Mit großen Ausstellungen rund um Meisterwerke aus ihrer Sammlung - etwa van Goghs Mohnfeld oder Monets Camille-Bildnis - hat die Kunsthalle Bremen in den vergangenen Jahren immer wieder Aufmerksamkeit erregt. Jetzt also ein Ausstellungs-Essay über einen Maler aus der zweiten Reihe der französischen Impressionisten: Gustave Caillebotte. Warum steht der eigentlich hierzulande bis heute im Schatten seiner weltberühmten Maler-Freunde? Der Direktor der Kunsthalle Bremen, Wulf Herzogenrath mutmaßt:
"Das hat sicher damit zu tun, dass er nicht von seiner Kunst leben musste. Es gab ihm sicher eine Freiheit, Unabhängigkeit, dass er diese Bilder gar nicht verkaufen wollte, sondern künstlerische Statements machen konnte, weil er aus einer reichen Familie stammte."
Caillebotte muss trotz seines Reichtums ein bescheidener Mann gewesen sein. Das Vermächtnis von über 70 bedeutenden Impressionisten-Gemälden, das er dem Pariser Staat antrug, umfasste kein einziges seiner eigenen Werke. So stammen alle jetzt in Bremen gezeigten Werke aus dem weit verzweigten Familienbesitz der Caillebottes.
Ein halbes Hundert Bilder zeigt sein Profil in den wichtigsten Facetten: Zunächst den akademisch-sachlichen Beobachter der Familie und ihres Milieus. Hier fallen allerdings schon schräg fluchtende Perspektiven und harte Anschnitte des Mobiliars auf. Nüchtern notierender Bildwitz auch in den Schilderungen der im Umbruch zur Moderne befindlichen Hauptstadt des 19. Jahrhunderts Paris: Blicke vom Balkon auf nahezu leere Plätze, saugende Tiefen, leerer Trottoirs, imposant fluchtende Stahlbrücken am Gare St. Lazare, wo sein Freund Monet zeitgleich seine atmosphärisch dampfende Bahnhofshalle malte.
Eine kleinere Version der berühmten Parkettabzieher, die sich im Musée d'Orsay befinden, zeigt, dass Caillebotte einen scharfen, sozialen Blick hatte. Am liebsten aber malte er das Leben am Strand und auf dem Wasser - Paddeln, Rudern und Segeln. Das Motto der Bremer Ausstellung "Über das Wasser" ist doppeldeutig; die Kuratorin Dorothee Hansen:
"Weil er auch eine Doppelbegabung ist, weil er Maler ist und auch Bootskonstrukteur war. Diese beiden Bereiche ständig miteinander verquickt hat. Das Wasser ist sein Motiv, und auch das Element, auf dem seine Boote fahren. Er hat Boote konstruiert, er hat sie bauen lassen, ist mit ihnen Regatten gefahren und hat sie zum Schluss auch noch gemalt."
Caillebotte - Segelsportler, Sammler und Mäzen - fand im Gespräch mit seinen Malerkollegen, vor allem Renoir und Monet, und im unmittelbar-nüchtern-sportlichen Kontakt mit den Elementen zu einem immer lockereren Stil seiner Malerei. Hier steht er weder Degas noch Sisley an Luftigkeit und Kompositions-Spannung nach.
"Mir scheint, dass es ein Künstler ist, der überraschende Perspektiven einnimmt. Erstaunlich, wenn man diese Bilder aus der Stadt Paris nimmt, wie er von oben blickt, in die Straßenschluchten schaut, und mich hat auch sehr interessiert, wie er diese Gestaltungselemente auf andere Bilder überträgt, wo man das in seinen Bildern von Ruderern oder vom Wasser wieder finden kann."
Der Arbeitsrhythmus der Parkett-Abzieher ähnelt verblüffend dem ruderziehenden Taktschlag der professionellen Wassersportler. Hier ist Caillebotte ganz bei sich; anders als seine Impressionistenfreunde malte er nicht die amourösen Freuden oder kulinarischen Genüsse verschwiegener Kahnpartien in der Dämmerung; er - ein Pionier des modernen Segelbootbaus - setzte die sportive Schönheit spröder Bootskörper und duffer Segelflächen ins Bild.
Konstruktionsskizzen und Modelle zeigen, dass der Bootsbau für ihn alles andere als ein Hobby war. So mag der Bremer Blickfang berechtigt sein: ein original Eins-zu-eins-Nachbau des von Caillebotte konstruierten Seglers "Roastbeef". Die Yacht stimmt den Besucher gleich im Foyer auf den maritimen Grundton der Schau ein: Wie kommt das Boot in die Kunsthalle? Wie das Buddelschiff in die Flasche.
"Das hat sicher damit zu tun, dass er nicht von seiner Kunst leben musste. Es gab ihm sicher eine Freiheit, Unabhängigkeit, dass er diese Bilder gar nicht verkaufen wollte, sondern künstlerische Statements machen konnte, weil er aus einer reichen Familie stammte."
Caillebotte muss trotz seines Reichtums ein bescheidener Mann gewesen sein. Das Vermächtnis von über 70 bedeutenden Impressionisten-Gemälden, das er dem Pariser Staat antrug, umfasste kein einziges seiner eigenen Werke. So stammen alle jetzt in Bremen gezeigten Werke aus dem weit verzweigten Familienbesitz der Caillebottes.
Ein halbes Hundert Bilder zeigt sein Profil in den wichtigsten Facetten: Zunächst den akademisch-sachlichen Beobachter der Familie und ihres Milieus. Hier fallen allerdings schon schräg fluchtende Perspektiven und harte Anschnitte des Mobiliars auf. Nüchtern notierender Bildwitz auch in den Schilderungen der im Umbruch zur Moderne befindlichen Hauptstadt des 19. Jahrhunderts Paris: Blicke vom Balkon auf nahezu leere Plätze, saugende Tiefen, leerer Trottoirs, imposant fluchtende Stahlbrücken am Gare St. Lazare, wo sein Freund Monet zeitgleich seine atmosphärisch dampfende Bahnhofshalle malte.
Eine kleinere Version der berühmten Parkettabzieher, die sich im Musée d'Orsay befinden, zeigt, dass Caillebotte einen scharfen, sozialen Blick hatte. Am liebsten aber malte er das Leben am Strand und auf dem Wasser - Paddeln, Rudern und Segeln. Das Motto der Bremer Ausstellung "Über das Wasser" ist doppeldeutig; die Kuratorin Dorothee Hansen:
"Weil er auch eine Doppelbegabung ist, weil er Maler ist und auch Bootskonstrukteur war. Diese beiden Bereiche ständig miteinander verquickt hat. Das Wasser ist sein Motiv, und auch das Element, auf dem seine Boote fahren. Er hat Boote konstruiert, er hat sie bauen lassen, ist mit ihnen Regatten gefahren und hat sie zum Schluss auch noch gemalt."
Caillebotte - Segelsportler, Sammler und Mäzen - fand im Gespräch mit seinen Malerkollegen, vor allem Renoir und Monet, und im unmittelbar-nüchtern-sportlichen Kontakt mit den Elementen zu einem immer lockereren Stil seiner Malerei. Hier steht er weder Degas noch Sisley an Luftigkeit und Kompositions-Spannung nach.
"Mir scheint, dass es ein Künstler ist, der überraschende Perspektiven einnimmt. Erstaunlich, wenn man diese Bilder aus der Stadt Paris nimmt, wie er von oben blickt, in die Straßenschluchten schaut, und mich hat auch sehr interessiert, wie er diese Gestaltungselemente auf andere Bilder überträgt, wo man das in seinen Bildern von Ruderern oder vom Wasser wieder finden kann."
Der Arbeitsrhythmus der Parkett-Abzieher ähnelt verblüffend dem ruderziehenden Taktschlag der professionellen Wassersportler. Hier ist Caillebotte ganz bei sich; anders als seine Impressionistenfreunde malte er nicht die amourösen Freuden oder kulinarischen Genüsse verschwiegener Kahnpartien in der Dämmerung; er - ein Pionier des modernen Segelbootbaus - setzte die sportive Schönheit spröder Bootskörper und duffer Segelflächen ins Bild.
Konstruktionsskizzen und Modelle zeigen, dass der Bootsbau für ihn alles andere als ein Hobby war. So mag der Bremer Blickfang berechtigt sein: ein original Eins-zu-eins-Nachbau des von Caillebotte konstruierten Seglers "Roastbeef". Die Yacht stimmt den Besucher gleich im Foyer auf den maritimen Grundton der Schau ein: Wie kommt das Boot in die Kunsthalle? Wie das Buddelschiff in die Flasche.