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Selbst ist der Umweltschützer

Umwelt. - Wird Klimaerwärmung oder Umweltverschmutzung diskutiert, dann fällt schnell auch der Begriff der Globalisierung. Denn beides sind große Probleme, mit denen wir in einer zusammenwachsenden Welt zu kämpfen haben. Doch von gemeinsamen Konzepten zum Schutz der Umwelt sind wir noch immer weit entfernt, so zumindest das Fazit von Experten, die derzeit in Braunschweig über Strategien für ''Lebenswelten von morgen'' diskutieren.

Jo Schilling |
    Wir rücken enger zusammen. Es ist ganz selbstverständlich mit der Tante in Amerika nur durch Drücken von ein paar Tasten sprechen zu können. Innerhalb weniger Stunden bringen Flugzeuge uns um die ganze Welt.

    Die Globalisierung, so wie wir sie in unserer Generation und noch die Generation unserer Kinder erleben, ist einfach zwangsweise und folgerichtig - das ist ein Rad, das man nie wird zurückdrehen können. Die Globalisierung hängt zusammen mit der erhöhten Mobilität der Menschen, weiterhin hängt sie mit der Kommunikation zusammen, die heute möglich ist, die noch vor 15, 20 Jahren nicht möglich war.

    Professor Norbert Dichtl ist Leiter des Instituts für Siedlungswasserwirtschaft der Universität Braunschweig. Ein Beispiel für die Schattenseite der weltweiten Abhängigkeit: Die höchsten Schadstoffbelastungen in der Muttermilch werden bei Einwohnerinnen in der Nähe des Nordpols gefunden.

    In Regionen, wo praktisch keine Umweltverunreinigung stattfindet, akkumulieren die Schadstoffe und richten dort Schaden an. Das heißt, wir sind hier in den hoch entwickelten Nationen originär verantwortlich für Belastungen an anderer Stelle, also müssen wir diese Verantwortung wahrnehmen und handeln.

    Ob es sich um den Schutz der Umwelt, die Ernährung der Weltbevölkerung oder die Sicherung der Energieversorgung dreht. Die Experten sind überzeugt, dass globale politische Strategien – so schön sie auch klingen – die Probleme nicht lösen können.
    Norbert Dichtl fordert die Verantwortung des Einzelnen und erklärt seine Strategie.

    Die Welt ist wunderbar, rund um den Globus kann man hervorragend Urlaub machen. Ich werde nicht in den USA Urlaub machen, weil die Klimaanlagen, die es dort gibt, die brauche ich nicht, zumindest nicht in dieser Form und, und, und. Es gibt Beispiele ohne Ende, wo man Einfluss nehmen kann, und das sollte man auch tun.

    Welt-Denken ist ein Blick auf den Stromverbrauch oder auf das Herstellerland eines Gerätes. Um in Amerika zu bleiben: Ein durchschnittliches Elektrogerät aus den USA verbraucht etwa dreimal so viel Strom wie ein vergleichbares aus Japan. Der einzelne Kunde steht in der globalen Verantwortung. Politische Strategien wechseln im Rhythmus der Legislaturperioden, wie ganz drastisch die amerikanische Einstellung zum Klimaschutz gezeigt hat. Und wissenschaftliche Netzwerke entstehen gerade erst.

    Für einzelne Problemfelder im Umweltschutzbereich, wenn ich an die Abwasserproblematik denke, gibt es bereits weltweite Netzwerke, so dass man heute bereits konstatieren kann, die Probleme werden weltweit a) zumindest registriert und b) sehr großflächig auch bereits gelöst. Bei anderen Problemen, wenn ich an die globale Klimaproblematik denke, oder an die Verfrachtung von Umweltgiften, da ist die Wissenschaft noch nicht so weit.

    Globalisierung bedeutet nicht, dass jeder mit jedem zusammenarbeitet. Letztlich werden die Probleme in kleinen Arbeitsgemeinschaften gelöst, deren Partner eben nicht über den Flur, sondern über den großen Teich sitzen. Und in erster Linie bedeutet globaler Umweltschutz Entwicklungshilfe. Technologietransfer, Know-How-Transfer sind nach wie vor die Strategien der vernetzten Wissenschafter. Aber das Selbstverständnis beim Export der Technologien hat sich geändert. Aus Entwicklungshilfe ist eine Zusammenarbeit geworden und die wird nicht mehr als Almosen, sondern als Selbstschutz gehandelt, denn die Folgen kommen sicher zurück.