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Selbsthilfe

Alle sprechen von Ich-AG. Doch wer sich mit dem Thema Selbstständigkeit beschäftigt, trifft auch auf das 'alte' Überbrückungsgeld. Eine Tagung will für mehr Klarheit bei den Schritten in die Selbstständigkeit sorgen, und hat dabei besonders die Situation von arbeitslosen Akademikern im Auge.

19.08.2003
    Ein Beitrag von Claudia Müller

    Ich war 4 Jahre Geschäftsführer und bin dann leider aus Kostengründen zum 1. 6 gefeuert worden.

    So wie Anton Lukas ist es auch anderen Teilnehmern des Workshops zum Thema "Überbrückungsgeld oder Ich-AG" ergangen. Die Männer und Frauen haben ihren Job verloren - und wollen sich jetzt selbständig machen. - Mit mehr oder weniger konkreten Geschäftsideen im Kopf sind die meisten gekommen, um Tipps und praktische Ratschläge über die unterschiedlichen Fördermöglichkeiten nach der Hartz-Reform zu erhalten.

    Seminarleiter Andreas Lutz:

    Ich-AG oder Überbrückungsgeld - da gibt's klare Unterschiede. Das Überbrückungsgeld ist das etabliertere Tool. Da kommt in sechs Monaten eine ähnliche Summe wie bei der Ich-AG in drei Jahren. Deshalb ist das für die meisten Leute deutlich attraktiver. Alle Welt spricht von der Ich AG, aber wahrscheinlich werden es dieses Jahr 90.000 sein, die Ich-AG machen. Es werden Größenordnungsmäßig 150.000 bis 160.000 sein, die Überbrückungsgeld in Anspruch nehmen werden.

    Andreas Lutz spricht aus eigener Erfahrung. Er hat im April dieses Jahres ebenfalls seinen Job verloren - und wollte sich daraufhin selbständig machen. Alle Informationen, die man dazu braucht, stellte er im Juni übersichtlich auf einer Website zusammen - und kann sich seither vor Anfragen kaum mehr retten. - Anton Lukas ist ebenfalls über das Internet auf den Workshop gestoßen.

    Erwartungen hier an das Seminar. Einmal noch mehr Informationen bekommen über das Überbrückungsgeld. Antragsstellung, Business-Plan, wie viel Zeit muss ich investieren, um die formalen Kriterien zu erfüllen. Ich wollte sehen, was andere Leute machen aus der Arbeitslosigkeit heraus, um auch vielleicht andere Leute kennen zu lernen, mit denen man zusammen arbeiten kann.

    Schon vor der Teilnahme an dem Seminar stand für den Wirtschaftsingenieur fest, dass er ein Unternehmen gründen will:

    Ich werde mich selbständig machen im Bereich des Consulting. Dabei werde ich mich auf zwei Bereiche konzentrieren, die regionale Entwicklung und die klassische Unternehmensberatung, insbesondere auf den Focus junge technologieorientierte Unternehmensgründungen.

    Zeit für Illusionen bleibt in dem Workshop übrigens nicht. Gerade für den Bereich Unternehmensberatung warnt Seminarleiter Andreas Lutz vor allzu großen Hoffnungen: Zu viele arbeitslose Berater tummeln sich derzeit auf dem Markt; mit einer Unternehmens-Pleite muss also - realistisch gesehen - gerechnet werden. - Anton Lukas will sich dadurch nicht entmutigen lassen

    Man hat das natürlich im Hinterkopf haben. Wenn aber jemand eine gute Idee im Kopf hat und ein Unternehmertyp ist, dann sind die Erfolgsaussichten sehr groß.

    Wichtigstes Ziel des Workshops ist es ohnehin die Frage zu klären, ob eine Existenzgründung wirklich ein Weg aus der Arbeitslosigkeit ist - oder nur eine Flucht. Und letzteres trifft auf Anton Lukas mit Sicherheit nicht zu.