiges, lockeres und wegen seiner Unbeständigkeit unberechenbares Mannsbild. Die bayerische SPD versucht, dieses Seehofer'sche Image mit ihrer Homepage www.drehhofer.de zu persiflieren. SPD-Spitzenkandidat Christian Ude verspottet seinen Kontrahenten gern als Fähnchen im Wind:
"Die roten Linien vergessen zu machen, die man erst als unüberwindliche Hindernisse gepriesen und anschließend im Deutschen Bundestag selber schwungvoll übersprungen hatte, das war nur eine weitere Kehrtwende neben vielen anderen."
Dochwww.drehhofer.de zieht nicht recht. Im Gästebuch und auf Twitter haben die Sozialdemokraten innerhalb eines Monats gerade mal 20 schlappe Einträge generiert. Die Bayern, sagt der Erlanger Professor Friedrich Franke, wüssten Seehofers Wankelmut durchaus einzuschätzen.
"Der Seehofer greift die Wünsche in der Bevölkerung auf, und letztlich: Eine Partei ist ja dazu da, zu repräsentieren die Bevölkerung. Also darf sich er ein bisschen drehen – das gehört ja mit dazu. Ich muss ja immer, was der Mensch will, rüberbringen und gebündelt rüberbringen."
Seehofer selbst begründet seinen bisweilen erratischen Politikstil mit der bayerischen Geschichte. In seinen Bierzeltreden zitiert er gern den Historiker Benno Hubensteiner, der in seiner bajuwarischen Enzyklopädie sinngemäß geschrieben habe:
"Bayern war immer auf der Seite der Sieger gestanden. Und wenn wir mal nicht gesiegt haben, haben wir die Seiten gewechselt, und …"
Im Fall Hoeneß allerdings ist das nicht ganz so einfach. Der Steuerbetrug des FC-Bayern-Präsidenten klebt auch an Seehofer. Ursprünglich hatte die Partei geplant, Bilder von CSU-Freund Uli Hoeneß in jenen Jubelfilm hinein zu schneiden, der heute Abend die Kandidatur des CSU-Chefs flankieren soll. Doch dann musste das Wahlkampf-Team vieles noch mal umschneiden. Der Schüttelschorsch beispielsweise, also der langjährige CSU-Fraktionschef Georg Schmid, wurde rausgeschüttelt aus den Feierlichkeiten des großen Nominierungskonvents in München. Die Familienbetriebsaffäre der bayerischen CSU-Landtags-Abgeordneten verhagelt Seehofer die Kandidaten-Kür. Die Basis ist verunsichert. Frank Völker etwa, CSU-Ortsvorsitzender aus Coburg, spürt in seinem oberfränkischen Wahlbezirk den Gegenwind.
"Ich sage es jetzt mal auf plump bayrisch: Was wir hier in den Ortsverbänden mit unserer Hände Arbeit aufbauen, schmeißen die anderen mit dem Arsch wieder um. Es kommt schlecht an, wir haben die Schwierigkeiten als Ortsvorsitzende oder als Kommunalpolitiker, den Leuten auch das zu erklären, warum und wieso und weshalb, da gibt es keine Erklärung. Das ist einfach – Entschuldigung, es ist einfach eine Schweinerei."
Allerdings, sagt Völker, sei er dankbar, dass Horst Seehofer die Affäre nicht verschweige, sondern offensiv aufarbeite. Der Ministerpräsident stehe für die neue CSU, die mit der alten Amigo-Partei nicht mehr vergleichbar sei.
"Der Horst Seehofer ist auch drauf bedacht, diese CSU zu erneuern, auch zu öffnen, und er macht auch eine gute Arbeit. Und ich denke schon, dass wir auf einem guten Weg sind, aber wie ich sage, wir sind auf einem guten Weg, oder wir waren auf einem guten Weg, und dann kommen wieder so Skandale hoch, und das darf nicht sein."
Wenn die CSU heute Abend Horst Seehofer zum Spitzenkandidaten kürt, wird keine noch so glanzvolle Inszenierung überdecken können, dass die Partei angeschlagen ist. Die aktuellen Umfragen sehen die Christsozialen bei 47 Prozent - aber das war, bevor sich die Abgeordneten-Affäre in der Wählerstimmung niederschlug. Die nächsten Monate werden ein harter Kampf für Horst Seehofer, den am längsten amtierenden Ministerpräsidenten, der bisher nicht vom Volk gewählt worden ist.
