Auffällig viele junge Leute sind gekommen, in den Pausen zwischen den Veranstaltungen bilden sich Grüppchen im Foyer. Bei Kaffee und Häppchen geht es um verpasste Chancen der Vergangenheit und darüber, wie man die Politik der Partei zum Positiven verändern kann. Caroline, Anfang 20, formuliert es so:
"Wir müssen herausfinden, was den Menschen wichtig ist. Es geht um Jobs und um bezahlbare Wohnungen und darum, wie wir die Rezession bekämpfen können, ohne dass zu viele Menschen darunter leiden müssen. Als Oppositionspartei ist es natürlich immer leicht, die Politik der Regierung zu kritisieren. Doch was sind unsere Strategien, um das Defizit zu senken?"
In einem Punkt sind sich alle einig: Die Partei hat die Verbindung zur Arbeiterschaft und damit zu ihrer traditionellen Wählerschicht verloren. Für Leo, Anfang dreißig, durchaus auch Grund zur Selbstkritik.
"Ein Mann aus der Arbeiterschicht hat hier eben ein interessantes Argument gebracht. Er bemerkte, dass hier auf dieser Veranstaltung vor allem geschniegelte Akademiker mit Mittelklassehintergrund vertreten seien, von denen noch nie einer in einem Problembezirk gelebt hat. Damit bin auch ich gemeint. Und der Mann hat absolut Recht. Der Veranstaltungssaal ist voll von politischen Quertreibern, von Karrieristen ohne Fantasie. Doch die werden eines Tages Labours Sargnagel sein. Wir müssen neu definieren, wofür die Partei steht."
Dem Verlust der Regierungsmehrheit zum Trotz geben sich die jungen Labour-Mitglieder optimistisch. Ein Grund dafür ist, dass viele aus London kommen, wo die Partei auf Bezirksebene einige unerwartete Wahlerfolge erzielt hat. Darauf müsse die Partei aufbauen, sagt Martin Kettle, politischer Kolumnist der Tageszeitung The Guardian:
"Ich glaube, dass Labour wieder eine Kraft in der Lokalpolitik werden muss. Während die Partei in Westminster an der Macht war, hat sie in Bezirken und Gemeinden stetig an Einfluss verloren. Inzwischen hält sie sich nur noch in ein paar Bezirken in London und in einigen anderen Städten an der Macht. Trotzdem muss sich Labour auf lokaler Ebene einem enormen Lernprozess stellen, welcher nicht über Nacht zu bewältigen sein wird. Und nur wenn die Partei es schafft, in Bezirken wieder Wahlen zu gewinnen, kann sie daraus Lehren für die große Politik ziehen und sich selbst wieder als Volkspartei bezeichnen, an deren Idee sie sich in den letzten Jahren eigentlich nur noch festgeklammert hat."
Wer aber kann die Labour Party durch diesen Lernprozess führen? Mit seinem Rücktritt als Premierminister gab Gordon Brown gleichzeitig auch den Parteivorsitz auf. Erst im September wird sein Nachfolger gewählt. Unter den Kandidaten befinden sich bekannte Gesichter, darunter der bisherige Bildungsminister Ed Balls und der bisherige Gesundheitsminister Andy Burnham. Auch der ehemalige Minister für Energie und Klimawandel, Ed Miliband, sowie sein älterer Bruder David haben ihre Kandidatur angekündigt. Beiden Miliband-Brüdern werden gute Chancen auf den Posten eingeräumt. Als bisheriger Außenminister ist David der Bekanntere von ihnen. Allerdings macht ihn dies auch anfälliger für Kritik an Labours Fehlern der letzten Jahre. Die Partei müsse jetzt nach vorn blicken, sagt er.
"Wir sind entschlossen, eine moderne Labour Partei aufzubauen, die in die Zukunft schaut. Wir müssen auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen und so wieder regierungsfähig werden. Erstens müssen wir zuhören, und zwar nicht nur unseren Parteimitgliedern, sondern auch den Menschen, die uns nicht diesmal nicht ihre Stimme gegeben haben. Und zweitens müssen wir die Herausforderungen der Zukunft verstehen, die tiefgreifende wirtschaftliche und soziale Veränderungen mit sich bringt."
Eine weitere Kandidatin ist Diane Abbott. Die Tochter jamaikanischer Einwanderer war 1987 die erste schwarze Abgeordnete im britischen Parlament. Doch mit ihrer Ausnahme wirkt das bisherige Kandidatenfeld auffallend gleichförmig. Beobachter merken an, dass die Mehrheit der Bewerber weiße Männer Mitte 40 mit privilegiertem Hintergrund sind. Kritische Stimmen fordern außerdem, die Partei solle sich zunächst thematisch neu sortieren, besonders in den Bereichen Haushaltsdefizit, Bankenregulierung, Umwelt und Wahlreform. Auch eine neue Haltung zur Einwanderung wird regelmäßig gefordert. Erst nachdem solche innerparteilichen Entscheidungen getroffen seien, so die Argumentation, könne sich Labour in eine Führungsdebatte stürzen. Doch das will zumindest David Miliband nicht gelten lassen.
"Der Vorsitzende ist zurückgetreten. Doch wir brauchen einen Vorsitzenden. Und deshalb muss die Führungsdebatte jetzt stattfinden."
"Wir müssen herausfinden, was den Menschen wichtig ist. Es geht um Jobs und um bezahlbare Wohnungen und darum, wie wir die Rezession bekämpfen können, ohne dass zu viele Menschen darunter leiden müssen. Als Oppositionspartei ist es natürlich immer leicht, die Politik der Regierung zu kritisieren. Doch was sind unsere Strategien, um das Defizit zu senken?"
In einem Punkt sind sich alle einig: Die Partei hat die Verbindung zur Arbeiterschaft und damit zu ihrer traditionellen Wählerschicht verloren. Für Leo, Anfang dreißig, durchaus auch Grund zur Selbstkritik.
"Ein Mann aus der Arbeiterschicht hat hier eben ein interessantes Argument gebracht. Er bemerkte, dass hier auf dieser Veranstaltung vor allem geschniegelte Akademiker mit Mittelklassehintergrund vertreten seien, von denen noch nie einer in einem Problembezirk gelebt hat. Damit bin auch ich gemeint. Und der Mann hat absolut Recht. Der Veranstaltungssaal ist voll von politischen Quertreibern, von Karrieristen ohne Fantasie. Doch die werden eines Tages Labours Sargnagel sein. Wir müssen neu definieren, wofür die Partei steht."
Dem Verlust der Regierungsmehrheit zum Trotz geben sich die jungen Labour-Mitglieder optimistisch. Ein Grund dafür ist, dass viele aus London kommen, wo die Partei auf Bezirksebene einige unerwartete Wahlerfolge erzielt hat. Darauf müsse die Partei aufbauen, sagt Martin Kettle, politischer Kolumnist der Tageszeitung The Guardian:
"Ich glaube, dass Labour wieder eine Kraft in der Lokalpolitik werden muss. Während die Partei in Westminster an der Macht war, hat sie in Bezirken und Gemeinden stetig an Einfluss verloren. Inzwischen hält sie sich nur noch in ein paar Bezirken in London und in einigen anderen Städten an der Macht. Trotzdem muss sich Labour auf lokaler Ebene einem enormen Lernprozess stellen, welcher nicht über Nacht zu bewältigen sein wird. Und nur wenn die Partei es schafft, in Bezirken wieder Wahlen zu gewinnen, kann sie daraus Lehren für die große Politik ziehen und sich selbst wieder als Volkspartei bezeichnen, an deren Idee sie sich in den letzten Jahren eigentlich nur noch festgeklammert hat."
Wer aber kann die Labour Party durch diesen Lernprozess führen? Mit seinem Rücktritt als Premierminister gab Gordon Brown gleichzeitig auch den Parteivorsitz auf. Erst im September wird sein Nachfolger gewählt. Unter den Kandidaten befinden sich bekannte Gesichter, darunter der bisherige Bildungsminister Ed Balls und der bisherige Gesundheitsminister Andy Burnham. Auch der ehemalige Minister für Energie und Klimawandel, Ed Miliband, sowie sein älterer Bruder David haben ihre Kandidatur angekündigt. Beiden Miliband-Brüdern werden gute Chancen auf den Posten eingeräumt. Als bisheriger Außenminister ist David der Bekanntere von ihnen. Allerdings macht ihn dies auch anfälliger für Kritik an Labours Fehlern der letzten Jahre. Die Partei müsse jetzt nach vorn blicken, sagt er.
"Wir sind entschlossen, eine moderne Labour Partei aufzubauen, die in die Zukunft schaut. Wir müssen auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen und so wieder regierungsfähig werden. Erstens müssen wir zuhören, und zwar nicht nur unseren Parteimitgliedern, sondern auch den Menschen, die uns nicht diesmal nicht ihre Stimme gegeben haben. Und zweitens müssen wir die Herausforderungen der Zukunft verstehen, die tiefgreifende wirtschaftliche und soziale Veränderungen mit sich bringt."
Eine weitere Kandidatin ist Diane Abbott. Die Tochter jamaikanischer Einwanderer war 1987 die erste schwarze Abgeordnete im britischen Parlament. Doch mit ihrer Ausnahme wirkt das bisherige Kandidatenfeld auffallend gleichförmig. Beobachter merken an, dass die Mehrheit der Bewerber weiße Männer Mitte 40 mit privilegiertem Hintergrund sind. Kritische Stimmen fordern außerdem, die Partei solle sich zunächst thematisch neu sortieren, besonders in den Bereichen Haushaltsdefizit, Bankenregulierung, Umwelt und Wahlreform. Auch eine neue Haltung zur Einwanderung wird regelmäßig gefordert. Erst nachdem solche innerparteilichen Entscheidungen getroffen seien, so die Argumentation, könne sich Labour in eine Führungsdebatte stürzen. Doch das will zumindest David Miliband nicht gelten lassen.
"Der Vorsitzende ist zurückgetreten. Doch wir brauchen einen Vorsitzenden. Und deshalb muss die Führungsdebatte jetzt stattfinden."