Die See ist ruhig an diesem Morgen. Seit Stunden hält die "G.O. Sars" ihre Position vor der Fjordküste von Tromsø. Das Forscherteam um den Biologen Jan Helge Fosså ist auf der Suche nach unentdeckten Kolonien der Kaltwasserkoralle Lophelia pertusa:
"Auf unserer Expedition wollen wir dokumentieren, an welchen Stellen des Kontinentalsockels sich die Kolonien der Korallen befinden. Die Grundschleppnetze der Trawler haben bereits großen Schaden angerichtet. Dabei war lange Zeit weder uns Forschern noch den Fischern klar, welch enorme ökologische Bedeutung diese Riffe für die biologische Vielfalt des Meeres haben."
Die rot leuchtenden Korallen mit ihren Blumenkohl-Verzweigungen sind nur ein Beispiel für die noch kaum erforschten Gewässer der Arktis, Lebensraum für unzählige Kleinstlebewesen, Fische und Seevögel. Eine kleine Ewigkeit lang lag der Kosmos der Polarmeere unter einer undurchdringlichen Eisdecke. Und nicht alle blicken der eisfreien Zukunft nur mit Sorge entgegen. Die Nordwest-Passage, ein alter Traum der Nordpolfahrer, könnte in absehbarer Zukunft ganzjährig eisfrei sein, prophezeit die Ozeanographin Jolynn Carrol. Sie ist Forschungsleiterin der Consultingfirma "Akvaplan niva", die Konzepte zur umweltgerechten Nutzung von Aquakulturen und Meeren entwickelt:
"Niemand kann in eine Kristallkugel blicken und die Zukunft vorhersagen. Aber der Klimawandel ermöglicht uns schon heute den Vorstoß in Regionen, an die wir früher nicht gedacht haben. Neue Schifffahrtsrouten versprechen einen leichteren Zugang zu den Weltmärkten. Wir werden mehr Menschen, Güter und Rohstoffe bewegen können als bislang. Die Transporte werden auch billiger und sicherer, weil das Eis keine Gefahr mehr für die Schiffe darstellt."
Der Tourismus hat in den Küstengewässern von Spitzbergen, Grönland, Alaska und selbst in der Antarktis stark zugenommen. Patricia Cochrane, Sprecherin der Inuit in Alaska, kann der Entwicklung durchaus positive Seiten abgewinnen, warnt aber auch vor den Folgen, nicht nur für Flora und Fauna:
"Stellen Sie sich eine Gemeinde mit 50 oder 200 Einwohnern vor. Und plötzlich legt ein Schiff mit 400 oder 4000 Passagieren an. So etwas bleibt nicht ohne Folgen für eine Gesellschaft, die lange Zeit kein Geld und keine materiellen Güter kannte."
Unvergessen ist die Havarie der Exxon Valdez: Im Dezember 1986 lief der Öltanker im Prince William Sound vor Alaska auf Grund und verseuchte einen 2000 Kilometer langen Küstenstreifen. Die dort lebenden Fische, Vögel und Meeressäuger vergiften sich über die Nahrungskette, da die Ölreste noch immer nicht abgebaut sind. Viele Schiffe fahren mit billigem Treibstoff. Das Schweröl enthält Schwefel, ein Restprodukt der Petroindustrie. Rückstände des Schiffsdiesels lagern sich auf dem Eis ab, wo sie das Sonnenlicht absorbieren und zur weiteren Erwärmung beitragen. Die Stickoxyde sind giftig und auch photochemisch aktiv. Die Ozon-Belastung nimmt zu. Neil Hamilton, Sprecher des Arktisprogramms der Umweltorganisation WWF, fordert deshalb dringend ein wirksames Abkommen zum Schutz der arktischen Meere:
"Die Schifffahrt in der Arktis ist grundsätzlich mit Gefahren verbunden. Tankerrouten wären ein unverantwortliches Wagnis. Was wir brauchen, ist eine bessere Kontrolle der Schiffsbewegungen. Wir brauchen ein verpflichtendes Abkommen, das Richtlinien für alle Schiffe festlegt. Bislang liegt das einzig und allein im Ermessen der Reeder."
Doch allen mahnenden Worten zum Trotz: Der weltweite Energiehunger und die Aussicht auf neue Schifffahrtsrouten lässt die Sorge um das filigrane Gleichgewicht der Polargebiete verblassen. Der Vorstoß in die Arktis hat längst begonnen.
"Auf unserer Expedition wollen wir dokumentieren, an welchen Stellen des Kontinentalsockels sich die Kolonien der Korallen befinden. Die Grundschleppnetze der Trawler haben bereits großen Schaden angerichtet. Dabei war lange Zeit weder uns Forschern noch den Fischern klar, welch enorme ökologische Bedeutung diese Riffe für die biologische Vielfalt des Meeres haben."
Die rot leuchtenden Korallen mit ihren Blumenkohl-Verzweigungen sind nur ein Beispiel für die noch kaum erforschten Gewässer der Arktis, Lebensraum für unzählige Kleinstlebewesen, Fische und Seevögel. Eine kleine Ewigkeit lang lag der Kosmos der Polarmeere unter einer undurchdringlichen Eisdecke. Und nicht alle blicken der eisfreien Zukunft nur mit Sorge entgegen. Die Nordwest-Passage, ein alter Traum der Nordpolfahrer, könnte in absehbarer Zukunft ganzjährig eisfrei sein, prophezeit die Ozeanographin Jolynn Carrol. Sie ist Forschungsleiterin der Consultingfirma "Akvaplan niva", die Konzepte zur umweltgerechten Nutzung von Aquakulturen und Meeren entwickelt:
"Niemand kann in eine Kristallkugel blicken und die Zukunft vorhersagen. Aber der Klimawandel ermöglicht uns schon heute den Vorstoß in Regionen, an die wir früher nicht gedacht haben. Neue Schifffahrtsrouten versprechen einen leichteren Zugang zu den Weltmärkten. Wir werden mehr Menschen, Güter und Rohstoffe bewegen können als bislang. Die Transporte werden auch billiger und sicherer, weil das Eis keine Gefahr mehr für die Schiffe darstellt."
Der Tourismus hat in den Küstengewässern von Spitzbergen, Grönland, Alaska und selbst in der Antarktis stark zugenommen. Patricia Cochrane, Sprecherin der Inuit in Alaska, kann der Entwicklung durchaus positive Seiten abgewinnen, warnt aber auch vor den Folgen, nicht nur für Flora und Fauna:
"Stellen Sie sich eine Gemeinde mit 50 oder 200 Einwohnern vor. Und plötzlich legt ein Schiff mit 400 oder 4000 Passagieren an. So etwas bleibt nicht ohne Folgen für eine Gesellschaft, die lange Zeit kein Geld und keine materiellen Güter kannte."
Unvergessen ist die Havarie der Exxon Valdez: Im Dezember 1986 lief der Öltanker im Prince William Sound vor Alaska auf Grund und verseuchte einen 2000 Kilometer langen Küstenstreifen. Die dort lebenden Fische, Vögel und Meeressäuger vergiften sich über die Nahrungskette, da die Ölreste noch immer nicht abgebaut sind. Viele Schiffe fahren mit billigem Treibstoff. Das Schweröl enthält Schwefel, ein Restprodukt der Petroindustrie. Rückstände des Schiffsdiesels lagern sich auf dem Eis ab, wo sie das Sonnenlicht absorbieren und zur weiteren Erwärmung beitragen. Die Stickoxyde sind giftig und auch photochemisch aktiv. Die Ozon-Belastung nimmt zu. Neil Hamilton, Sprecher des Arktisprogramms der Umweltorganisation WWF, fordert deshalb dringend ein wirksames Abkommen zum Schutz der arktischen Meere:
"Die Schifffahrt in der Arktis ist grundsätzlich mit Gefahren verbunden. Tankerrouten wären ein unverantwortliches Wagnis. Was wir brauchen, ist eine bessere Kontrolle der Schiffsbewegungen. Wir brauchen ein verpflichtendes Abkommen, das Richtlinien für alle Schiffe festlegt. Bislang liegt das einzig und allein im Ermessen der Reeder."
Doch allen mahnenden Worten zum Trotz: Der weltweite Energiehunger und die Aussicht auf neue Schifffahrtsrouten lässt die Sorge um das filigrane Gleichgewicht der Polargebiete verblassen. Der Vorstoß in die Arktis hat längst begonnen.