Walter Busch, der seinen richtigen Namen lieber nicht genannt haben will, ist evangelischer Pfarrer in einer kleinen Landgemeinde:
" Es war so, dass ich stark unter Schlafstörungen gelitten habe, überhaupt nicht schlafen konnte und so verschiedene Dinge, die hier in der Gemeinde abliefen, dauernd reflektiert habe und darüber nachgegrübelt habe. "
Vor fünf Jahren erlitt Busch plötzlich einen Zusammenbruch, als er mit seiner Frau im Restaurant saß:
" Geäußert hat sich das dadurch, dass ich merkte, dass ich anfing, unkontrollierte Bewegungen zu machen, dass ich weggesackt bin, das Gefühl hatte, ich werde gleich ohnmächtig. Es stellte sich dann heraus, dass es eine hypertonische Krise war, ich hatte schlagartig erhöhten Blutdruck. "
Bis heute leidet der 48-Jährige unter plötzlichen Angstattacken: Dann geht nichts mehr. Um den Alltag zu überstehen, war Walter Busch in psychiatrischer Behandlung und nimmt bis heute Psychopharmaka.
" Was ich nicht machen kann, sind schwierige Beerdigungen ohne Medikamente. Das könnte ich also überhaupt nicht mehr machen, da muss ich Medikamente nehmen. Ich habe die permanent dabei. Das heißt, wenn ich sie vergesse, dann kann ich fast hundertprozentig damit rechnen, dass ich so eine Angstattacke kriege. "
Wenn Pfarrer wie Walter Busch überlastet sind, sich ausgebrannt fühlen, dann behalten sie das meist für sich. Der Seelsorger für die evangelischen Seelsorger ist eigentlich der Landessuperintendent. Doch der ist zugleich der Vorgesetzte, und wird bei psychischen Problemen wohl kaum konsultiert. Die Hilfsangebote der Kirchen sind eher rar. Allein die hannoversche Landeskirche hat feste Stellen für Pastoralpsychologen eingerichtet. Doch auch hier ist ein Pastoralpsychologe wie Karsten Brauer mit einer halben Stelle für fast 1000 kirchliche Mitarbeiter zuständig. Prävention für Burn-out-Gefährdete? Fehlanzeige:
" Wenn was droht, muss man sich selber kümmern. Wir haben keine ausgesprochenen Angebote. Das ist eher so, dass man sucht, wer bietet wo noch etwas an. "
Wer sucht, der findet bundesweit nur zwei Adressen. Das evangelische Haus Respiratio und das katholische Recollectio-Haus der fränkischen Abtei Münsterschwarzach bieten Pfarrern, die sich ausgebrannt fühlen, die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, zu entspannen, zu sammeln. Der Psychotherapeut Wunnibald Müller leitet das Recollectio-Haus. Er hat beobachtet, dass das Burn-out-Syndrom bei Pfarrern in den vergangenen Jahren stark zugenommen hat. Das liege nicht nur an der psychischen Belastung des Seelsorge-Berufs, sondern auch an dem strukturellen Problem des Priestermangels und der Personalkürzungen. Immer weniger Pfarrer müssten immer mehr arbeiten - sowohl in der katholischen wie auch in der evangelischen Kirche. Da werde eine glaubwürdige Arbeit immer schwieriger:
" Wenn ich dreimal, wenn ich viermal von Herzen kommend Eucharistie feiern soll, das geht ja gar nicht, das wird zur Routine. Und wenn etwas zur Routine wird, dann wird es lästig, dann wird es öde, dann kotzt es mich an. Stellen Sie sich mal vor, wenn den Priester das, was seine eigentliche Arbeit ausmacht, ankotzt, ja was dann. "
Besonders Pfarrer zwischen dem 40. und dem 50. Lebensjahr seien gefährdet, in eine spirituelle Krise abzurutschen. Wunnibald Müller hat erlebt, dass Priester nicht nur an Gott zweifeln, sondern vollkommen ihren Glauben verlieren:
" Es zeigt sich, dass die Beziehung zu Gott kalt wird. Das ist auch ein typisches Kennzeichen von ausgebrannt sein von Priestern. Sie haben kein Lust mehr zu beten bis dahin, dass er plötzlich überhaupt keine Beziehung mehr hat zu Gott, gar nicht mehr so sicher ist, dass Gott existiert. Wenn dann ein Priester eine Messe liest und von Gott spricht, aber im Grunde ist ihm das Wurst, dann ist das letztlich das Ende. "
In dem dreimonatigen Aufenthalt in dem Recollectio-Haus wechseln sich Einzel- und Gruppengespräche ab mit Bewegungs-, Kunst- oder Atemtherapie sowie mit spirituellen Formen wie Andacht, Gebet und Meditation. Im Kern geht es darum, die Selbstheilungskräfte zu stärken. Das gelingt auch meist. Doch wenn die Pfarrer dann mit neuen Kräften zurück in ihre Gemeinde kommen, stehen sie oft vor den alten Problemen, wie Walter Busch berichtet:
" Da kam ich wieder zurück, da lagen beide andren Kollegen im Krankenhaus, der eine mit einer Thrombose, der andere mit einer Blinddarmentzündung. Ich kam hier wieder rein und hatte gleich die ersten drei Wochen 14 Beerdigungen. Das ist eben die Zwangslage, in der ein Pastor immer steckt. "
" Es war so, dass ich stark unter Schlafstörungen gelitten habe, überhaupt nicht schlafen konnte und so verschiedene Dinge, die hier in der Gemeinde abliefen, dauernd reflektiert habe und darüber nachgegrübelt habe. "
Vor fünf Jahren erlitt Busch plötzlich einen Zusammenbruch, als er mit seiner Frau im Restaurant saß:
" Geäußert hat sich das dadurch, dass ich merkte, dass ich anfing, unkontrollierte Bewegungen zu machen, dass ich weggesackt bin, das Gefühl hatte, ich werde gleich ohnmächtig. Es stellte sich dann heraus, dass es eine hypertonische Krise war, ich hatte schlagartig erhöhten Blutdruck. "
Bis heute leidet der 48-Jährige unter plötzlichen Angstattacken: Dann geht nichts mehr. Um den Alltag zu überstehen, war Walter Busch in psychiatrischer Behandlung und nimmt bis heute Psychopharmaka.
" Was ich nicht machen kann, sind schwierige Beerdigungen ohne Medikamente. Das könnte ich also überhaupt nicht mehr machen, da muss ich Medikamente nehmen. Ich habe die permanent dabei. Das heißt, wenn ich sie vergesse, dann kann ich fast hundertprozentig damit rechnen, dass ich so eine Angstattacke kriege. "
Wenn Pfarrer wie Walter Busch überlastet sind, sich ausgebrannt fühlen, dann behalten sie das meist für sich. Der Seelsorger für die evangelischen Seelsorger ist eigentlich der Landessuperintendent. Doch der ist zugleich der Vorgesetzte, und wird bei psychischen Problemen wohl kaum konsultiert. Die Hilfsangebote der Kirchen sind eher rar. Allein die hannoversche Landeskirche hat feste Stellen für Pastoralpsychologen eingerichtet. Doch auch hier ist ein Pastoralpsychologe wie Karsten Brauer mit einer halben Stelle für fast 1000 kirchliche Mitarbeiter zuständig. Prävention für Burn-out-Gefährdete? Fehlanzeige:
" Wenn was droht, muss man sich selber kümmern. Wir haben keine ausgesprochenen Angebote. Das ist eher so, dass man sucht, wer bietet wo noch etwas an. "
Wer sucht, der findet bundesweit nur zwei Adressen. Das evangelische Haus Respiratio und das katholische Recollectio-Haus der fränkischen Abtei Münsterschwarzach bieten Pfarrern, die sich ausgebrannt fühlen, die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, zu entspannen, zu sammeln. Der Psychotherapeut Wunnibald Müller leitet das Recollectio-Haus. Er hat beobachtet, dass das Burn-out-Syndrom bei Pfarrern in den vergangenen Jahren stark zugenommen hat. Das liege nicht nur an der psychischen Belastung des Seelsorge-Berufs, sondern auch an dem strukturellen Problem des Priestermangels und der Personalkürzungen. Immer weniger Pfarrer müssten immer mehr arbeiten - sowohl in der katholischen wie auch in der evangelischen Kirche. Da werde eine glaubwürdige Arbeit immer schwieriger:
" Wenn ich dreimal, wenn ich viermal von Herzen kommend Eucharistie feiern soll, das geht ja gar nicht, das wird zur Routine. Und wenn etwas zur Routine wird, dann wird es lästig, dann wird es öde, dann kotzt es mich an. Stellen Sie sich mal vor, wenn den Priester das, was seine eigentliche Arbeit ausmacht, ankotzt, ja was dann. "
Besonders Pfarrer zwischen dem 40. und dem 50. Lebensjahr seien gefährdet, in eine spirituelle Krise abzurutschen. Wunnibald Müller hat erlebt, dass Priester nicht nur an Gott zweifeln, sondern vollkommen ihren Glauben verlieren:
" Es zeigt sich, dass die Beziehung zu Gott kalt wird. Das ist auch ein typisches Kennzeichen von ausgebrannt sein von Priestern. Sie haben kein Lust mehr zu beten bis dahin, dass er plötzlich überhaupt keine Beziehung mehr hat zu Gott, gar nicht mehr so sicher ist, dass Gott existiert. Wenn dann ein Priester eine Messe liest und von Gott spricht, aber im Grunde ist ihm das Wurst, dann ist das letztlich das Ende. "
In dem dreimonatigen Aufenthalt in dem Recollectio-Haus wechseln sich Einzel- und Gruppengespräche ab mit Bewegungs-, Kunst- oder Atemtherapie sowie mit spirituellen Formen wie Andacht, Gebet und Meditation. Im Kern geht es darum, die Selbstheilungskräfte zu stärken. Das gelingt auch meist. Doch wenn die Pfarrer dann mit neuen Kräften zurück in ihre Gemeinde kommen, stehen sie oft vor den alten Problemen, wie Walter Busch berichtet:
" Da kam ich wieder zurück, da lagen beide andren Kollegen im Krankenhaus, der eine mit einer Thrombose, der andere mit einer Blinddarmentzündung. Ich kam hier wieder rein und hatte gleich die ersten drei Wochen 14 Beerdigungen. Das ist eben die Zwangslage, in der ein Pastor immer steckt. "