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Selbstversuch im Sperrmüllen

Am besten: Fenster auf - und raus mit dem ganzen Krempel! Im hohen Bogen auf die Straße. Krach, bums, klirr, schepper. Ohne Altlasten ins neue Jahr.

Von Jens Rosbach |
    Im Arbeitszimmer geht's los. Da, die Mistecke mit den Papp-Kartons - ein meterhoher Turm aus alten Verpackungen.

    Obwohl: Den Karton vom neuen Computer-Monitor behalte ich besser. Ist ja schließlich noch Garantie drauf. Und der Händler will alle Reklamationen in OVP zurück haben, in Originalverpackung. Und hier, der Pappumschlag der letzten Büchersendung? Kann man immer mal gebrauchen. Und die Schachtel meines Uralt-Rasierers? Okay, die könnte wirklich weg. Aber deswegen jetzt den ganzen Krempel umkrempeln? Eigentlich braucht das Arbeitszimmer ja gar keinen großen Kehraus. Super. Mit dem Raum bin ich ja fix fertig geworden.

    Anders sieht es im Keller aus. Hier finde ich: einen rostigen Auto-Fahrradträger, einen schimmligen Wäscheständer und einen gammligen Teppich; zudem Eimer, Töpfe und Ikea-Holzböcke. Alles Zeug, das ich w i r k l i c h nie wieder brauche. Und das wild verstreut auf dem Kellerboden herum liegt. Dynamit wäre vielleicht eine Lösung.

    Ich entscheide mich fürs kontrollierte Abwracken - samt Prämie. Den alten Fahrradträger könnte man doch bestimmt bei eBay verticken. Für 30 Euro oder so.

    Doch der Fahrradträger ist schreibtischgroß und hat sich zwischen Teppich und einem Holzbock verkeilt. Da komm' ich einfach nicht ran! Müsste vorher den Gammelteppich rauswuchten - aber den kann ich nur nachts in die Hausmülltonne stopfen. Sonst beschwert sich gleich mein Nachbar – von wegen Sperrmüll und Hausordnung und so. Ich warte also besser mit dem Entsorgen bis zum Einbruch der Dunkelheit.

    Auf dem Rückweg in die Wohnung fällt mir der blaue Werbe-Zettel ein, der neulich im Briefkasten lag: "Entrümpelung - schnell, akkurat und zuverlässig". Was kostet das Ausmisten des Krempel-Kellers?

    Am Telefon meldet sich ein Profi-Entsorger mit türkischem Akzent. Er verlangt eine Gerümpel-Liste, um den Aufwand abzuschätzen. Ich sehe mich schon mit Laptop im Keller hocken, bibbernd, und den Dreck fein säuberlich in eine Excel-Tabelle eintragen. Dazu bin ich wirklich nicht "aufgeräumt". Nach langem hin und her nennt der Abfallexperte endlich einen Preis: 150 Euro aufwärts. Ich überschlage: Wenn die Müllmänner kommen, wird's bestimmt dreimal so teurer. Schließlich würde ich ja vorher die Kartons aus dem Arbeitszimmer in den Keller werfen, und unterm Bett liegt auch noch alter Ramsch.

    Aber: Lohnt es sich wirklich, so viel Staub aufzuwirbeln? Und zwar nicht den Müll, aber doch viel Geld zum Fenster hinauszuwerfen? Ich genehmige mir eine Denkpause. So 365 Tage. Vielleicht habe ich ja Glück 2010 – und ein Dieb bricht in meinen Keller ein. Und sieht mit seiner Taschenlampe nicht, was für einen Plunder er da plündert.