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Selbstinitiative Bildung
Wieder Lernen lernen

Sprachkenntnisse auffrischen oder eine neue Sprache lernen, einen Kurs in Photoshop besuchen, einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren – ein Versicherer unterstützt darin seine Mitarbeiter. Das allgemeine Lernen soll gefördert werden und dafür hat das Unternehmen gute Gründe.

Von Andrea Lueg |
    "Also ich hab Anfang des Jahres einen Autounfall gehabt, bei Schneeglätte, das Ganze war auf der Autobahn, das Auto war danach hinüber und daraus hab ich für mich gesagt, ok ich muss da mal was machen in dem Bereich."
    Felix Doppel meldet sich für ein Fahrsicherheitstraining beim ADAC an. Winterintensivtraining:
    "Hat wahnsinnig Spaß gemacht und ich fühl mich auch viel besser jetzt und viel sicherer."
    Das Besondere dabei: Das Fahrsicherheitstraining hat Felix Doppels Arbeitgeber bezahlt, die HUK Coburg Versicherung. Dort arbeitet er als Sachbearbeiter. 2012 hat das Unternehmen die "Selbstinitiative Bildung" eingeführt. Pro Jahr gibt es pro Mitarbeiter 350 Euro, die jeder in seiner Freizeit in Bildung investieren kann. Aus sechs Themenbereichen können Mitarbeiter sich Kurse aussuchen. Kann man sich dabei ein breites Spektrum von Kursen und Anbietern aussuchen, erklärt Susanne Landgraf vom Bereich Personalentwicklung.
    "Unsere Mitarbeiter haben die Möglichkeit, die begehrten Fremdsprachenkurse zu besuchen, PC und Softwarethemen, wir sind auch ein zertifiziertes Unternehmen in Richtung Eltern-Kind-Themen, da ist zum Beispiel Erste Hilfe bei Kindern, dann haben wir die Sicherheit im Alltag und wir haben auch einen großen Themenbereich Persönlichkeit, Beruf und Karriere, da findet sich vieles wieder, was der Mitarbeiter Richtung Präsentieren, Moderieren schon immer gern mal machen wollte, breites Spektrum also."
    Eine der wenigen Einschränkungen: Geld gibt es nur für nicht jobspezifische Kurse. Für alles andere wird durch die Weiterbildungen im Unternehmen gesorgt.
    "Also alles, was er für seinen Job braucht, was er für seine Tätigkeit braucht, läuft natürlich bei voller Bezahlung und auch bei Arbeitszeit, das ist logisch."
    Erklärt Personalleiter Peter Klimmt. Mit der Selbstinitiative Bildung soll das allgemeine Lernen gefördert werden und dafür hat das Unternehmen gute Gründe. Denn früher war es so: Mitarbeiter machten eine Ausbildung und danach im Laufe ihrer Karriere fachlich stark eingegrenzte Weiterbildungen. Parallel dazu gibt es im Unternehmen aber immer mehr Veränderungen: Reorganisation von Abteilungen, neue Jobs entstehen, alte Jobs fallen weg, Mitarbeiter müssen ständig neue Dinge lernen.
    "Und die Erfahrung hat gezeigt, dass wir doch eine Reihe von Mitarbeitern haben, die einfach Schwierigkeiten hatten, im Lernprozess zu bleiben und das Lernen wieder lernen mussten. Das war so die Ursprungsidee, dass wir gesagt haben, wir müssen etwas finden, womit wir die Mitarbeiter im Lernprozess halten können."
    So entstand das Projekt, das als Anreiz für die Mitarbeiter gedacht ist, eigenverantwortlich lebenslanges Lernen zu betreiben. Bei Felix Doppel hat der Anreiz durch den Zuschuss funktioniert.
    "Ich denk, wenn man's bezahlt kriegt, dann macht man's ja trotzdem eher auch."
    Kurs und Anbieter können frei gewählt werden. Nach kurzer Abstimmung mit der Personalabteilung ab und los geht’s. Ein paar Einschränkungen bei der Wahl der Kurse gibt es allerdings schon:
    "Kochen für geschiedene Männer, war leider nicht zu genehmigen, weil wir auch in den sechs Themenbereichen bleiben müssen."
    Das Projekt kommt an, etwa 350 Mitarbeiter haben schon einen Kurs gemacht, Tendenz steigend. Und auch das Unternehmen sieht darin für sich einen Gewinn.
    "Wir haben jetzt in unserer letzten Betriebsklimauntersuchung einen um 13 Prozentpunkte höheren Wert bekommen zum Thema vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten im Vergleich zur Vorgängerbefragung."
    Dass das nicht allein durch das Projekt kommt, ist Personalchef Klimmt vollkommen klar. Aber das Programm habe doch einen guten Teil dazu beigetragen. Zum Ende des Jahres hat die Geschäftsleitung deshalb auch beschlossen, das Projekt dauerhaft fortzusetzen. Man könne damit, sagt Klimmt:
    "Mit doch überschaubaren Mitteln, muss man sagen, relativ gute Effekte erzielen."
    Auch andere Unternehmen haben sich schon nach dem Programm erkundigt.
    "Ich glaube, das Konzept lebt durch seine Einfachheit, und das ist das, was gut ankommt und wo auch andere Unternehmen überlegen, es zu übertragen."
    Felix Doppel jedenfalls ist hoch motiviert. Er will auf der Straße noch sicherer werden.
    "Es gibt für dieses Winterintensivtraining einen zweiten Teil, wo das ganze nochmal intensiviert wird und ich werde es auf jeden Fall weiter machen."